Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 3. Leipzig, 1780.Einsiedeleyen, Capellen und Ruinen. rührten, und sie zu einer erhabenen Begeisterung hinrissen. Sie theilten einanderihre Beobachtungen mit; und jeder Abend ward mit sittlichen Betrachtungen und stiller Selbstprüfung beschlossen. Man hat in den brittischen Parks angefangen, Tempel der Druiden anzule- dieses *) Tour through the East of England. Vol. IV. S. 16-19. Deutsche Uebers. 4ter Th. S. 268. 269. O 2
Einſiedeleyen, Capellen und Ruinen. ruͤhrten, und ſie zu einer erhabenen Begeiſterung hinriſſen. Sie theilten einanderihre Beobachtungen mit; und jeder Abend ward mit ſittlichen Betrachtungen und ſtiller Selbſtpruͤfung beſchloſſen. Man hat in den brittiſchen Parks angefangen, Tempel der Druiden anzule- dieſes *) Tour through the Eaſt of England. Vol. IV. S. 16-19. Deutſche Ueberſ. 4ter Th. S. 268. 269. O 2
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Einſiedeleyen, Capellen und Ruinen.
ruͤhrten, und ſie zu einer erhabenen Begeiſterung hinriſſen. Sie theilten einander
ihre Beobachtungen mit; und jeder Abend ward mit ſittlichen Betrachtungen und
ſtiller Selbſtpruͤfung beſchloſſen.
Man hat in den brittiſchen Parks angefangen, Tempel der Druiden anzule-
gen. Es iſt eine ſchickliche Idee, dieſen Weiſen der Celten, die in dem tiefſten
Schatten der Waͤlder die Geheimniſſe des Gottesdienſtes lehrten, Gartengebaͤude zu
widmen. Allein es iſt zugleich zu bedauern, daß wir ſo wenig zuverlaͤßige Nachricht
von der Bauart ihrer heiligen Plaͤtze haben; denn die Ueberbleibſel, die man davon
in einigen Laͤndern, vornehmlich in Schottland antrifft, geben, von der Zeit verun-
ſtaltet, nur einen ſehr unvollkommenen Begriff. Ohne Zweifel war ihre Baukunſt
noch nicht uͤber die Graͤnzen der erſten Rohigkeit geſchritten; und ein wilder Haufen
von aufgeworfenen Steinen, mit Erde und Moos verbunden, und von hohen Eichen
uͤberſchattet, war das ganze Werk, das den geweiheten Ort einſchloß. Man darf
hier nichts von Zierlichkeit noch Richtigkeit der Verhaͤltniſſe ſuchen; vielweniger eine
Annaͤherung zu der Architektur der Alten. Dieſe Werke gehoͤren indeſſen zu der ehr-
wuͤrdigen und einfaͤltigen Gattung von Gebaͤuden, wie die Einſiedeleyen, und der
Name von Tempel, der mehr ankuͤndigt, als was ſie waren, ſcheint ihnen weniger
zu gehoͤren. Inzwiſchen fuͤhrt Young *) einen ſolchen Druidentempel in dem
Park zu Halswell bey Bridgewater an, von deſſen Bauart er zu wenig und nichts
mehr ſagt, als daß er in dem gehoͤrigen Styl von Baumrinden ſey. Allein das Re-
vier um dieſen Tempel hat einen Charakter, der nicht gluͤcklicher ausgewaͤhlt ſeyn
koͤnnte. Man tritt in einen Hain von praͤchtigen Eichen, die einen einſamen, wil-
den Platz beſchatten, wo eine klare Quelle am Fuß eines Felſen entſpringt, der mit
Buſchwerk verwachſen iſt, und ein kuͤhnes Anſehen hat. Das Waſſer ſchlaͤngelt ſich
durch den Hain in vielen Kruͤmmungen fort. Wenn man um die Ecke herumkommt,
ſo wird man im dickſten Schatten eine Bruͤcke gewahr, und gelangt zu dem Drui-
dentempel. Der Anblick iſt ganz melancholiſch und eingeſchraͤnkt. Das Waſſer
ſchleicht ruhig vorbey, einen kleinen Fall ausgenommen, der aber dem ſtillen Ein-
druck, den dieſe Scene macht, nicht ſchadet. In einiger Entfernung veraͤndert ſich
der ganze Charakter der Scene wieder. Der Wald erweitert ſich zu beyden Seiten
des Waſſers. Wildbahnen von dem friſcheſten Gruͤn, einzelne duͤnne ſtehende Baͤu-
me, ein ſchoͤner Strom, Blicke in entfernte Gegenden, zierliche Gebaͤude, alles
dieſes
*) Tour through the Eaſt of England. Vol. IV. S. 16-19. Deutſche Ueberſ. 4ter Th.
S. 268. 269.
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