Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 4. Leipzig, 1782.

Bild:
<< vorherige Seite

Zweyter Abschnitt. Bestimmung
Natur und Geschmack verschwinden, anlegen. Selbst der Name von chinesischengli-
schen
und englischchinesischen Gärten ist jetzt täglich auf der Zunge des Franzosen,
und hallt in den Schriften dieser Nation nach. Leiser tönt er bey dem Engländer,
der lieber Selbsterfinder der neuen Manier seyn mag, und der diese Ehre verdient.

So war der Begriff vom Garten durch Bedürfniß, durch Mode, Vorurtheile,
Misbräuche und selbst durch die Revolutionen, die der Geschmack in der Gartenkunst
bewirkte, in den verschiedenen Ländern und Zeiten immer der Veränderung unterwor-
fen. Was das eine Zeitalter einen Garten nannte, war in einem andern nicht mehr
eben das, oder es hatte einige Züge angenommen, die von dem vorigen Gemälde blos
eine entfernte Aehnlichkeit übrig ließen.

[Abbildung]
2.

Die Gärten, welche dem Nützlichen gewidmet sind, wurden in den neuern Zei-
ten bequem durch besondre Benennungen unterschieden, die von den Gewächsen und
Früchten genommen sind, deren Cultur sie zum Gegenstande haben. Die Namen
von Küchengärten, von Kräuter- und Gemüsegärten, von Fruchtgärten, Obstgärten,
Baumgärten, Weingärten, u. s. w. unterscheiden sogleich die verschiedenen Arten, und
lassen keinen Zweifel über die vornehmste Bestimmung einer jeden von ihnen übrig.

Von

Zweyter Abſchnitt. Beſtimmung
Natur und Geſchmack verſchwinden, anlegen. Selbſt der Name von chineſiſchengli-
ſchen
und engliſchchineſiſchen Gaͤrten iſt jetzt taͤglich auf der Zunge des Franzoſen,
und hallt in den Schriften dieſer Nation nach. Leiſer toͤnt er bey dem Englaͤnder,
der lieber Selbſterfinder der neuen Manier ſeyn mag, und der dieſe Ehre verdient.

So war der Begriff vom Garten durch Beduͤrfniß, durch Mode, Vorurtheile,
Misbraͤuche und ſelbſt durch die Revolutionen, die der Geſchmack in der Gartenkunſt
bewirkte, in den verſchiedenen Laͤndern und Zeiten immer der Veraͤnderung unterwor-
fen. Was das eine Zeitalter einen Garten nannte, war in einem andern nicht mehr
eben das, oder es hatte einige Zuͤge angenommen, die von dem vorigen Gemaͤlde blos
eine entfernte Aehnlichkeit uͤbrig ließen.

[Abbildung]
2.

Die Gaͤrten, welche dem Nuͤtzlichen gewidmet ſind, wurden in den neuern Zei-
ten bequem durch beſondre Benennungen unterſchieden, die von den Gewaͤchſen und
Fruͤchten genommen ſind, deren Cultur ſie zum Gegenſtande haben. Die Namen
von Kuͤchengaͤrten, von Kraͤuter- und Gemuͤſegaͤrten, von Fruchtgaͤrten, Obſtgaͤrten,
Baumgaͤrten, Weingaͤrten, u. ſ. w. unterſcheiden ſogleich die verſchiedenen Arten, und
laſſen keinen Zweifel uͤber die vornehmſte Beſtimmung einer jeden von ihnen uͤbrig.

Von
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0028" n="24"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Zweyter Ab&#x017F;chnitt. Be&#x017F;timmung</hi></fw><lb/>
Natur und Ge&#x017F;chmack ver&#x017F;chwinden, anlegen. Selb&#x017F;t der Name von <hi rendition="#fr">chine&#x017F;i&#x017F;chengli-<lb/>
&#x017F;chen</hi> und <hi rendition="#fr">engli&#x017F;chchine&#x017F;i&#x017F;chen</hi> Ga&#x0364;rten i&#x017F;t jetzt ta&#x0364;glich auf der Zunge des <hi rendition="#fr">Franzo&#x017F;en</hi>,<lb/>
und hallt in den Schriften die&#x017F;er Nation nach. Lei&#x017F;er to&#x0364;nt er bey dem <hi rendition="#fr">Engla&#x0364;nder</hi>,<lb/>
der lieber Selb&#x017F;terfinder der neuen Manier &#x017F;eyn mag, und der die&#x017F;e Ehre verdient.</p><lb/>
          <p>So war der Begriff vom Garten durch Bedu&#x0364;rfniß, durch Mode, Vorurtheile,<lb/>
Misbra&#x0364;uche und &#x017F;elb&#x017F;t durch die Revolutionen, die der Ge&#x017F;chmack in der Gartenkun&#x017F;t<lb/>
bewirkte, in den ver&#x017F;chiedenen La&#x0364;ndern und Zeiten immer der Vera&#x0364;nderung unterwor-<lb/>
fen. Was das eine Zeitalter einen Garten nannte, war in einem andern nicht mehr<lb/>
eben das, oder es hatte einige Zu&#x0364;ge angenommen, die von dem vorigen Gema&#x0364;lde blos<lb/>
eine entfernte Aehnlichkeit u&#x0364;brig ließen.</p><lb/>
          <figure/>
        </div>
        <div n="3">
          <head> <hi rendition="#b">2.</hi> </head><lb/>
          <p>Die Ga&#x0364;rten, welche dem Nu&#x0364;tzlichen gewidmet &#x017F;ind, wurden in den neuern Zei-<lb/>
ten bequem durch be&#x017F;ondre Benennungen unter&#x017F;chieden, die von den Gewa&#x0364;ch&#x017F;en und<lb/>
Fru&#x0364;chten genommen &#x017F;ind, deren Cultur &#x017F;ie zum Gegen&#x017F;tande haben. Die Namen<lb/>
von Ku&#x0364;chenga&#x0364;rten, von Kra&#x0364;uter- und Gemu&#x0364;&#x017F;ega&#x0364;rten, von Fruchtga&#x0364;rten, Ob&#x017F;tga&#x0364;rten,<lb/>
Baumga&#x0364;rten, Weinga&#x0364;rten, u. &#x017F;. w. unter&#x017F;cheiden &#x017F;ogleich die ver&#x017F;chiedenen Arten, und<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en keinen Zweifel u&#x0364;ber die vornehm&#x017F;te Be&#x017F;timmung einer jeden von ihnen u&#x0364;brig.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Von</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[24/0028] Zweyter Abſchnitt. Beſtimmung Natur und Geſchmack verſchwinden, anlegen. Selbſt der Name von chineſiſchengli- ſchen und engliſchchineſiſchen Gaͤrten iſt jetzt taͤglich auf der Zunge des Franzoſen, und hallt in den Schriften dieſer Nation nach. Leiſer toͤnt er bey dem Englaͤnder, der lieber Selbſterfinder der neuen Manier ſeyn mag, und der dieſe Ehre verdient. So war der Begriff vom Garten durch Beduͤrfniß, durch Mode, Vorurtheile, Misbraͤuche und ſelbſt durch die Revolutionen, die der Geſchmack in der Gartenkunſt bewirkte, in den verſchiedenen Laͤndern und Zeiten immer der Veraͤnderung unterwor- fen. Was das eine Zeitalter einen Garten nannte, war in einem andern nicht mehr eben das, oder es hatte einige Zuͤge angenommen, die von dem vorigen Gemaͤlde blos eine entfernte Aehnlichkeit uͤbrig ließen. [Abbildung] 2. Die Gaͤrten, welche dem Nuͤtzlichen gewidmet ſind, wurden in den neuern Zei- ten bequem durch beſondre Benennungen unterſchieden, die von den Gewaͤchſen und Fruͤchten genommen ſind, deren Cultur ſie zum Gegenſtande haben. Die Namen von Kuͤchengaͤrten, von Kraͤuter- und Gemuͤſegaͤrten, von Fruchtgaͤrten, Obſtgaͤrten, Baumgaͤrten, Weingaͤrten, u. ſ. w. unterſcheiden ſogleich die verſchiedenen Arten, und laſſen keinen Zweifel uͤber die vornehmſte Beſtimmung einer jeden von ihnen uͤbrig. Von

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst4_1782
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst4_1782/28
Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 4. Leipzig, 1782, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst4_1782/28>, abgerufen am 21.11.2024.