qualitativ unterschieden, und gegen sie die bloß äussern qualitativ gleichgültigen sich als specifische darstellen.
Anmerkung.
Das natürliche Zahlensystem ist schon eine solche Knotenlinie von qualitativen Momenten, die sich in einem bloß äusserlichen Fortgang hervorthun. Es ist ei- nestheils ein bloß quantitatives Vor- und Zurückgehen, ein fortwährendes Hinzuthun oder Wegnehmen, so daß jede Zahl dasselbe arithmetische Verhältniß zu ihrer vorhergehenden und nachfolgenden hat, als diese zu ihrer vorhergehenden und nachfolgenden u. s. f. Aber die hie- durch entstehenden Zahlen haben auch zu andern vorher- gehenden oder folgenden ein specifisches Verhältniß, entweder ein solches vielfaches von einer derselben als eine ganze Zahl ausdrückt, oder Potenz oder Wurzel zu seyn. -- In den musikalischen Verhältnissen, tritt ein harmonisches Verhältniß in der Scale des quantitati- ven Fortgehens durch ein Quantum ein, ohne daß dieses Quantum für sich auf der Scale zu seinem vorhergehen- den und nachfolgenden ein anderes Verhältniß hätte, als diese wieder zu ihren vorhergehenden und nachfolgenden. Indem folgende Töne vom Grundtone sich immer mehr zu entfernen oder Zahlen durch das arithmetische Fortge- hen nur noch mehr andere zu werden scheinen, thut sich vielmehr auf einmal eine Rückkehr, eine überraschende Uebereinstimmung hervor, die nicht durch das unmittelbar vorhergehende qualitativ vorbereitet war, sondern als eine actio in distans, als eine Beziehung zu einem ent- fernten erscheint. Der Fortgang an bloß gleichgültigen Verhältnissen, welche die vorhergehende specifische Rea- lität nicht ändern, oder auch überhaupt keine solche bil- den, unterbricht sich auf einmal, und indem er in quan- titativer Rücksicht auf dieselbe Weise fortgesetzt ist, tritt
somit
Y 2
Das Maaß.
qualitativ unterſchieden, und gegen ſie die bloß aͤuſſern qualitativ gleichguͤltigen ſich als ſpecifiſche darſtellen.
Anmerkung.
Das natuͤrliche Zahlenſyſtem iſt ſchon eine ſolche Knotenlinie von qualitativen Momenten, die ſich in einem bloß aͤuſſerlichen Fortgang hervorthun. Es iſt ei- nestheils ein bloß quantitatives Vor- und Zuruͤckgehen, ein fortwaͤhrendes Hinzuthun oder Wegnehmen, ſo daß jede Zahl daſſelbe arithmetiſche Verhaͤltniß zu ihrer vorhergehenden und nachfolgenden hat, als dieſe zu ihrer vorhergehenden und nachfolgenden u. ſ. f. Aber die hie- durch entſtehenden Zahlen haben auch zu andern vorher- gehenden oder folgenden ein ſpecifiſches Verhaͤltniß, entweder ein ſolches vielfaches von einer derſelben als eine ganze Zahl ausdruͤckt, oder Potenz oder Wurzel zu ſeyn. — In den muſikaliſchen Verhaͤltniſſen, tritt ein harmoniſches Verhaͤltniß in der Scale des quantitati- ven Fortgehens durch ein Quantum ein, ohne daß dieſes Quantum fuͤr ſich auf der Scale zu ſeinem vorhergehen- den und nachfolgenden ein anderes Verhaͤltniß haͤtte, als dieſe wieder zu ihren vorhergehenden und nachfolgenden. Indem folgende Toͤne vom Grundtone ſich immer mehr zu entfernen oder Zahlen durch das arithmetiſche Fortge- hen nur noch mehr andere zu werden ſcheinen, thut ſich vielmehr auf einmal eine Ruͤckkehr, eine uͤberraſchende Uebereinſtimmung hervor, die nicht durch das unmittelbar vorhergehende qualitativ vorbereitet war, ſondern als eine actio in diſtans, als eine Beziehung zu einem ent- fernten erſcheint. Der Fortgang an bloß gleichguͤltigen Verhaͤltniſſen, welche die vorhergehende ſpecifiſche Rea- litaͤt nicht aͤndern, oder auch uͤberhaupt keine ſolche bil- den, unterbricht ſich auf einmal, und indem er in quan- titativer Ruͤckſicht auf dieſelbe Weiſe fortgeſetzt iſt, tritt
ſomit
Y 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0359"n="311"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Das Maaß</hi>.</fw><lb/>
qualitativ unterſchieden, und gegen ſie die bloß aͤuſſern<lb/>
qualitativ gleichguͤltigen ſich als ſpecifiſche darſtellen.</p><lb/><divn="6"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Anmerkung</hi>.</hi></head><lb/><p>Das natuͤrliche Zahlenſyſtem iſt ſchon eine ſolche<lb/><hirendition="#g">Knotenlinie</hi> von qualitativen Momenten, die ſich in<lb/>
einem bloß aͤuſſerlichen Fortgang hervorthun. Es iſt ei-<lb/>
nestheils ein bloß quantitatives Vor- und Zuruͤckgehen,<lb/>
ein fortwaͤhrendes Hinzuthun oder Wegnehmen, ſo daß<lb/>
jede Zahl daſſelbe <hirendition="#g">arithmetiſche</hi> Verhaͤltniß zu ihrer<lb/>
vorhergehenden und nachfolgenden hat, als dieſe zu ihrer<lb/>
vorhergehenden und nachfolgenden u. ſ. f. Aber die hie-<lb/>
durch entſtehenden Zahlen haben auch zu andern vorher-<lb/>
gehenden oder folgenden ein <hirendition="#g">ſpecifiſches</hi> Verhaͤltniß,<lb/>
entweder ein ſolches vielfaches von einer derſelben als<lb/>
eine ganze Zahl ausdruͤckt, oder Potenz oder Wurzel zu<lb/>ſeyn. — In den <hirendition="#g">muſikaliſchen</hi> Verhaͤltniſſen, tritt<lb/>
ein harmoniſches Verhaͤltniß in der Scale des quantitati-<lb/>
ven Fortgehens durch ein Quantum ein, ohne daß dieſes<lb/>
Quantum fuͤr ſich auf der Scale zu ſeinem vorhergehen-<lb/>
den und nachfolgenden ein anderes Verhaͤltniß haͤtte, als<lb/>
dieſe wieder zu ihren vorhergehenden und nachfolgenden.<lb/>
Indem folgende Toͤne vom Grundtone ſich immer mehr<lb/>
zu entfernen oder Zahlen durch das arithmetiſche Fortge-<lb/>
hen nur noch mehr andere zu werden ſcheinen, thut ſich<lb/>
vielmehr auf einmal eine Ruͤckkehr, eine uͤberraſchende<lb/>
Uebereinſtimmung hervor, die nicht durch das unmittelbar<lb/>
vorhergehende qualitativ vorbereitet war, ſondern als<lb/>
eine <hirendition="#aq">actio in diſtans,</hi> als eine Beziehung zu einem ent-<lb/>
fernten erſcheint. Der Fortgang an bloß gleichguͤltigen<lb/>
Verhaͤltniſſen, welche die vorhergehende ſpecifiſche Rea-<lb/>
litaͤt nicht aͤndern, oder auch uͤberhaupt keine ſolche bil-<lb/>
den, unterbricht ſich auf einmal, und indem er in quan-<lb/>
titativer Ruͤckſicht auf dieſelbe Weiſe fortgeſetzt iſt, tritt<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Y 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">ſomit</fw><lb/></p></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[311/0359]
Das Maaß.
qualitativ unterſchieden, und gegen ſie die bloß aͤuſſern
qualitativ gleichguͤltigen ſich als ſpecifiſche darſtellen.
Anmerkung.
Das natuͤrliche Zahlenſyſtem iſt ſchon eine ſolche
Knotenlinie von qualitativen Momenten, die ſich in
einem bloß aͤuſſerlichen Fortgang hervorthun. Es iſt ei-
nestheils ein bloß quantitatives Vor- und Zuruͤckgehen,
ein fortwaͤhrendes Hinzuthun oder Wegnehmen, ſo daß
jede Zahl daſſelbe arithmetiſche Verhaͤltniß zu ihrer
vorhergehenden und nachfolgenden hat, als dieſe zu ihrer
vorhergehenden und nachfolgenden u. ſ. f. Aber die hie-
durch entſtehenden Zahlen haben auch zu andern vorher-
gehenden oder folgenden ein ſpecifiſches Verhaͤltniß,
entweder ein ſolches vielfaches von einer derſelben als
eine ganze Zahl ausdruͤckt, oder Potenz oder Wurzel zu
ſeyn. — In den muſikaliſchen Verhaͤltniſſen, tritt
ein harmoniſches Verhaͤltniß in der Scale des quantitati-
ven Fortgehens durch ein Quantum ein, ohne daß dieſes
Quantum fuͤr ſich auf der Scale zu ſeinem vorhergehen-
den und nachfolgenden ein anderes Verhaͤltniß haͤtte, als
dieſe wieder zu ihren vorhergehenden und nachfolgenden.
Indem folgende Toͤne vom Grundtone ſich immer mehr
zu entfernen oder Zahlen durch das arithmetiſche Fortge-
hen nur noch mehr andere zu werden ſcheinen, thut ſich
vielmehr auf einmal eine Ruͤckkehr, eine uͤberraſchende
Uebereinſtimmung hervor, die nicht durch das unmittelbar
vorhergehende qualitativ vorbereitet war, ſondern als
eine actio in diſtans, als eine Beziehung zu einem ent-
fernten erſcheint. Der Fortgang an bloß gleichguͤltigen
Verhaͤltniſſen, welche die vorhergehende ſpecifiſche Rea-
litaͤt nicht aͤndern, oder auch uͤberhaupt keine ſolche bil-
den, unterbricht ſich auf einmal, und indem er in quan-
titativer Ruͤckſicht auf dieſelbe Weiſe fortgeſetzt iſt, tritt
ſomit
Y 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,1. Nürnberg, 1812, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0101_1812/359>, abgerufen am 22.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.