Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 3. Leipzig, 1780.Dritter Abschnitt. Von Tempeln, Grotten, genheit, und ihr ganzes Ansehen kündigt eine fromme Armuth an. Nur Schade,daß die Inschriften in das Unanständige ausarten, und allen Eindruck des Ehrwür- digen zerstören. Die Einsiedeley in dem berühmten Park zu Hagley [Spaltenumbruch]
*) besteht aus alten Stur- "Möchte ich doch in meinem entkräfteten Alter eine ruhige Einsiedeley, ein Aus der Thür dieser moosichten Zelle hat man zwey perspectivische Durchsichten über 6. Um eine Abwechselung zu erhalten, können die gewöhnlichen Einsiedeleyen auch rührten, *) S. Heely Briefe u. s. f. 9ter Br. **) Il Penseroso.
Dritter Abſchnitt. Von Tempeln, Grotten, genheit, und ihr ganzes Anſehen kuͤndigt eine fromme Armuth an. Nur Schade,daß die Inſchriften in das Unanſtaͤndige ausarten, und allen Eindruck des Ehrwuͤr- digen zerſtoͤren. Die Einſiedeley in dem beruͤhmten Park zu Hagley [Spaltenumbruch]
*) beſteht aus alten Stur- „Moͤchte ich doch in meinem entkraͤfteten Alter eine ruhige Einſiedeley, ein Aus der Thuͤr dieſer mooſichten Zelle hat man zwey perſpectiviſche Durchſichten uͤber 6. Um eine Abwechſelung zu erhalten, koͤnnen die gewoͤhnlichen Einſiedeleyen auch ruͤhrten, *) S. Heely Briefe u. ſ. f. 9ter Br. **) Il Penſeroſo.
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Dritter Abſchnitt. Von Tempeln, Grotten,
genheit, und ihr ganzes Anſehen kuͤndigt eine fromme Armuth an. Nur Schade,
daß die Inſchriften in das Unanſtaͤndige ausarten, und allen Eindruck des Ehrwuͤr-
digen zerſtoͤren.
Die Einſiedeley in dem beruͤhmten Park zu Hagley
*) beſteht aus alten Stur-
zen und zuſammengefuͤgten Wurzeln, deren Zwiſchenraͤume mit Moos ausgefuͤllt ſind.
Der Fußboden des Vorhauſes iſt mit kleinen Kieſeln artig gepflaſtert, und rings um-
her geht ein Sitz von Stroh. Die Thuͤre fuͤhrt in ein Zimmer, das ungefaͤhr in eben
dem Geſchmack angelegt iſt. Alles hat ein armſeliges Anſehen, und verraͤth eine
Verachtung des Ueberfluſſes in der Welt, wie es ſich fuͤr den Bewohner einer ſolchen
Einſiedeley ſchickt. Man findet hier eine ſehr paſſende Inſchrift, die aus dem Mil-
ton genommen iſt:
„Moͤchte ich doch in meinem entkraͤfteten Alter eine ruhige Einſiedeley, ein
ſchlechtes Kleid und eine bemooſte Zelle finden, wo ich ſitzen, und uͤber je-
den Stern des Firmaments, uͤber jedes vom Thau befeuchtetes Gras nach-
denken kann, bis ich eine vieljaͤhrige Erfahrung und dadurch gleichſam einen
prophetiſchen Geiſt erreiche. Dieß Vergnuͤgen gewaͤhre mir, Melancholie,
ſo will ich gerne mit dir meine Tage beſchließen.“
**)
Aus der Thuͤr dieſer mooſichten Zelle hat man zwey perſpectiviſche Durchſichten uͤber
das entfernte Land, wovon eine uͤber die gegenuͤberſtehenden Baͤume wegſteigt, die an-
dere unter ihnen durchſchleicht. Alles uͤbrige iſt eingeſchloſſen. Vor ſich hat man
einen Theil von einem tiefen waldigten Thal, worinn ein Waſſerſtuͤck liegt, das von
dicken Baͤumen umſchattet wird.
6.
Um eine Abwechſelung zu erhalten, koͤnnen die gewoͤhnlichen Einſiedeleyen auch
mit andern Arten von Wohnſitzen der Melancholie oder einſamen Betrachtung ver-
tauſcht werden. Man darf ſie nicht blos einem merkwuͤrdigen Eremiten der katholi-
ſchen Kirche widmen, ſondern auch dem Andenken irgend eines alten Philoſophen,
der die Einſamkeit liebte. So kann man dem Pythagoras eine Huͤtte weihen.
Unter allen Weltweiſen des Alterthums ſcheint keiner ſich beſſer, als er, auf die Vor-
zuͤge des Landlebens verſtanden zu haben; ehrwuͤrdig und einnehmend war die Lebens-
art, die er ſeine Schuͤler beobachten ließ. Mit dem Aufgang der Sonne ſtanden ſie
auf; ſie erheiterten ſich durch eine angenehme Muſik, giengen in Waͤldern und einſa-
men Gegenden ſpazieren, wo die Stille und die Gegenſtaͤnde der Natur die Seele
ruͤhrten,
*) S. Heely Briefe u. ſ. f. 9ter Br.
**) Il Penſeroſo.
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