Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.Schertz. fröliche/ artige/ nachsinnige/ freche/ bissige/ rach-gierige/ empfindliche/ lächerliche/ stoltze/ verächt- liche Schertz/ bestehend entweder in den Worten oder in Geberden. Es reimet sich schertzen und Hertzen zusammen/ und folget der Schmertzen den lustrenden Flammen. Nach grossen Schwenken wirfft man gerne Scheinen videri: Scheunen granium. Sta- 395. Schiff. Das Schiff ist (durch Versetzung der Buch- was C c
Schertz. froͤliche/ artige/ nachſinnige/ freche/ biſſige/ rach-gierige/ empfindliche/ laͤcherliche/ ſtoltze/ veraͤcht- liche Schertz/ beſtehend entweder in den Worten oder in Geberden. Es reimet ſich ſchertzen und Hertzen zuſammen/ und folget der Schmertzen den luſtrenden Flammen. Nach groſſen Schwenken wirfft man gerne Scheinen videri: Scheunen granium. Sta- 395. Schiff. Das Schiff iſt (durch Verſetzung der Buch- was C c
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Schertz.
froͤliche/ artige/ nachſinnige/ freche/ biſſige/ rach-
gierige/ empfindliche/ laͤcherliche/ ſtoltze/ veraͤcht-
liche Schertz/ beſtehend entweder in den Worten
oder in Geberden. Es reimet ſich ſchertzen und
Hertzen zuſammen/ und folget der Schmertzen
den luſtrenden Flammen.
Nach groſſen Schwenken wirfft man gerne
um.
Scheinen videri: Scheunen granium. Sta-
del Scheuren: Scheiren reinigẽ und ſaͤubern.
395. Schiff.
Das Schiff iſt (durch Verſetzung der Buch-
ſtaben) ein ſchwimmender Fiſch/ das leichte Fich-
tẽhaus beſchwert mit reichẽ Wahren/ das Gluͤck
und Ungeluͤck hat manchesmahl erfahren/ dem
der verfluchte Geitz die Fluͤgel angebunden/ daß
es noch eine Welt aus dieſer Welt erfunden. Mã
ſchiffet alles ein/ doch bleibt die Furcht zu Haus/
man faͤhret kuͤhnlich aus/ bepfluͤgt das Fluten-
Feld/ verhoffet reiche Saat/ die den gehaſſten Tod
in naſſer Ernd’ hat. Es iſt das leichte Holtz der
hohen Wellen Schertz. Es hat zu jeden Zeiten/
das Schiff ſich zu beꝛeiten/ mit Wind und Meer
zu ſtreiten. Das Meer/ ein groſſer Rieſ/ ringt
mit dem ſchwachen Nachen/ der Kiel und Ma-
ſte krachen/ die Segel dienen nicht. Was will das
Ruder machen/ es iſt ein ſchwaches Waffen/ der
Hochmut abzuſtraffen der Wellen hier und dar/
was
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Zitationshilfe: | Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 403[401]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/433>, abgerufen am 22.02.2025. |