Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,2. Nürnberg, 1813.Das Wesen. Anmerkung. Die Reflexionsbestimmungen pflegten sonst So wird die wesentliche Bestimmung der Identi- Es ist zunächst nicht abzusehen, warum nur diese cher
Das Weſen. Anmerkung. Die Reflexionsbeſtimmungen pflegten ſonſt So wird die weſentliche Beſtimmung der Identi- Es iſt zunaͤchſt nicht abzuſehen, warum nur dieſe cher
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Das Weſen.
Anmerkung.
Die Reflexionsbeſtimmungen pflegten ſonſt
in die Form von Saͤtzen aufgenommen zu werden,
worin von ihnen ausgeſagt wurde, daß ſie von Allem
gelten. Dieſe Saͤtze galten als die allgemeinen
Denkgeſetze, die allem Denken zum Grunde liegen,
an ihnen ſelbſt abſolut und unbeweisbar ſeyen, aber von
jedem Denken, wie es ihren Sinn faſſe, unmittelbar
und unwiderſprochen als wahr anerkannt und angenom-
men werden.
So wird die weſentliche Beſtimmung der Identi-
taͤt in dem Satze ausgeſprochen: Alles iſt ſich ſelbſt
gleich; A = A. Oder negativ: A kann nicht zugleich A
und nicht A ſeyn.
Es iſt zunaͤchſt nicht abzuſehen, warum nur dieſe
einfachen Beſtimmungen der Reflexion in dieſe beſondere
Form gefaßt werden ſollen, und nicht auch die andern
Kategorien, wie alle Beſtimmtheiten der Sphaͤre des
Seyns. Es ergaͤben ſich die Saͤtze z. B. Alles iſt,
Alles hat ein Daſeyn u. ſ. f. oder Alles hat eine
Qualitaͤt, Quantitaͤt u. ſ. w. Denn Seyn, Da-
ſeyn u. ſ. f. ſind als logiſche Beſtimmungen uͤberhaupt
Praͤdicate von Allem. Die Kategorie iſt ihrer Etymologie
und der Definition des Ariſtoteles nach, dasjenige, was
von dem Seyenden geſagt, behauptet wird. — Allein
eine Beſtimmtheit des Seyns iſt weſentlich ein Ueberge-
hen ins Entgegengeſetzte; die negative einer jeden Be-
ſtimmtheit iſt ſo nothwendig als ſie ſelbſt; als unmittel-
baren Beſtimmtheiten ſteht jeder die andere unmittelbar
gegenuͤber. Wenn dieſe Kategorien daher in ſolche Saͤtze
gefaßt werden, ſo kommen eben ſo ſehr die entgegenge-
ſetzten Saͤtze zum Vorſchein; beyde bieten ſich mit glei-
cher
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