Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 2. Nürnberg, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite

I. Kapitel. Der Mechanismus.
als Objecte sich äusserliche; die fremde Macht
des Schicksals ist daher ganz nur ihre eigene unmit-
telbare Natur
, die Aeusserlichkeit und Zufälligkeit
selbst. Ein eigentliches Schicksal hat nur das Selbstbe-
wußtseyn; weil es frey, in der Einzelnheit seines
Ich daher schlechthin an und für sich ist, und seiner
objectiven Allgemeinheit sich gegenüberstellen, und sich
gegen sie entfremden kann. Aber durch diese Tren-
nung selbst erregt es gegen sich das mechanische Verhält-
niß eines Schicksals. Damit also ein solches Gewalt
über dasselbe haben könne, muß es irgend eine Be-
stimmtheit gegen die wesentliche Allgemeinheit sich gege-
ben, eine That begangen haben. Hiedurch hat es sich
zu einem besondern gemacht, und diß Daseyn ist als
die abstracte Allgemeinheit zugleich die für die Mitthei-
lung seines ihm entfremdeten Wesens offene Seite; an
dieser wird es in den Proceß gerissen. Das Thatlose
Volk ist Tadellos; es ist in die objective, sittliche Allge-
meinheit eingehüllt und darin aufgelöst, ohne die In-
dividualität, welche das Unbewegte bewegt, sich eine
Bestimmtheit nach Aussen, und eine von der objectiven
abgetrennte abstracte Allgemeinheit gibt, womit aber auch
das Subject zu einem seines Wesens entäusserten, einem
Objecte wird, und in das Verhältniß der Aeusser-
lichkeit
gegen seine Natur, und des Mechanismus
getreten ist.

C.
Das Product des mechanischen Processes.

Das Product des formalen Mechanismus ist
das Object überhaupt, eine gleichgültige Totalität, an
welcher die Bestimmtheit als gesetzte ist. Indem
hiedurch das Object als Bestimmtes in den Proceß

ein-

I. Kapitel. Der Mechanismus.
als Objecte ſich aͤuſſerliche; die fremde Macht
des Schickſals iſt daher ganz nur ihre eigene unmit-
telbare Natur
, die Aeuſſerlichkeit und Zufaͤlligkeit
ſelbſt. Ein eigentliches Schickſal hat nur das Selbſtbe-
wußtſeyn; weil es frey, in der Einzelnheit ſeines
Ich daher ſchlechthin an und fuͤr ſich iſt, und ſeiner
objectiven Allgemeinheit ſich gegenuͤberſtellen, und ſich
gegen ſie entfremden kann. Aber durch dieſe Tren-
nung ſelbſt erregt es gegen ſich das mechaniſche Verhaͤlt-
niß eines Schickſals. Damit alſo ein ſolches Gewalt
uͤber daſſelbe haben koͤnne, muß es irgend eine Be-
ſtimmtheit gegen die weſentliche Allgemeinheit ſich gege-
ben, eine That begangen haben. Hiedurch hat es ſich
zu einem beſondern gemacht, und diß Daſeyn iſt als
die abſtracte Allgemeinheit zugleich die fuͤr die Mitthei-
lung ſeines ihm entfremdeten Weſens offene Seite; an
dieſer wird es in den Proceß geriſſen. Das Thatloſe
Volk iſt Tadellos; es iſt in die objective, ſittliche Allge-
meinheit eingehuͤllt und darin aufgeloͤſt, ohne die In-
dividualitaͤt, welche das Unbewegte bewegt, ſich eine
Beſtimmtheit nach Auſſen, und eine von der objectiven
abgetrennte abſtracte Allgemeinheit gibt, womit aber auch
das Subject zu einem ſeines Weſens entaͤuſſerten, einem
Objecte wird, und in das Verhaͤltniß der Aeuſſer-
lichkeit
gegen ſeine Natur, und des Mechanismus
getreten iſt.

C.
Das Product des mechaniſchen Proceſſes.

Das Product des formalen Mechanismus iſt
das Object uͤberhaupt, eine gleichguͤltige Totalitaͤt, an
welcher die Beſtimmtheit als geſetzte iſt. Indem
hiedurch das Object als Beſtimmtes in den Proceß

ein-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0235" n="217"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">I.</hi><hi rendition="#g">Kapitel. Der Mechanismus</hi>.</fw><lb/><hi rendition="#g">als Objecte &#x017F;ich a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erliche</hi>; die fremde Macht<lb/>
des Schick&#x017F;als i&#x017F;t daher ganz nur ihre <hi rendition="#g">eigene unmit-<lb/>
telbare Natur</hi>, die Aeu&#x017F;&#x017F;erlichkeit und Zufa&#x0364;lligkeit<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t. Ein eigentliches Schick&#x017F;al hat nur das Selb&#x017F;tbe-<lb/>
wußt&#x017F;eyn; weil es <hi rendition="#g">frey</hi>, in der <hi rendition="#g">Einzelnheit</hi> &#x017F;eines<lb/>
Ich daher &#x017F;chlechthin <hi rendition="#g">an und fu&#x0364;r &#x017F;ich</hi> i&#x017F;t, und &#x017F;einer<lb/>
objectiven Allgemeinheit &#x017F;ich gegenu&#x0364;ber&#x017F;tellen, und &#x017F;ich<lb/>
gegen &#x017F;ie <hi rendition="#g">entfremden</hi> kann. Aber durch die&#x017F;e Tren-<lb/>
nung &#x017F;elb&#x017F;t erregt es gegen &#x017F;ich das mechani&#x017F;che Verha&#x0364;lt-<lb/>
niß eines Schick&#x017F;als. Damit al&#x017F;o ein &#x017F;olches Gewalt<lb/>
u&#x0364;ber da&#x017F;&#x017F;elbe haben ko&#x0364;nne, muß es irgend eine Be-<lb/>
&#x017F;timmtheit gegen die we&#x017F;entliche Allgemeinheit &#x017F;ich gege-<lb/>
ben, eine <hi rendition="#g">That</hi> begangen haben. Hiedurch hat es &#x017F;ich<lb/>
zu einem <hi rendition="#g">be&#x017F;ondern</hi> gemacht, und diß Da&#x017F;eyn i&#x017F;t als<lb/>
die ab&#x017F;tracte Allgemeinheit zugleich die fu&#x0364;r die Mitthei-<lb/>
lung &#x017F;eines ihm entfremdeten We&#x017F;ens offene Seite; an<lb/>
die&#x017F;er wird es in den Proceß geri&#x017F;&#x017F;en. Das Thatlo&#x017F;e<lb/>
Volk i&#x017F;t Tadellos; es i&#x017F;t in die objective, &#x017F;ittliche Allge-<lb/>
meinheit eingehu&#x0364;llt und darin aufgelo&#x0364;&#x017F;t, ohne die In-<lb/>
dividualita&#x0364;t, welche das Unbewegte bewegt, &#x017F;ich eine<lb/>
Be&#x017F;timmtheit nach Au&#x017F;&#x017F;en, und eine von der objectiven<lb/>
abgetrennte ab&#x017F;tracte Allgemeinheit gibt, womit aber auch<lb/>
das Subject zu einem &#x017F;eines We&#x017F;ens enta&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erten, einem<lb/><hi rendition="#g">Objecte</hi> wird, und in das Verha&#x0364;ltniß der <hi rendition="#g">Aeu&#x017F;&#x017F;er-<lb/>
lichkeit</hi> gegen &#x017F;eine Natur, und des Mechanismus<lb/>
getreten i&#x017F;t.</p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head><hi rendition="#aq">C.</hi><lb/><hi rendition="#g">Das Product des mechani&#x017F;chen Proce&#x017F;&#x017F;es</hi>.</head><lb/>
                <p>Das Product des <hi rendition="#g">formalen</hi> Mechanismus i&#x017F;t<lb/>
das Object u&#x0364;berhaupt, eine gleichgu&#x0364;ltige Totalita&#x0364;t, an<lb/>
welcher die <hi rendition="#g">Be&#x017F;timmtheit</hi> als <hi rendition="#g">ge&#x017F;etzte</hi> i&#x017F;t. Indem<lb/>
hiedurch das Object als <hi rendition="#g">Be&#x017F;timmtes</hi> in den Proceß<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ein-</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[217/0235] I. Kapitel. Der Mechanismus. als Objecte ſich aͤuſſerliche; die fremde Macht des Schickſals iſt daher ganz nur ihre eigene unmit- telbare Natur, die Aeuſſerlichkeit und Zufaͤlligkeit ſelbſt. Ein eigentliches Schickſal hat nur das Selbſtbe- wußtſeyn; weil es frey, in der Einzelnheit ſeines Ich daher ſchlechthin an und fuͤr ſich iſt, und ſeiner objectiven Allgemeinheit ſich gegenuͤberſtellen, und ſich gegen ſie entfremden kann. Aber durch dieſe Tren- nung ſelbſt erregt es gegen ſich das mechaniſche Verhaͤlt- niß eines Schickſals. Damit alſo ein ſolches Gewalt uͤber daſſelbe haben koͤnne, muß es irgend eine Be- ſtimmtheit gegen die weſentliche Allgemeinheit ſich gege- ben, eine That begangen haben. Hiedurch hat es ſich zu einem beſondern gemacht, und diß Daſeyn iſt als die abſtracte Allgemeinheit zugleich die fuͤr die Mitthei- lung ſeines ihm entfremdeten Weſens offene Seite; an dieſer wird es in den Proceß geriſſen. Das Thatloſe Volk iſt Tadellos; es iſt in die objective, ſittliche Allge- meinheit eingehuͤllt und darin aufgeloͤſt, ohne die In- dividualitaͤt, welche das Unbewegte bewegt, ſich eine Beſtimmtheit nach Auſſen, und eine von der objectiven abgetrennte abſtracte Allgemeinheit gibt, womit aber auch das Subject zu einem ſeines Weſens entaͤuſſerten, einem Objecte wird, und in das Verhaͤltniß der Aeuſſer- lichkeit gegen ſeine Natur, und des Mechanismus getreten iſt. C. Das Product des mechaniſchen Proceſſes. Das Product des formalen Mechanismus iſt das Object uͤberhaupt, eine gleichguͤltige Totalitaͤt, an welcher die Beſtimmtheit als geſetzte iſt. Indem hiedurch das Object als Beſtimmtes in den Proceß ein-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik02_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik02_1816/235
Zitationshilfe: Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 2. Nürnberg, 1816, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik02_1816/235>, abgerufen am 21.11.2024.