Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Deß Academischen ser Justiniano, welcher alle Gesetze und Rathschläge in 2. Bü-cher/ Codicem & Digesta, gebracht. Wir haben ein Exempel an den Rabbinen/ welche alle Wissenschafften in ihrer Cabala behandeln/ und was hat doch Lullus anders gesuchet/ als daß er in kurtzer Zeit von allen Sachen hat verftändig lehren reden/ welches so viel leichter zu leiften/ wann es solche Sachen/ die in einem guten Urtheil/ und nicht in dem Gedächtnüß/ als Histo- rien oder Satzungen/ beruhen/ geschehen mag. Wann man nun solches alles außwürcken wolte/ solte man in 5. Jahren eine sattsame Wissenschafft von der Naturkundigung/ der Sitten- Lehre und den Geschichten/ erlangen können/ welches alles Alste- dius (dessen Buchstab-Wechsel schliesset das Wort Sedulitas,) in seiner Encyclopaedia mit grosser Arbeit geleistet/ und mit Nutzen gebrauchet bat. Es ist leichter/ eine Lehr-Art zu verwerffen/ als eine Bessere Es scheinet auch/ daß es eine Vermessenheit/ wann man Unsere Erkanntnüß machet keine solche Schluß-Rede/ daß Das XXXVIII. Capitul/ Hier wird die Frage erörtert/ wer in den Streitigkeiten der Als
Deß Academiſchen ſer Juſtiniano, welcher alle Geſetze und Rathſchlaͤge in 2. Buͤ-cher/ Codicem & Digeſta, gebracht. Wir haben ein Exempel an den Rabbinen/ welche alle Wiſſenſchafften in ihrer Cabala behandeln/ und was hat doch Lullus anders geſuchet/ als daß er in kurtzer Zeit von allen Sachen hat verftaͤndig lehren reden/ welches ſo viel leichter zu leiften/ wann es ſolche Sachen/ die in einem guten Urtheil/ und nicht in dem Gedaͤchtnuͤß/ als Hiſto- rien oder Satzungen/ beruhen/ geſchehen mag. Wann man nun ſolches alles außwuͤrcken wolte/ ſolte man in 5. Jahren eine ſattſame Wiſſenſchafft von der Naturkundigung/ der Sitten- Lehre und den Geſchichten/ erlangen koͤnnen/ welches alles Alſte- dius (deſſen Buchſtab-Wechſel ſchlieſſet das Wort Sedulitas,) in ſeiner Encyclopædia mit groſſer Arbeit geleiſtet/ und mit Nutzen gebrauchet bat. Es iſt leichter/ eine Lehr-Art zu verwerffen/ als eine Beſſere Es ſcheinet auch/ daß es eine Vermeſſenheit/ wann man Unſere Erkanntnuͤß machet keine ſolche Schluß-Rede/ daß Das XXXVIII. Capitul/ Hier wird die Frage eroͤrtert/ wer in den Streitigkeiten der Als
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Deß Academiſchen
ſer Juſtiniano, welcher alle Geſetze und Rathſchlaͤge in 2. Buͤ-
cher/ Codicem & Digeſta, gebracht. Wir haben ein Exempel
an den Rabbinen/ welche alle Wiſſenſchafften in ihrer Cabala
behandeln/ und was hat doch Lullus anders geſuchet/ als daß er
in kurtzer Zeit von allen Sachen hat verftaͤndig lehren reden/
welches ſo viel leichter zu leiften/ wann es ſolche Sachen/ die in
einem guten Urtheil/ und nicht in dem Gedaͤchtnuͤß/ als Hiſto-
rien oder Satzungen/ beruhen/ geſchehen mag. Wann man nun
ſolches alles außwuͤrcken wolte/ ſolte man in 5. Jahren eine
ſattſame Wiſſenſchafft von der Naturkundigung/ der Sitten-
Lehre und den Geſchichten/ erlangen koͤnnen/ welches alles Alſte-
dius (deſſen Buchſtab-Wechſel ſchlieſſet das Wort Sedulitas,)
in ſeiner Encyclopædia mit groſſer Arbeit geleiſtet/ und mit
Nutzen gebrauchet bat.
Es iſt leichter/ eine Lehr-Art zu verwerffen/ als eine Beſſere
erfinden. Wie ſolte aber moͤglich ſeyn/ alle Kuͤnſte in eine zu
bringen/ da doch ihr Grund/ und darauf aufgefuͤhrtes Gebaͤu/
gantz unterſchieden iſt. Was Ariſtoteles geſchrieben/ iſt theils
durch Galenum widerleget worden/ was Galenus geſchrieben/
hat Paracelſus widerfochten/ und iſt bey den Juriſten nichts ge-
meiner/ als unterſchiedene Außſpruͤche deß Rechten in einem
fuͤrweſenden Fall behaupten; Deßwegen vielleicht auch der
weiſe Koͤnig Salomo geſaget: Viel Wiſſen/ macht viel Graͤ-
mens! und geſchloſſen/ es ſey alles eytel.
Es ſcheinet auch/ daß es eine Vermeſſenheit/ wann man
alle Wiſſenſchafften in eine bringen/ und die Faͤhigkeit/ welche
bey uns Menſchen nicht unendlich iſt/ auf unendliche Sachen be-
ziehen wolle; Da man ſich doch in gar wenigen verglichen hat/
oder noch vergleichen wird/ daß darauf/ als auf einem unfehl-
baren Grund/ gefuſſet und gebauet ſolte werden moͤgen.
Unſere Erkanntnuͤß machet keine ſolche Schluß-Rede/ daß
man auß dem Vorgehendem das Folgende unfehlbar ſolte be-
greiffen koͤnnen/ und iſt eine andere Sache/ alle Wiſſenſchafften
in richtiger Ordnung Lehr-artig begreiffen/ eine andere/ auß
allen Wiſſenſchafften eine Einige machen/ und welchem die Na-
tur das Verlangen/ alles zu erkundigen/ gegeben/ ſelben hat ſie
auch vermuthlich mit der Faͤhigkeit/ ſo dar zu noͤthig iſt/ verſehen.
Das XXXVIII. Capitul/
Hier wird die Frage eroͤrtert/ wer in den Streitigkeiten der
Gelehrten koͤnne Richter ſeyn? Wie auch/ ob die lebendige Stimme/
oder die Leſung der Buͤcher/ fuͤglicher zur Belehrung dienen. Cerebac-
chius ſchwelget gewaltig.
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