Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731.ner Vollenkommenheiten anzusehen. Und hier- an ist üm desto weniger zu zweiflen/ als gewis es ist/ daß es an einem irrdischen Monarchen als eine Tugend anzusehen/ wenn er gegen Boßhei- ten und Laster/ die den äusserlichen Ruhstand stören/ an denen/ die solche ausüben/ seinen Ernst und Zorn in einer zureichenden Straffe sehen läst/ ohne desfals Bewegungen zu empfinden. Und warum sollte ein weiser Mann nicht so weit über seine Leydenschaften Meister werden/ daß er sein Misgefallen über dem/ so er zu bestraffen verpflichtet/ ohne das Gemüthe dabey zu verunru- higen/ nachdrücklich könte zu Tage legen? Je mehr uns also unser Hertz überzeuget/ daß etwas has- senswürdiges an uns sey; desto weniger können wir von der Gewogenheit GOttes eine Uberzeu- gung haben: und sein Zorn ist gewiß über uns/ wo die Sünde in unswohnet. Die Ubertreter müssen die Folgen ihrer Mißhandlung an der Seelen fühlen und sie haben Ursache zu fürchten/ daß sie solche künftigbin noch empfindlicher füh- len und erfahren werden. XXXI. Ob nicht dieses nebst vielen an- dern Zeugnüssen mit dem Spruch des Apostels bestätiget werde: Das Gesetz richtet nur Zorn an/ Rom. IV. 15. da dessen Meynung nach E 4
ner Vollenkommenheiten anzuſehen. Und hier- an iſt uͤm deſto weniger zu zweiflen/ als gewis es iſt/ daß es an einem irrdiſchen Monarchen als eine Tugend anzuſehen/ wenn er gegen Boßhei- ten und Laſter/ die den aͤuſſerlichen Ruhſtand ſtoͤren/ an denen/ die ſolche ausuͤben/ ſeinen Ernſt und Zorn in einer zureichenden Straffe ſehen laͤſt/ ohne desfals Bewegungen zu empfinden. Und warum ſollte ein weiſer Mann nicht ſo weit uͤber ſeine Leydenſchaften Meiſter werden/ daß er ſein Misgefallen uͤber dem/ ſo er zu beſtraffen verpflichtet/ ohne das Gemuͤthe dabey zu verunru- higen/ nachdruͤcklich koͤnte zu Tage legen? Je mehr uns alſo unſer Hertz uͤberzeuget/ daß etwas haſ- ſenswuͤrdiges an uns ſey; deſto weniger koͤnnen wir von der Gewogenheit GOttes eine Uberzeu- gung haben: und ſein Zorn iſt gewiß uͤber uns/ wo die Suͤnde in unswohnet. Die Ubertreter muͤſſen die Folgen ihrer Mißhandlung an der Seelen fuͤhlen und ſie haben Urſache zu fuͤrchten/ daß ſie ſolche kuͤnftigbin noch empfindlicher fuͤh- len und erfahren werden. XXXI. Ob nicht dieſes nebſt vielen an- dern Zeugnuͤſſen mit dem Spruch des Apoſtels beſtaͤtiget werde: Das Geſetz richtet nur Zorn an/ Rom. IV. 15. da deſſen Meynung nach E 4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb n="71" facs="#f0123"/><milestone unit="section" rendition="#hr"/><lb/> ner Vollenkommenheiten anzuſehen. Und hier-<lb/> an iſt uͤm deſto weniger zu zweiflen/ als gewis es<lb/> iſt/ daß es an einem irrdiſchen Monarchen als<lb/> eine Tugend anzuſehen/ wenn er gegen Boßhei-<lb/> ten und Laſter/ die den aͤuſſerlichen Ruhſtand<lb/> ſtoͤren/ an denen/ die ſolche ausuͤben/ ſeinen Ernſt<lb/> und Zorn in einer zureichenden Straffe ſehen<lb/> laͤſt/ ohne desfals Bewegungen zu empfinden.<lb/> Und warum ſollte ein weiſer Mann nicht ſo weit<lb/> uͤber ſeine Leydenſchaften Meiſter werden/ daß er<lb/> ſein Misgefallen uͤber dem/ ſo er zu beſtraffen<lb/> verpflichtet/ ohne das Gemuͤthe dabey zu verunru-<lb/> higen/ nachdruͤcklich koͤnte zu Tage legen? Je mehr<lb/> uns alſo unſer Hertz uͤberzeuget/ daß etwas haſ-<lb/> ſenswuͤrdiges an uns ſey; deſto weniger koͤnnen<lb/> wir von der Gewogenheit GOttes eine Uberzeu-<lb/> gung haben: und ſein Zorn iſt gewiß uͤber uns/<lb/> wo die Suͤnde in unswohnet. Die Ubertreter<lb/> muͤſſen die Folgen ihrer Mißhandlung an der<lb/> Seelen fuͤhlen und ſie haben Urſache zu fuͤrchten/<lb/> daß ſie ſolche kuͤnftigbin noch empfindlicher fuͤh-<lb/> len und erfahren werden.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XXXI.</hi><lb/> Ob nicht dieſes nebſt vielen an-<lb/> dern Zeugnuͤſſen mit dem Spruch<lb/> des Apoſtels beſtaͤtiget werde:<lb/> Das Geſetz richtet nur Zorn an/<lb/><hi rendition="#aq">Rom. IV.</hi> 15. da deſſen Meynung</hi><lb/> <fw type="sig" place="bottom">E 4</fw> <fw type="catch" place="bottom">nach</fw><lb/> </head> </div> </div> </body> </text> </TEI> [71/0123]
ner Vollenkommenheiten anzuſehen. Und hier-
an iſt uͤm deſto weniger zu zweiflen/ als gewis es
iſt/ daß es an einem irrdiſchen Monarchen als
eine Tugend anzuſehen/ wenn er gegen Boßhei-
ten und Laſter/ die den aͤuſſerlichen Ruhſtand
ſtoͤren/ an denen/ die ſolche ausuͤben/ ſeinen Ernſt
und Zorn in einer zureichenden Straffe ſehen
laͤſt/ ohne desfals Bewegungen zu empfinden.
Und warum ſollte ein weiſer Mann nicht ſo weit
uͤber ſeine Leydenſchaften Meiſter werden/ daß er
ſein Misgefallen uͤber dem/ ſo er zu beſtraffen
verpflichtet/ ohne das Gemuͤthe dabey zu verunru-
higen/ nachdruͤcklich koͤnte zu Tage legen? Je mehr
uns alſo unſer Hertz uͤberzeuget/ daß etwas haſ-
ſenswuͤrdiges an uns ſey; deſto weniger koͤnnen
wir von der Gewogenheit GOttes eine Uberzeu-
gung haben: und ſein Zorn iſt gewiß uͤber uns/
wo die Suͤnde in unswohnet. Die Ubertreter
muͤſſen die Folgen ihrer Mißhandlung an der
Seelen fuͤhlen und ſie haben Urſache zu fuͤrchten/
daß ſie ſolche kuͤnftigbin noch empfindlicher fuͤh-
len und erfahren werden.
XXXI.
Ob nicht dieſes nebſt vielen an-
dern Zeugnuͤſſen mit dem Spruch
des Apoſtels beſtaͤtiget werde:
Das Geſetz richtet nur Zorn an/
Rom. IV. 15. da deſſen Meynung
nach
E 4
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731/123 |
Zitationshilfe: | Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731/123>, abgerufen am 03.03.2025. |