Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 97, Hamburg, 19. Juni 1789.[Spaltenumbruch]
ruhige Nacht verursachte; am Montag stellte sich
das Es ist außer Zweifel, daß das Geschäfft wegen
der Es kommen täglich große Transporte von
Rekruten
Schreiben aus Warschau, vom 10
Junii.
Jn der 114ten Seßion des Reichstags ist das Project Die 115te Seßion fieng mit dem lebhaften Verlan- Von der Rußischen Armee hat man Nachrichten, Herr Kossakowski, zweyter Kronschatzmeister,
hat Jn Berlin sind für 30000 Mann der Pohlnischen Madame von Tumerans, welche hier mit Herrn Uebersetzung eines Lateinischen Briefes Sr. Durchl.
des Herzogs von Curland, an die Reichtagsmarschälle: Meine Herren, Marschälle des
Reichstags der
Conföderation des Königreichs Pohlen und Großherzogthums Litthauen! Da die Großmuth, die Erkenntlichkeit und der leb- [Spaltenumbruch]
ruhige Nacht verurſachte; am Montag ſtellte ſich
das Es iſt außer Zweifel, daß das Geſchaͤfft wegen
der Es kommen taͤglich große Tranſporte von
Rekruten
Schreiben aus Warſchau, vom 10
Junii.
Jn der 114ten Seßion des Reichstags iſt das Project Die 115te Seßion fieng mit dem lebhaften Verlan- Von der Rußiſchen Armee hat man Nachrichten, Herr Koſſakowski, zweyter Kronſchatzmeiſter,
hat Jn Berlin ſind fuͤr 30000 Mann der Pohlniſchen Madame von Tumerans, welche hier mit Herrn Ueberſetzung eines Lateiniſchen Briefes Sr. Durchl.
des Herzogs von Curland, an die Reichtagsmarſchaͤlle: Meine Herren, Marſchaͤlle des
Reichstags der
Confoͤderation des Koͤnigreichs Pohlen und Großherzogthums Litthauen! Da die Großmuth, die Erkenntlichkeit und der leb- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jPoliticalNews"> <div type="jArticle"> <p><pb facs="#f0003" n="[3]"/><cb/> ruhige Nacht verurſachte; am Montag ſtellte ſich das<lb/> Fieber wiederum ein, ſo zwar, daß der Peroxismus<lb/> von Mittags 12 Uhr bis 7 Uhr Abends dauerte; die<lb/> Schmerzen in den Lenden waren minder heftig, aber<lb/> die Nacht unruhig. Geſtern zeigte ſich kein eigentlicher<lb/> Fieberanfall, jedoch bekamen Se. Majeſtaͤt eine kleine<lb/> Alteration; die letztvergangene Nacht aber war um<lb/> vieles ruhiger, und auch die uͤbrigen Umſtaͤnde ſind um<lb/> vieles ertraͤglicher. — Es iſt unglaublich, welche eine<lb/> Menge von Briefen aus allen Laͤndern der Monarchie<lb/> ſowol als auch aus dem Auslande taͤglich einlaufen,<lb/> welche Mittel und Recepte fuͤr den Zuſtand des Kayſers<lb/> enthalten. So wenig auch davon Gebrauch gemacht<lb/> werden kann, haben Se. Majeſtaͤt dennoch befohlen,<lb/> dieſe Briefe zu beantworten, und den Leuten fuͤr ihre<lb/> gute Meynung zu danken.</p><lb/> <p>Es iſt außer Zweifel, daß das Geſchaͤfft wegen der<lb/> Roͤmiſchen Koͤnigswahl ſehr nachdruͤcklich betrieben<lb/> werde, und, wie man ſagt, mit gedeihlichem Fortgang.</p><lb/> <p>Es kommen taͤglich große Tranſporte von Rekruten<lb/> fuͤr die Armee hier an.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Schreiben aus Warſchau,</hi> vom 10 Junii.</hi> </dateline><lb/> <p>Jn der 114ten Seßion des Reichstags iſt das Project<lb/> wegen der Maltheſer-Ritter in Anſehung der von ihnen<lb/> zu verlangenden Abgaben fortgeſetzt worden. Bey die-<lb/> ſer Gelegenheit iſt eine im Archiv der Republik gefun-<lb/> dene, und auf den Herrn Sacramoſo, damaligen aus<lb/> Maltha hieher geſchickten Reſidenten geſtellte Hand-<lb/> ſchrift von 5000 Ducaten geleſen worden. Da ſolche,<lb/> laut Ausſage einiger auf dem Delegations-Reichstage<lb/> geweſenen Landbothen, dazumal nicht bekannt gemacht,<lb/> auch die Conſtitution, welche ſie approbirte, nicht<lb/> declarirt, ſondern nur in der Stille von dem dazuma-<lb/> ligen Reichstags-Marſchall unterſchoben worden; ſo<lb/> gab ſolches Gelegenheit, die unverantwortliche Auf-<lb/> fuͤhrung des genannten Reichstags-Marſchall gegen das<lb/> Land an das Licht zu ſtellen. Man brachte alſo alles<lb/> Uebel vor, welches der Fuͤrſt Poninski, Kron-Groß-<lb/> Schatzmeiſter und damaliger Reichstags-Marſchall, dem<lb/> Lande zugezogen hatte, wozu man auch die Theilung<lb/> von Pohlen zaͤhlte. Die Gemuͤther wurden mit<lb/> einmal ſo erbittert, daß ſie fuͤr den Fuͤrſten Poninski<lb/> ſogleich ein Gericht ausgeſetzt, und Jhn von allen<lb/> Ehrenaͤmtern ſuſpendirt wiſſen wollten. Der Koͤnig<lb/> rieth, nicht allzu hitzig in dieſer mißlichen Sache zu<lb/> verfahren, und verſchob ſolches bis zur kuͤnftigen Seßion.</p><lb/> <p>Die 115te Seßion fieng mit dem lebhaften Verlan-<lb/> gen an, ein merkwuͤrdiges Beyſpiel an dem Urheber<lb/> alles Ungluͤcks welches das Land ſeit dem ungluͤcklichen<lb/> Delegations-Reichstage unterworfen iſt, zu ſtiften,<lb/> und man drang darauf, den Fuͤrſten Poninski nicht<lb/> nur vor ein beſonderes Gericht zur Explication zu<lb/> ziehen, ſondern Jhn noch wegen Sicherheit ſeiner Per-<lb/> ſon zu arretiren. Hierauf ließen ſich viele Meynungen<lb/> hoͤren, welche zwar die gerichtliche Explication des<lb/> Fuͤrſten Poninski verlangten, aber in Anſehung des<lb/> proponirten Arreſtes Bedenklichkeiten vorbrachten;<lb/> weil das Geſetz, ohne vorher ergangene Ueberfuͤhrung,<lb/> keinen Pohlniſchen Edelmann zu arretiren erlaubet.<lb/> Auch der Koͤnig war dieſer Meynung, und rieth Be-<lb/> hutſamkeit an. 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ruhige Nacht verurſachte; am Montag ſtellte ſich das
Fieber wiederum ein, ſo zwar, daß der Peroxismus
von Mittags 12 Uhr bis 7 Uhr Abends dauerte; die
Schmerzen in den Lenden waren minder heftig, aber
die Nacht unruhig. Geſtern zeigte ſich kein eigentlicher
Fieberanfall, jedoch bekamen Se. Majeſtaͤt eine kleine
Alteration; die letztvergangene Nacht aber war um
vieles ruhiger, und auch die uͤbrigen Umſtaͤnde ſind um
vieles ertraͤglicher. — Es iſt unglaublich, welche eine
Menge von Briefen aus allen Laͤndern der Monarchie
ſowol als auch aus dem Auslande taͤglich einlaufen,
welche Mittel und Recepte fuͤr den Zuſtand des Kayſers
enthalten. So wenig auch davon Gebrauch gemacht
werden kann, haben Se. Majeſtaͤt dennoch befohlen,
dieſe Briefe zu beantworten, und den Leuten fuͤr ihre
gute Meynung zu danken.
Es iſt außer Zweifel, daß das Geſchaͤfft wegen der
Roͤmiſchen Koͤnigswahl ſehr nachdruͤcklich betrieben
werde, und, wie man ſagt, mit gedeihlichem Fortgang.
Es kommen taͤglich große Tranſporte von Rekruten
fuͤr die Armee hier an.
Schreiben aus Warſchau, vom 10 Junii.
Jn der 114ten Seßion des Reichstags iſt das Project
wegen der Maltheſer-Ritter in Anſehung der von ihnen
zu verlangenden Abgaben fortgeſetzt worden. Bey die-
ſer Gelegenheit iſt eine im Archiv der Republik gefun-
dene, und auf den Herrn Sacramoſo, damaligen aus
Maltha hieher geſchickten Reſidenten geſtellte Hand-
ſchrift von 5000 Ducaten geleſen worden. Da ſolche,
laut Ausſage einiger auf dem Delegations-Reichstage
geweſenen Landbothen, dazumal nicht bekannt gemacht,
auch die Conſtitution, welche ſie approbirte, nicht
declarirt, ſondern nur in der Stille von dem dazuma-
ligen Reichstags-Marſchall unterſchoben worden; ſo
gab ſolches Gelegenheit, die unverantwortliche Auf-
fuͤhrung des genannten Reichstags-Marſchall gegen das
Land an das Licht zu ſtellen. Man brachte alſo alles
Uebel vor, welches der Fuͤrſt Poninski, Kron-Groß-
Schatzmeiſter und damaliger Reichstags-Marſchall, dem
Lande zugezogen hatte, wozu man auch die Theilung
von Pohlen zaͤhlte. Die Gemuͤther wurden mit
einmal ſo erbittert, daß ſie fuͤr den Fuͤrſten Poninski
ſogleich ein Gericht ausgeſetzt, und Jhn von allen
Ehrenaͤmtern ſuſpendirt wiſſen wollten. Der Koͤnig
rieth, nicht allzu hitzig in dieſer mißlichen Sache zu
verfahren, und verſchob ſolches bis zur kuͤnftigen Seßion.
Die 115te Seßion fieng mit dem lebhaften Verlan-
gen an, ein merkwuͤrdiges Beyſpiel an dem Urheber
alles Ungluͤcks welches das Land ſeit dem ungluͤcklichen
Delegations-Reichstage unterworfen iſt, zu ſtiften,
und man drang darauf, den Fuͤrſten Poninski nicht
nur vor ein beſonderes Gericht zur Explication zu
ziehen, ſondern Jhn noch wegen Sicherheit ſeiner Per-
ſon zu arretiren. Hierauf ließen ſich viele Meynungen
hoͤren, welche zwar die gerichtliche Explication des
Fuͤrſten Poninski verlangten, aber in Anſehung des
proponirten Arreſtes Bedenklichkeiten vorbrachten;
weil das Geſetz, ohne vorher ergangene Ueberfuͤhrung,
keinen Pohlniſchen Edelmann zu arretiren erlaubet.
Auch der Koͤnig war dieſer Meynung, und rieth Be-
hutſamkeit an. Die Herren Suchodolcki, Landbothe
von Chelm, und Suchorzewski, Landbothe von Kaliſch,
hatten ſich indeſſen als Anklaͤger des Fuͤrſten Poninski
angeboten, und ſich ſelbſt zu arretiren erlaubt. Die
uͤbrigen Landbothen wollten aber dieſe eifrigen Maͤnner
unter ſich nicht miſſen, ſtimmten alſo einmuͤthig ein,
daß ſogleich der Fuͤrſt Poninski arretirt, und zur
Explication gefordert werden moͤge, welches auch ge-
ſchah. Jndeſſen wird er nur fuͤr ſeine Perſon geſtraft,
ſeiner unſchuldigen Familie aber, als dem Fuͤrſten Kalixt
Poninski, ſeinem Bruder und ſeinen Kindern, ſoll die-
ſes und kuͤnftiges, wie es ausfallen wird, gegen den
Fuͤrſten Poninski, Kron-Groß-Schatzmeiſter, zu neh-
mende Verfahren, nicht im geringſten zum Schaden
ihrer Ehre und Reputation gereichen. Wie denn auch
der Herr Poninski, Staroſte von Kopaynik, zum Am-
baſſadeur nach Petersburg in die Stelle des Kron-Groß-
Feldzeugmeiſters, welcher dieſe Charge ſich verbeten
hat, als ein tugendhafter, und einen ſehr guten Cha-
rakter beſitzender Mann, Sr. Koͤnigl. Majeſtaͤt recom-
mandirt wurde.
Von der Rußiſchen Armee hat man Nachrichten,
daß, nachdem das avancirte Corps ſich nachher in der
Moldau wieder zuruͤckgezogen, ſelbige nun ihre Haupt-
macht zwiſchen dem Bog und Dnieſter fammlen werde.
Ob ein Rußiſches Corps mit dem Oeſterreichiſchen
unter dem Prinzen von Coburg vereinigt bleiben duͤrfte,
ſteht noch zu erwarten. Rußland ſcheint einen Plan
im Großen ausfuͤhren zu wollen, in der Moldau aber
nur Vertheidigungsweiſe zu agiren. Die Tuͤrken rich-
ten ihre Hauptſtaͤrke gegen den Cuban, die Krimm,
und beſonders auf Oczakow.
Herr Koſſakowski, zweyter Kronſchatzmeiſter, hat
angezeigt, daß das in Holland geſuchte Darlehn von
6 Millionen Gulden zu 5 Procent ohne Schwierigkeit
zu Stande gekommen.
Jn Berlin ſind fuͤr 30000 Mann der Pohlniſchen
Armee Carabiner und Piſtolen verfertigt worden, die
hier naͤchſtens erwartet werden.
Madame von Tumerans, welche hier mit Herrn
Blanchard in die Luft gefahren, hat vom Koͤnig eine
goldene mit Brillanten beſetzte Flaſche und eine Rolle
Ducaten, und Herr Blanchard eine gleiche Rolle, nebſt
einer goldenen Uhr, die, ſo wie die Kette, mit Bril-
lanten beſetzt war, zum Geſchenk erhalten.
Ueberſetzung eines Lateiniſchen Briefes Sr. Durchl.
des Herzogs von Curland, an die Reichtagsmarſchaͤlle:
Meine Herren, Marſchaͤlle des Reichstags der
Confoͤderation des Koͤnigreichs Pohlen und
Großherzogthums Litthauen!
Da die Großmuth, die Erkenntlichkeit und der leb-
hafte Eifer, womit Se. Majeſtaͤt, der Koͤnig, ſo wie
die Durchl. Staͤnde, Confoͤderirten der hohen Repu-
blik, bey dem gegenwaͤrtigen Reichstage ſich ſo be-
ſchaͤfftigen, den Glanz und die Wohlfahrt des Vater-
landes zum Gegenſtand haben; da ihre vereinigten
Kraͤfte dahin abzielen, den alten Ruhm des Pohlniſchen
Namens wieder zu erheben, ihm ſein erſtes glaͤnzendes
Anſehen wieder zu verſchaffen, da ſie die Bewunderung
und Verehrung bey allen aͤchten Schaͤtzern der Tugend
hervorbringen; ſo iſt die Geſinnung fuͤr diejenigen, die
Sr. Majeſtaͤt und der Durchl. Republik durch die
Bande der Treue vorzuͤglich ergeben ſind, die ſie mit
der lebhafteſten Erkenntlichkeit erfuͤllet, ihnen eben ſo
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