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Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 62, Hamburg, 17. April 1790.

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[Spaltenumbruch]
Meine Herren!

"Oeffentliche Anschlagezettel, deren Jnhalt Jhnen
nicht unbekannt seyn kann, und die sich in diesem
Augenblick noch unter dem Portal der Kirchen und an
allen Ecken der Straßen befinden, beschuldigen mich
vor dem ganzen Europa, daß ich die Nation habe ver-
rathen wollen, deren Vertheidigung man mir anver-
trauet hat; ja, selbst Jhr Betragen gegen mich, giebt
einer so harten Beschuldigung Credit."

"Da Verrätherey von allen Verbrechen das ge-
häßigste und folgenreichste ist, so erfordert es das
Jnteresse der Nation, daß der Proceß darüber strenge,
der Beweis öffentlich, und die Strafe furchtbar sey;
aber auch, wenn die Strenge und Unpartheylichkeit
des Richters verpflichtet ist, einen tugendhaften und
verläumdeten Bürger in der Person des Beschuldig-
ten zu erkennen, so wird alsdenn ein auffallender Er-
satz seiner Ehre die erste und heiligste Pflicht der Ge-
rechtigkeit, und das erdichtete Verbrechen des Beschul-
digten, wird das wahre Verbrechen des Anklägers."

"Jch bin, meine Herren, seit dem 8ten dieses in
dieser Stadt, und es ist Jhnen nicht unbekannt, daß
ich unter keiner anderen Begleitung hieher gekommen
bin, als unter der Begleitung der Sicherheit eines Be-
tragens ohne Vorwürfe; aber ich bin angeklagt, und
ich komme, meinen Kopf aufs Eschaffaut zu legen,
wenn man mich eines Verbrechens beschuldigen kann,
dessen Name allein mich erröthen lassen würde, wenn
jemals die Scham das Antheil der Unschuld seyn müßte."

"Jch verlange also aufs dringendste, daß die Natur
und Umstände meiner vermeyntlichen Verrätherey ohne
Aufschub auseinander gesetzt, und daß die Beweise da-
von, wenn es welche giebt, öffentlich bekannt gemacht
werden, damit ich mich unmittelbar mit einer gleichen
Publicität, als meiner Anklage gegeben, verthei-
digen und rechtfertigen kann. Denn außer Jhrem
Urtheil, meine Herren, verlange ich auch noch das
Urtheil der Nation und des ganzen Europa's, welches
mir zukömmt, da man mich bey diesem furchtbaren
Richterstuhl unter dem schimpflichsten Anschein vor
Gericht gezogen hat."

"Von diesem doppelten Urtheil muß die unfehlbare
Entscheidung kommen, welche den wirklich Schuldi-
gen, den wahren Verräther zwischen dem Beschuldigten
und dem Ankläger entdecken muß. Dieser doppelte
Richterstuhl muß das Todesurtheil über den einen
oder den anderen sprechen; und besonders gehört es
für den letzteren, für den Richterstuhl des Publicums,
ob die Ehre eines Generals beschimpft oder gerechtfer-
tigt werde. Jch bin mit Respect, etc. etc."


Nachrichten aus Brabant melden, der Congreß zu
Brüssel fange an, der Parthey des Volks etwas mehr
nachzugeben, wie man dieses auch merklich aus der
(oben mitgetheilten) Erklärung sehen kann, nach
welcher er die Volks Repräsentation mehr zu erweitern
verspricht.

Briefe aus Madrid melden, daß der König von
Spanien befohlen habe, daß künftig keine Livreyen
mit Gold oder Silber galonirt seyn sollen.


Da der Fürst Bischof alle Vergleichsvorschläge ver-
[Spaltenumbruch] worfen hat, so werden die Preußischen und Pfälzischen
Truppen am 16ten dieses unsere Stadt verlassen. Die
erstern werden, wie man sagt, nach Preußisch-Geldern
gehen, wo sie eine Verstärkung von mehrern Truppen
an sich ziehen und zu einem kleinen Beobachtungsheer
anwachsen sollen, das im Fall eines Bruchs mit
Oesterreich vielleicht in Brabant einrücken könnte.
Hier hatte man indessen die ungünstige Antwort des
Fürst Bischofs schon vorher vermuthet, und deshalb
die Zeit benutzt, sich mit Waffen, groben Geschütze,
Mund- und Kriegsvorrathe zu versehen, damit die
Lütticher Nation beym Abzuge der Preußen im Stande
sey, ihre vorgesetzte Revolution mit bewaffneter Hand
durchzusetzen. Das einzige, was noch abgeht, ist die
Uneinigkeit der Stände selbst, indem der geistliche
Stand, als der vornehmste, bey allen Verhandlungen
ein tiefes Stillschweigen beobachtet, auch der Ritter-
stand den Anträgen des dritten Standes noch nicht
beygetreten ist.


Hier geht das allgemeine Gespräch, die Lütticher
Nation hätte sich mit den Brabantern vereinigt, und
sey Willens, mit denselben gemeinsame Sache zu
machen. Daß ihre Unterhandlungen dahin abgezweckt
haben, ist bekannt; wie weit dieselben aber bereits ge-
diehen sind, läßt sich leicht daraus absehen, da man
ganz gegründete Nachrichten hat, daß die Brabanter
derselben bereits 15 metallene Kanonen als eine nach-
barliche Erkenntlichkeit zugesandt haben. Erst vor
wenigen Tagen sind dieselben bey den Chartheusern zu
Lüttich in Verwahrung gebracht worden. Man will
auch versichern, daß erster Tage noch ein Vorschuß
von 1 Million an Geld von eben diesen Freunden
nachfolgen werde. Dieses würde der Lütticher Nation
um so gewisser willkommen seyn, als es derselben ge-
genwärtig sehr an Baarschaft gebricht.


Am Sonnabend sind 200 Mann von hier zu unserer
Armee abgegangen, welchen gestern noch 900 Mann
und 13 Kanonen gefolgt sind.


Seit 8 Tagen ist man hier unaufhörlich mit Kriegs-
rüstungen und Patronenmachen beschäfftigt, auch ist
allenthalben bekannt gemacht, daß alle, welche Lust
hätten, Artilleriepferde zum Dienst der Armee zu lie-
fern, sich gehörigen Orts melden könnten.


Man behauptet von neuen, daß die Republik Venedig
unter gewissen Umständen veranlaßt werden dürfte, sich
zur Parthey der beyden Kayserhöfe gegen die Pforte zu
schlagen.

Man sagt, der Pabst habe den Päbstl. Nuntius zu
Wien ernannt, bey Gelegenheit der Kayserwahl nach
Frankfurt zu gehen, wozu er aus der Apostolischen Kam-
mer 12000 Scudi erhalten soll.


Man glaubt, daß die seit 14 Tagen aus Gothenburg
ausgegangenen Schiffe bestimmt sind, unsere Ostindi-
schiffe zu escortiren, die so lange Zeit zu Portsmouth
gewesen sind.


[Spaltenumbruch]
Meine Herren!

“Oeffentliche Anſchlagezettel, deren Jnhalt Jhnen
nicht unbekannt ſeyn kann, und die ſich in dieſem
Augenblick noch unter dem Portal der Kirchen und an
allen Ecken der Straßen befinden, beſchuldigen mich
vor dem ganzen Europa, daß ich die Nation habe ver-
rathen wollen, deren Vertheidigung man mir anver-
trauet hat; ja, ſelbſt Jhr Betragen gegen mich, giebt
einer ſo harten Beſchuldigung Credit.”

“Da Verraͤtherey von allen Verbrechen das ge-
haͤßigſte und folgenreichſte iſt, ſo erfordert es das
Jntereſſe der Nation, daß der Proceß daruͤber ſtrenge,
der Beweis oͤffentlich, und die Strafe furchtbar ſey;
aber auch, wenn die Strenge und Unpartheylichkeit
des Richters verpflichtet iſt, einen tugendhaften und
verlaͤumdeten Buͤrger in der Perſon des Beſchuldig-
ten zu erkennen, ſo wird alsdenn ein auffallender Er-
ſatz ſeiner Ehre die erſte und heiligſte Pflicht der Ge-
rechtigkeit, und das erdichtete Verbrechen des Beſchul-
digten, wird das wahre Verbrechen des Anklaͤgers.”

“Jch bin, meine Herren, ſeit dem 8ten dieſes in
dieſer Stadt, und es iſt Jhnen nicht unbekannt, daß
ich unter keiner anderen Begleitung hieher gekommen
bin, als unter der Begleitung der Sicherheit eines Be-
tragens ohne Vorwuͤrfe; aber ich bin angeklagt, und
ich komme, meinen Kopf aufs Eſchaffaut zu legen,
wenn man mich eines Verbrechens beſchuldigen kann,
deſſen Name allein mich erroͤthen laſſen wuͤrde, wenn
jemals die Scham das Antheil der Unſchuld ſeyn muͤßte.”

“Jch verlange alſo aufs dringendſte, daß die Natur
und Umſtaͤnde meiner vermeyntlichen Verraͤtherey ohne
Aufſchub auseinander geſetzt, und daß die Beweiſe da-
von, wenn es welche giebt, oͤffentlich bekannt gemacht
werden, damit ich mich unmittelbar mit einer gleichen
Publicitaͤt, als meiner Anklage gegeben, verthei-
digen und rechtfertigen kann. Denn außer Jhrem
Urtheil, meine Herren, verlange ich auch noch das
Urtheil der Nation und des ganzen Europa’s, welches
mir zukoͤmmt, da man mich bey dieſem furchtbaren
Richterſtuhl unter dem ſchimpflichſten Anſchein vor
Gericht gezogen hat.”

“Von dieſem doppelten Urtheil muß die unfehlbare
Entſcheidung kommen, welche den wirklich Schuldi-
gen, den wahren Verraͤther zwiſchen dem Beſchuldigten
und dem Anklaͤger entdecken muß. Dieſer doppelte
Richterſtuhl muß das Todesurtheil uͤber den einen
oder den anderen ſprechen; und beſonders gehoͤrt es
fuͤr den letzteren, fuͤr den Richterſtuhl des Publicums,
ob die Ehre eines Generals beſchimpft oder gerechtfer-
tigt werde. Jch bin mit Reſpect, ꝛc. ꝛc.”


Nachrichten aus Brabant melden, der Congreß zu
Bruͤſſel fange an, der Parthey des Volks etwas mehr
nachzugeben, wie man dieſes auch merklich aus der
(oben mitgetheilten) Erklaͤrung ſehen kann, nach
welcher er die Volks Repraͤſentation mehr zu erweitern
verſpricht.

Briefe aus Madrid melden, daß der Koͤnig von
Spanien befohlen habe, daß kuͤnftig keine Livreyen
mit Gold oder Silber galonirt ſeyn ſollen.


Da der Fuͤrſt Biſchof alle Vergleichsvorſchlaͤge ver-
[Spaltenumbruch] worfen hat, ſo werden die Preußiſchen und Pfaͤlziſchen
Truppen am 16ten dieſes unſere Stadt verlaſſen. Die
erſtern werden, wie man ſagt, nach Preußiſch-Geldern
gehen, wo ſie eine Verſtaͤrkung von mehrern Truppen
an ſich ziehen und zu einem kleinen Beobachtungsheer
anwachſen ſollen, das im Fall eines Bruchs mit
Oeſterreich vielleicht in Brabant einruͤcken koͤnnte.
Hier hatte man indeſſen die unguͤnſtige Antwort des
Fuͤrſt Biſchofs ſchon vorher vermuthet, und deshalb
die Zeit benutzt, ſich mit Waffen, groben Geſchuͤtze,
Mund- und Kriegsvorrathe zu verſehen, damit die
Luͤtticher Nation beym Abzuge der Preußen im Stande
ſey, ihre vorgeſetzte Revolution mit bewaffneter Hand
durchzuſetzen. Das einzige, was noch abgeht, iſt die
Uneinigkeit der Staͤnde ſelbſt, indem der geiſtliche
Stand, als der vornehmſte, bey allen Verhandlungen
ein tiefes Stillſchweigen beobachtet, auch der Ritter-
ſtand den Antraͤgen des dritten Standes noch nicht
beygetreten iſt.


Hier geht das allgemeine Geſpraͤch, die Luͤtticher
Nation haͤtte ſich mit den Brabantern vereinigt, und
ſey Willens, mit denſelben gemeinſame Sache zu
machen. Daß ihre Unterhandlungen dahin abgezweckt
haben, iſt bekannt; wie weit dieſelben aber bereits ge-
diehen ſind, laͤßt ſich leicht daraus abſehen, da man
ganz gegruͤndete Nachrichten hat, daß die Brabanter
derſelben bereits 15 metallene Kanonen als eine nach-
barliche Erkenntlichkeit zugeſandt haben. Erſt vor
wenigen Tagen ſind dieſelben bey den Chartheuſern zu
Luͤttich in Verwahrung gebracht worden. Man will
auch verſichern, daß erſter Tage noch ein Vorſchuß
von 1 Million an Geld von eben dieſen Freunden
nachfolgen werde. Dieſes wuͤrde der Luͤtticher Nation
um ſo gewiſſer willkommen ſeyn, als es derſelben ge-
genwaͤrtig ſehr an Baarſchaft gebricht.


Am Sonnabend ſind 200 Mann von hier zu unſerer
Armee abgegangen, welchen geſtern noch 900 Mann
und 13 Kanonen gefolgt ſind.


Seit 8 Tagen iſt man hier unaufhoͤrlich mit Kriegs-
ruͤſtungen und Patronenmachen beſchaͤfftigt, auch iſt
allenthalben bekannt gemacht, daß alle, welche Luſt
haͤtten, Artilleriepferde zum Dienſt der Armee zu lie-
fern, ſich gehoͤrigen Orts melden koͤnnten.


Man behauptet von neuen, daß die Republik Venedig
unter gewiſſen Umſtaͤnden veranlaßt werden duͤrfte, ſich
zur Parthey der beyden Kayſerhoͤfe gegen die Pforte zu
ſchlagen.

Man ſagt, der Pabſt habe den Paͤbſtl. Nuntius zu
Wien ernannt, bey Gelegenheit der Kayſerwahl nach
Frankfurt zu gehen, wozu er aus der Apoſtoliſchen Kam-
mer 12000 Scudi erhalten ſoll.


Man glaubt, daß die ſeit 14 Tagen aus Gothenburg
ausgegangenen Schiffe beſtimmt ſind, unſere Oſtindi-
ſchiffe zu eſcortiren, die ſo lange Zeit zu Portsmouth
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[[5]/0005] Meine Herren! “Oeffentliche Anſchlagezettel, deren Jnhalt Jhnen nicht unbekannt ſeyn kann, und die ſich in dieſem Augenblick noch unter dem Portal der Kirchen und an allen Ecken der Straßen befinden, beſchuldigen mich vor dem ganzen Europa, daß ich die Nation habe ver- rathen wollen, deren Vertheidigung man mir anver- trauet hat; ja, ſelbſt Jhr Betragen gegen mich, giebt einer ſo harten Beſchuldigung Credit.” “Da Verraͤtherey von allen Verbrechen das ge- haͤßigſte und folgenreichſte iſt, ſo erfordert es das Jntereſſe der Nation, daß der Proceß daruͤber ſtrenge, der Beweis oͤffentlich, und die Strafe furchtbar ſey; aber auch, wenn die Strenge und Unpartheylichkeit des Richters verpflichtet iſt, einen tugendhaften und verlaͤumdeten Buͤrger in der Perſon des Beſchuldig- ten zu erkennen, ſo wird alsdenn ein auffallender Er- ſatz ſeiner Ehre die erſte und heiligſte Pflicht der Ge- rechtigkeit, und das erdichtete Verbrechen des Beſchul- digten, wird das wahre Verbrechen des Anklaͤgers.” “Jch bin, meine Herren, ſeit dem 8ten dieſes in dieſer Stadt, und es iſt Jhnen nicht unbekannt, daß ich unter keiner anderen Begleitung hieher gekommen bin, als unter der Begleitung der Sicherheit eines Be- tragens ohne Vorwuͤrfe; aber ich bin angeklagt, und ich komme, meinen Kopf aufs Eſchaffaut zu legen, wenn man mich eines Verbrechens beſchuldigen kann, deſſen Name allein mich erroͤthen laſſen wuͤrde, wenn jemals die Scham das Antheil der Unſchuld ſeyn muͤßte.” “Jch verlange alſo aufs dringendſte, daß die Natur und Umſtaͤnde meiner vermeyntlichen Verraͤtherey ohne Aufſchub auseinander geſetzt, und daß die Beweiſe da- von, wenn es welche giebt, oͤffentlich bekannt gemacht werden, damit ich mich unmittelbar mit einer gleichen Publicitaͤt, als meiner Anklage gegeben, verthei- digen und rechtfertigen kann. Denn außer Jhrem Urtheil, meine Herren, verlange ich auch noch das Urtheil der Nation und des ganzen Europa’s, welches mir zukoͤmmt, da man mich bey dieſem furchtbaren Richterſtuhl unter dem ſchimpflichſten Anſchein vor Gericht gezogen hat.” “Von dieſem doppelten Urtheil muß die unfehlbare Entſcheidung kommen, welche den wirklich Schuldi- gen, den wahren Verraͤther zwiſchen dem Beſchuldigten und dem Anklaͤger entdecken muß. Dieſer doppelte Richterſtuhl muß das Todesurtheil uͤber den einen oder den anderen ſprechen; und beſonders gehoͤrt es fuͤr den letzteren, fuͤr den Richterſtuhl des Publicums, ob die Ehre eines Generals beſchimpft oder gerechtfer- tigt werde. Jch bin mit Reſpect, ꝛc. ꝛc.” Haag, den 14 April. Nachrichten aus Brabant melden, der Congreß zu Bruͤſſel fange an, der Parthey des Volks etwas mehr nachzugeben, wie man dieſes auch merklich aus der (oben mitgetheilten) Erklaͤrung ſehen kann, nach welcher er die Volks Repraͤſentation mehr zu erweitern verſpricht. Briefe aus Madrid melden, daß der Koͤnig von Spanien befohlen habe, daß kuͤnftig keine Livreyen mit Gold oder Silber galonirt ſeyn ſollen. Luͤttich, den 9 April. Da der Fuͤrſt Biſchof alle Vergleichsvorſchlaͤge ver- worfen hat, ſo werden die Preußiſchen und Pfaͤlziſchen Truppen am 16ten dieſes unſere Stadt verlaſſen. Die erſtern werden, wie man ſagt, nach Preußiſch-Geldern gehen, wo ſie eine Verſtaͤrkung von mehrern Truppen an ſich ziehen und zu einem kleinen Beobachtungsheer anwachſen ſollen, das im Fall eines Bruchs mit Oeſterreich vielleicht in Brabant einruͤcken koͤnnte. Hier hatte man indeſſen die unguͤnſtige Antwort des Fuͤrſt Biſchofs ſchon vorher vermuthet, und deshalb die Zeit benutzt, ſich mit Waffen, groben Geſchuͤtze, Mund- und Kriegsvorrathe zu verſehen, damit die Luͤtticher Nation beym Abzuge der Preußen im Stande ſey, ihre vorgeſetzte Revolution mit bewaffneter Hand durchzuſetzen. Das einzige, was noch abgeht, iſt die Uneinigkeit der Staͤnde ſelbſt, indem der geiſtliche Stand, als der vornehmſte, bey allen Verhandlungen ein tiefes Stillſchweigen beobachtet, auch der Ritter- ſtand den Antraͤgen des dritten Standes noch nicht beygetreten iſt. Maſtricht, den 9 Maͤrz. Hier geht das allgemeine Geſpraͤch, die Luͤtticher Nation haͤtte ſich mit den Brabantern vereinigt, und ſey Willens, mit denſelben gemeinſame Sache zu machen. Daß ihre Unterhandlungen dahin abgezweckt haben, iſt bekannt; wie weit dieſelben aber bereits ge- diehen ſind, laͤßt ſich leicht daraus abſehen, da man ganz gegruͤndete Nachrichten hat, daß die Brabanter derſelben bereits 15 metallene Kanonen als eine nach- barliche Erkenntlichkeit zugeſandt haben. Erſt vor wenigen Tagen ſind dieſelben bey den Chartheuſern zu Luͤttich in Verwahrung gebracht worden. Man will auch verſichern, daß erſter Tage noch ein Vorſchuß von 1 Million an Geld von eben dieſen Freunden nachfolgen werde. Dieſes wuͤrde der Luͤtticher Nation um ſo gewiſſer willkommen ſeyn, als es derſelben ge- genwaͤrtig ſehr an Baarſchaft gebricht. Mecheln, den 7 April. Am Sonnabend ſind 200 Mann von hier zu unſerer Armee abgegangen, welchen geſtern noch 900 Mann und 13 Kanonen gefolgt ſind. Weſel, den 9 April. Seit 8 Tagen iſt man hier unaufhoͤrlich mit Kriegs- ruͤſtungen und Patronenmachen beſchaͤfftigt, auch iſt allenthalben bekannt gemacht, daß alle, welche Luſt haͤtten, Artilleriepferde zum Dienſt der Armee zu lie- fern, ſich gehoͤrigen Orts melden koͤnnten. Aus Jtalien, vom 2 April. Man behauptet von neuen, daß die Republik Venedig unter gewiſſen Umſtaͤnden veranlaßt werden duͤrfte, ſich zur Parthey der beyden Kayſerhoͤfe gegen die Pforte zu ſchlagen. Man ſagt, der Pabſt habe den Paͤbſtl. Nuntius zu Wien ernannt, bey Gelegenheit der Kayſerwahl nach Frankfurt zu gehen, wozu er aus der Apoſtoliſchen Kam- mer 12000 Scudi erhalten ſoll. Schreiben aus Stockholm, vom 9 April. Man glaubt, daß die ſeit 14 Tagen aus Gothenburg ausgegangenen Schiffe beſtimmt ſind, unſere Oſtindi- ſchiffe zu eſcortiren, die ſo lange Zeit zu Portsmouth geweſen ſind.

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Britt-Marie Schuster, Manuel Wille, Arnika Lutz: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-07T10:32:49Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.

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Zitationshilfe: Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 62, Hamburg, 17. April 1790, S. [5]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_621704_1790/5>, abgerufen am 21.12.2024.