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Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 1. Riga, 1767.

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"ren lassen." Jch versuche es, sie Philosophisch
zu erklären; -- aber nicht die Partikel --
denn jede Sprache hat ihren Eigensinn; son-
dern die Jnversionen überhaupt: so wird sich
ihre Erlaubniß und Nutzen von selbst zeigen.



12.

Das Hauptgesez bei der Verbindung der
Worte zu einer ganzen Jdee ist folgendes: *
"Man lasse mehrere Jdeen, die zusammen ei-
"nen Gedanken ausmachen sollen, in der Ord-
"nung folgen, die der Faßlichkeit des Gedan-
"kens, und dem jedesmaligen Zwecke des Re-
"denden gemäß ist. Nun kann der Zweck des
"Redenden in tausend Fällen einerlei seyn;
"also wird es eine gewisse allgemeine Con-
"struktionsordnung geben. Hundert mal
"aber gibt es einen besondern Zweck des Red-
"ners, und denn ist die Sprache die beste,
"welche räumig gnug aufgeschürzt ist, um ih-
"re Ordnung nach diesem Zwecke wenden zu
"können."

Stel-
* Litt. Br. Th. 17. p. 184.

„ren laſſen.„ Jch verſuche es, ſie Philoſophiſch
zu erklaͤren; — aber nicht die Partikel —
denn jede Sprache hat ihren Eigenſinn; ſon-
dern die Jnverſionen uͤberhaupt: ſo wird ſich
ihre Erlaubniß und Nutzen von ſelbſt zeigen.



12.

Das Hauptgeſez bei der Verbindung der
Worte zu einer ganzen Jdee iſt folgendes: *
„Man laſſe mehrere Jdeen, die zuſammen ei-
„nen Gedanken ausmachen ſollen, in der Ord-
„nung folgen, die der Faßlichkeit des Gedan-
„kens, und dem jedesmaligen Zwecke des Re-
„denden gemaͤß iſt. Nun kann der Zweck des
„Redenden in tauſend Faͤllen einerlei ſeyn;
„alſo wird es eine gewiſſe allgemeine Con-
„ſtruktionsordnung geben. Hundert mal
„aber gibt es einen beſondern Zweck des Red-
„ners, und denn iſt die Sprache die beſte,
„welche raͤumig gnug aufgeſchuͤrzt iſt, um ih-
„re Ordnung nach dieſem Zwecke wenden zu
„koͤnnen.„

Stel-
* Litt. Br. Th. 17. p. 184.
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[95/0099] „ren laſſen.„ Jch verſuche es, ſie Philoſophiſch zu erklaͤren; — aber nicht die Partikel — denn jede Sprache hat ihren Eigenſinn; ſon- dern die Jnverſionen uͤberhaupt: ſo wird ſich ihre Erlaubniß und Nutzen von ſelbſt zeigen. 12. Das Hauptgeſez bei der Verbindung der Worte zu einer ganzen Jdee iſt folgendes: * „Man laſſe mehrere Jdeen, die zuſammen ei- „nen Gedanken ausmachen ſollen, in der Ord- „nung folgen, die der Faßlichkeit des Gedan- „kens, und dem jedesmaligen Zwecke des Re- „denden gemaͤß iſt. Nun kann der Zweck des „Redenden in tauſend Faͤllen einerlei ſeyn; „alſo wird es eine gewiſſe allgemeine Con- „ſtruktionsordnung geben. Hundert mal „aber gibt es einen beſondern Zweck des Red- „ners, und denn iſt die Sprache die beſte, „welche raͤumig gnug aufgeſchuͤrzt iſt, um ih- „re Ordnung nach dieſem Zwecke wenden zu „koͤnnen.„ Stel- * Litt. Br. Th. 17. p. 184.

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 1. Riga, 1767, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_litteratur01_1767/99>, abgerufen am 13.11.2024.