Herder, Johann Gottfried von: Abhandlung über den Ursprung der Sprache. Berlin, 1772.Drittes Naturgesetz. So wie das ganze menschliche Geschlecht un- möglich Eine Heerde bleiben konnte: so konn- te es auch nicht Eine Sprache behalten. Es wird also eine Bildung verschiedner National- sprachen. Jm eigentlichen metaphysischen Verstande ist schon werk-
Drittes Naturgeſetz. So wie das ganze menſchliche Geſchlecht un- moͤglich Eine Heerde bleiben konnte: ſo konn- te es auch nicht Eine Sprache behalten. Es wird alſo eine Bildung verſchiedner National- ſprachen. Jm eigentlichen metaphyſiſchen Verſtande iſt ſchon werk-
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Drittes Naturgeſetz.
So wie das ganze menſchliche Geſchlecht un-
moͤglich Eine Heerde bleiben konnte: ſo konn-
te es auch nicht Eine Sprache behalten. Es
wird alſo eine Bildung verſchiedner National-
ſprachen.
Jm eigentlichen metaphyſiſchen Verſtande iſt ſchon
nie eine Sprache bei Mann und Weib, Vater und
Sohn, Kind und Greis moͤglich. Man gehe z. E.
unter den Morgenlaͤndern die langen und kurzen
Vocale, die mancherlei Hauche und Kehlbuchſtaben,
die leichte und ſo mannichfaltige Verwechſelung der
Buchſtaben von einerley Organ, die Ruhe, und
Sprachzeichen, mit allen Verſchiedenheiten, die
ſich ſchriftlich ſo ſchwer ausdruͤcken laßen, durch:
Ton und Accem: Vermehrung und Verringerung
deßelben und hundert andere zufaͤllige Kleinigkeiten
in den Elementen der Sprache: und bemerke auf
der andern Seite die Verſchiedenheit der Sprach-
werk-
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Zitationshilfe: | Herder, Johann Gottfried von: Abhandlung über den Ursprung der Sprache. Berlin, 1772, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_abhandlung_1772/193>, abgerufen am 22.07.2024. |