Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 3. Leipzig, 1780.

Bild:
<< vorherige Seite

Dritter Abschnitt. Von Tempeln, Grotten,
dieses giebt wieder Heiterkeit, so wie man nach und nach aus dem finstern Auftrin
herauskömmt.

[Abbildung]
IIII.
Capellen.

Diese Werke scheinen fast zu wichtig, um blos Werke zur Nachahmung zu seyn;
so wie man in einigen brittischen Parks gothische Kirchen errichtet hat,
die zu viel Kosten erforderten, als daß man sie blos als überflüßige Denkmäler einer
überlebten Baukunst wieder hätte aufstellen sollen.

Es giebt Gegenden, die sowohl durch ihre Abgelegenheit und Stille, als auch
durch die Dunkelheit ihrer Lage zwischen Bergen und Felsen, und durch den erhabenen
Charakter ihrer Bäume die Seele auf eine ernsthafte und feyerliche Art rühren.
Man findet sie in der Natur, und man kann sie durch Lage und Baumwerk nachbil-
den. In solchen Revieren übergiebt sich der Geist gerne den Betrachtungen über seine
Bestimmung, über die Zukunft und über das höchste Gut, Betrachtungen, die ihn

desto

Dritter Abſchnitt. Von Tempeln, Grotten,
dieſes giebt wieder Heiterkeit, ſo wie man nach und nach aus dem finſtern Auftrin
herauskoͤmmt.

[Abbildung]
IIII.
Capellen.

Dieſe Werke ſcheinen faſt zu wichtig, um blos Werke zur Nachahmung zu ſeyn;
ſo wie man in einigen brittiſchen Parks gothiſche Kirchen errichtet hat,
die zu viel Koſten erforderten, als daß man ſie blos als uͤberfluͤßige Denkmaͤler einer
uͤberlebten Baukunſt wieder haͤtte aufſtellen ſollen.

Es giebt Gegenden, die ſowohl durch ihre Abgelegenheit und Stille, als auch
durch die Dunkelheit ihrer Lage zwiſchen Bergen und Felſen, und durch den erhabenen
Charakter ihrer Baͤume die Seele auf eine ernſthafte und feyerliche Art ruͤhren.
Man findet ſie in der Natur, und man kann ſie durch Lage und Baumwerk nachbil-
den. In ſolchen Revieren uͤbergiebt ſich der Geiſt gerne den Betrachtungen uͤber ſeine
Beſtimmung, uͤber die Zukunft und uͤber das hoͤchſte Gut, Betrachtungen, die ihn

deſto
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <div n="4">
            <p><pb facs="#f0112" n="108"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Dritter Ab&#x017F;chnitt. Von Tempeln, Grotten,</hi></fw><lb/>
die&#x017F;es giebt wieder Heiterkeit, &#x017F;o wie man nach und nach aus dem fin&#x017F;tern Auftrin<lb/>
herausko&#x0364;mmt.</p><lb/>
            <figure/><lb/>
          </div>
        </div>
        <div n="3">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">IIII.</hi><lb/><hi rendition="#g">Capellen</hi>.</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>ie&#x017F;e Werke &#x017F;cheinen fa&#x017F;t zu wichtig, um blos Werke zur Nachahmung zu &#x017F;eyn;<lb/>
&#x017F;o wie man in einigen <hi rendition="#fr">britti&#x017F;chen</hi> Parks <hi rendition="#fr">gothi&#x017F;che</hi> Kirchen errichtet hat,<lb/>
die zu viel Ko&#x017F;ten erforderten, als daß man &#x017F;ie blos als u&#x0364;berflu&#x0364;ßige Denkma&#x0364;ler einer<lb/>
u&#x0364;berlebten Baukun&#x017F;t wieder ha&#x0364;tte auf&#x017F;tellen &#x017F;ollen.</p><lb/>
          <p>Es giebt Gegenden, die &#x017F;owohl durch ihre Abgelegenheit und Stille, als auch<lb/>
durch die Dunkelheit ihrer Lage zwi&#x017F;chen Bergen und Fel&#x017F;en, und durch den erhabenen<lb/>
Charakter ihrer Ba&#x0364;ume die Seele auf eine ern&#x017F;thafte und feyerliche Art ru&#x0364;hren.<lb/>
Man findet &#x017F;ie in der Natur, und man kann &#x017F;ie durch Lage und Baumwerk nachbil-<lb/>
den. In &#x017F;olchen Revieren u&#x0364;bergiebt &#x017F;ich der Gei&#x017F;t gerne den Betrachtungen u&#x0364;ber &#x017F;eine<lb/>
Be&#x017F;timmung, u&#x0364;ber die Zukunft und u&#x0364;ber das ho&#x0364;ch&#x017F;te Gut, Betrachtungen, die ihn<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">de&#x017F;to</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[108/0112] Dritter Abſchnitt. Von Tempeln, Grotten, dieſes giebt wieder Heiterkeit, ſo wie man nach und nach aus dem finſtern Auftrin herauskoͤmmt. [Abbildung] IIII. Capellen. Dieſe Werke ſcheinen faſt zu wichtig, um blos Werke zur Nachahmung zu ſeyn; ſo wie man in einigen brittiſchen Parks gothiſche Kirchen errichtet hat, die zu viel Koſten erforderten, als daß man ſie blos als uͤberfluͤßige Denkmaͤler einer uͤberlebten Baukunſt wieder haͤtte aufſtellen ſollen. Es giebt Gegenden, die ſowohl durch ihre Abgelegenheit und Stille, als auch durch die Dunkelheit ihrer Lage zwiſchen Bergen und Felſen, und durch den erhabenen Charakter ihrer Baͤume die Seele auf eine ernſthafte und feyerliche Art ruͤhren. Man findet ſie in der Natur, und man kann ſie durch Lage und Baumwerk nachbil- den. In ſolchen Revieren uͤbergiebt ſich der Geiſt gerne den Betrachtungen uͤber ſeine Beſtimmung, uͤber die Zukunft und uͤber das hoͤchſte Gut, Betrachtungen, die ihn deſto

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst3_1780
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst3_1780/112
Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 3. Leipzig, 1780, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst3_1780/112>, abgerufen am 03.12.2024.