Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.Dem Genius der Kühnheit. Eine Hymne. Wer bist du? wie zur Beute, breitet Das Unermeßliche vor dir sich aus, Du Herrlicher! mein Saitenspiel geleitet Dich auch hinab in Plutons dunkles Haus; So flogen auf Ortygias Gestaden, Indeß der Lieder Sturm die Wolken brach, Dem Rebengott die taumelnden Mänaden In wilder Lust durch Hain und Klüfte nach. Einst war, wie mir, der stille Funken Zu freier heitrer Flamme dir erwacht, Du braustest so, von junger Freude trunken, Voll Uebermuths durch deiner Wälder Nacht, Als von der Meisterin, der Noth, geleitet, Dein ungewohnter Arm die Keule schwang, Und drohend sich, vom ersten Feind erbeutet, Die Löwenhaut um deine Schulter schlang. Dem Genius der Kuͤhnheit. Eine Hymne. Wer biſt du? wie zur Beute, breitet Das Unermeßliche vor dir ſich aus, Du Herrlicher! mein Saitenſpiel geleitet Dich auch hinab in Plutons dunkles Haus; So flogen auf Ortygias Geſtaden, Indeß der Lieder Sturm die Wolken brach, Dem Rebengott die taumelnden Maͤnaden In wilder Luſt durch Hain und Kluͤfte nach. Einſt war, wie mir, der ſtille Funken Zu freier heitrer Flamme dir erwacht, Du brausteſt ſo, von junger Freude trunken, Voll Uebermuths durch deiner Waͤlder Nacht, Als von der Meiſterin, der Noth, geleitet, Dein ungewohnter Arm die Keule ſchwang, Und drohend ſich, vom erſten Feind erbeutet, Die Loͤwenhaut um deine Schulter ſchlang. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0016" n="8"/> <div n="1"> <head><hi rendition="#g">Dem Genius der Kuͤhnheit</hi>.</head><lb/> <p><hi rendition="#g">Eine Hymne</hi>.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wer biſt du? wie zur Beute, breitet</l><lb/> <l>Das Unermeßliche vor dir ſich aus,</l><lb/> <l>Du Herrlicher! mein Saitenſpiel geleitet</l><lb/> <l>Dich auch hinab in Plutons dunkles Haus;</l><lb/> <l>So flogen auf Ortygias Geſtaden,</l><lb/> <l>Indeß der Lieder Sturm die Wolken brach,</l><lb/> <l>Dem Rebengott die taumelnden Maͤnaden</l><lb/> <l>In wilder Luſt durch Hain und Kluͤfte nach.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Einſt war, wie mir, der ſtille Funken</l><lb/> <l>Zu freier heitrer Flamme dir erwacht,</l><lb/> <l>Du brausteſt ſo, von junger Freude trunken,</l><lb/> <l>Voll Uebermuths durch deiner Waͤlder Nacht,</l><lb/> <l>Als von der Meiſterin, der Noth, geleitet,</l><lb/> <l>Dein ungewohnter Arm die Keule ſchwang,</l><lb/> <l>Und drohend ſich, vom erſten Feind erbeutet,</l><lb/> <l>Die Loͤwenhaut um deine Schulter ſchlang.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [8/0016]
Dem Genius der Kuͤhnheit.
Eine Hymne.
Wer biſt du? wie zur Beute, breitet
Das Unermeßliche vor dir ſich aus,
Du Herrlicher! mein Saitenſpiel geleitet
Dich auch hinab in Plutons dunkles Haus;
So flogen auf Ortygias Geſtaden,
Indeß der Lieder Sturm die Wolken brach,
Dem Rebengott die taumelnden Maͤnaden
In wilder Luſt durch Hain und Kluͤfte nach.
Einſt war, wie mir, der ſtille Funken
Zu freier heitrer Flamme dir erwacht,
Du brausteſt ſo, von junger Freude trunken,
Voll Uebermuths durch deiner Waͤlder Nacht,
Als von der Meiſterin, der Noth, geleitet,
Dein ungewohnter Arm die Keule ſchwang,
Und drohend ſich, vom erſten Feind erbeutet,
Die Loͤwenhaut um deine Schulter ſchlang.
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Zitationshilfe: | Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoelderlin_gedichte_1826/16>, abgerufen am 23.02.2025. |