entgehen, und sind vielleicht verdammt, die lange Ewigkeit hindurch nichts anderes zu hören, als Fugen von Sebastian Bach. Leid ist es mir um so manchen meiner Collegen, z. B. um Rellstab, der ebenfalls dieser Verdammniß nicht entgehen wird, wenn er sich nicht vor seinem Tode zu Rossini bekehrt. Rossini, divino Maestro, Helios von Italien, der du deine klingenden Stralen über die Welt verbreitest! verzeih meinen armen Landsleuten, die dich lästern auf Schreibpapier und auf Löschpapier! Ich aber erfreue mich deiner goldenen Töne, deiner melodischen Lichter, deiner funkelnden Schmetterlingsträume, die mich so lieblich umgaukeln, und mir das Herz küssen, wie mit Lippen der Grazien! Divino Maestro, verzeih meinen armen Landsleuten, die deine Tiefe nicht sehen, weil du sie mit Rosen bedeckst, und denen du nicht gedankenschwer und gründlich genug bist, weil du so leicht flatterst, so gottbe¬ flügelt! -- Freylich, um die heutige italienische
entgehen, und ſind vielleicht verdammt, die lange Ewigkeit hindurch nichts anderes zu hoͤren, als Fugen von Sebaſtian Bach. Leid iſt es mir um ſo manchen meiner Collegen, z. B. um Rellſtab, der ebenfalls dieſer Verdammniß nicht entgehen wird, wenn er ſich nicht vor ſeinem Tode zu Roſſini bekehrt. Roſſini, divino Maestro, Helios von Italien, der du deine klingenden Stralen uͤber die Welt verbreiteſt! verzeih meinen armen Landsleuten, die dich laͤſtern auf Schreibpapier und auf Loͤſchpapier! Ich aber erfreue mich deiner goldenen Toͤne, deiner melodiſchen Lichter, deiner funkelnden Schmetterlingstraͤume, die mich ſo lieblich umgaukeln, und mir das Herz kuͤſſen, wie mit Lippen der Grazien! Divino Maestro, verzeih meinen armen Landsleuten, die deine Tiefe nicht ſehen, weil du ſie mit Roſen bedeckſt, und denen du nicht gedankenſchwer und gruͤndlich genug biſt, weil du ſo leicht flatterſt, ſo gottbe¬ fluͤgelt! — Freylich, um die heutige italieniſche
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0122"n="114"/>
entgehen, und ſind vielleicht verdammt, die lange<lb/>
Ewigkeit hindurch nichts anderes zu hoͤren, als<lb/>
Fugen von Sebaſtian Bach. Leid iſt es mir<lb/>
um ſo manchen meiner Collegen, z. B. um<lb/>
Rellſtab, der ebenfalls dieſer Verdammniß nicht<lb/>
entgehen wird, wenn er ſich nicht vor ſeinem Tode<lb/>
zu Roſſini bekehrt. Roſſini, <hirendition="#aq">divino Maestro</hi>,<lb/>
Helios von Italien, der du deine klingenden Stralen<lb/>
uͤber die Welt verbreiteſt! verzeih meinen armen<lb/>
Landsleuten, die dich laͤſtern auf Schreibpapier<lb/>
und auf Loͤſchpapier! Ich aber erfreue mich deiner<lb/>
goldenen Toͤne, deiner melodiſchen Lichter, deiner<lb/>
funkelnden Schmetterlingstraͤume, die mich ſo<lb/>
lieblich umgaukeln, und mir das Herz kuͤſſen,<lb/>
wie mit Lippen der Grazien! <hirendition="#aq">Divino Maestro</hi>,<lb/>
verzeih meinen armen Landsleuten, die deine<lb/>
Tiefe nicht ſehen, weil du ſie mit Roſen bedeckſt,<lb/>
und denen du nicht gedankenſchwer und gruͤndlich<lb/>
genug biſt, weil du ſo leicht flatterſt, ſo gottbe¬<lb/>
fluͤgelt! — Freylich, um die heutige italieniſche<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[114/0122]
entgehen, und ſind vielleicht verdammt, die lange
Ewigkeit hindurch nichts anderes zu hoͤren, als
Fugen von Sebaſtian Bach. Leid iſt es mir
um ſo manchen meiner Collegen, z. B. um
Rellſtab, der ebenfalls dieſer Verdammniß nicht
entgehen wird, wenn er ſich nicht vor ſeinem Tode
zu Roſſini bekehrt. Roſſini, divino Maestro,
Helios von Italien, der du deine klingenden Stralen
uͤber die Welt verbreiteſt! verzeih meinen armen
Landsleuten, die dich laͤſtern auf Schreibpapier
und auf Loͤſchpapier! Ich aber erfreue mich deiner
goldenen Toͤne, deiner melodiſchen Lichter, deiner
funkelnden Schmetterlingstraͤume, die mich ſo
lieblich umgaukeln, und mir das Herz kuͤſſen,
wie mit Lippen der Grazien! Divino Maestro,
verzeih meinen armen Landsleuten, die deine
Tiefe nicht ſehen, weil du ſie mit Roſen bedeckſt,
und denen du nicht gedankenſchwer und gruͤndlich
genug biſt, weil du ſo leicht flatterſt, ſo gottbe¬
fluͤgelt! — Freylich, um die heutige italieniſche
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/122>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.