Ich aber lag am Rande des Schiffes, Und schaute, träumenden Auges, Hinab in das spiegelklare Wasser, Und schaute tiefer und tiefer -- Bis tief, im Meeresgrunde, Anfangs wie dämmernde Nebel, Jedoch allmählig farbenbestimmter, Kirchenkuppel und Thürme sich zeigten Und endlich, sonnenklar, eine ganze Stadt, Alterthümlich niederländisch, Und menschenbelebt. Bedächtige Männer, schwarzbemäntelt, Mit weißen Halskrausen und Ehrenketten Und langen Degen und langen Gesichtern, Schreiten über den wimmelnden Marktplatz
X. Seegeſpenſt.
Ich aber lag am Rande des Schiffes, Und ſchaute, träumenden Auges, Hinab in das ſpiegelklare Waſſer, Und ſchaute tiefer und tiefer — Bis tief, im Meeresgrunde, Anfangs wie dämmernde Nebel, Jedoch allmählig farbenbeſtimmter, Kirchenkuppel und Thürme ſich zeigten Und endlich, ſonnenklar, eine ganze Stadt, Alterthümlich niederländiſch, Und menſchenbelebt. Bedächtige Männer, ſchwarzbemäntelt, Mit weißen Halskrauſen und Ehrenketten Und langen Degen und langen Geſichtern, Schreiten über den wimmelnden Marktplatz
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X.
Seegeſpenſt.
Ich aber lag am Rande des Schiffes,
Und ſchaute, träumenden Auges,
Hinab in das ſpiegelklare Waſſer,
Und ſchaute tiefer und tiefer —
Bis tief, im Meeresgrunde,
Anfangs wie dämmernde Nebel,
Jedoch allmählig farbenbeſtimmter,
Kirchenkuppel und Thürme ſich zeigten
Und endlich, ſonnenklar, eine ganze Stadt,
Alterthümlich niederländiſch,
Und menſchenbelebt.
Bedächtige Männer, ſchwarzbemäntelt,
Mit weißen Halskrauſen und Ehrenketten
Und langen Degen und langen Geſichtern,
Schreiten über den wimmelnden Marktplatz
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Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_lieder_1827/342>, abgerufen am 22.02.2025.
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