§. 25. Die mechanische Bildung des langen Knochens. Der Knochensaft.
Es liegt überhaupt in dem Blute eine Materie, wel- che geschikkt ist, Knochen hervorzubringen, und sich oft genung in dem innersten cellulösen Raum, und zwischen der convexen Oberfläche der innersten Membran der Schlagadern, und zwischen der holen Extremität der muskulösen Membran ergießt, anfänglich käseartig, hier- auf callöse, gleichsam lederartig, und endlich einem kno- chigen Schuppen völlig ähnlich ist (a).
So verwandeln sich Knochen aus einem Gallerte (b) in einen Knorpel, und endlich in ein hartes festes We- sen.
Jndessen beweisen doch viele besondere Umstände bei den Knochen, daß dieser Leim seine gewisse besondre Natur hat. Man ziehet selbigen, vermittelst des zu Dünsten laufgelösten Wassers, aus den Knochen (c) oder aus Elfenbein heraus: er geliepert zu einem Gallerte (d), der von eben dem Geschmakke ist, als der aus Fleisch herausgekochte Gallert; indem dieser ebenfalls, wenn man ihn mit der Asche versezzt, seine Festigkeit wieder erlangt (e). Er ist so zähe, daß ein Pfund Rinder- knochen zwei Pfunde Gallert (f): Hirschgeweihe liefern
fünf-
(a)[Spaltenumbruch]Obs. patholog. 47.
(b)PITCARNE Elem. med. L. I. c. 5. am Ende STAHL p. 49 CRANZ. fract. oss. ut. vuln. tur. LEMERY noutr. des os p. 434. FISCHER I. c. SENAC. oss. de physiq. edit. ann. 1753. T. I. p. 72. HEUERMAN oper. T. II. p. 333. Physiol. IV. p 29. RA- VATON merc. de France ann. 1758. m. Febr. QUESNAI suppur. p. 283. 284. DELIUS call. & Ci- catr. p. XVII. TACCONI cran. fract. p. 18. Mem. de l'Acad. de [Spaltenumbruch]
Chir. T. III. p. 142. BOERHAA- VE praelect. T. III. p. 716. REI- CHEL de oss. ortu p. 32. LOESE- KE physiol. p. 162. BERTIN I. p. 267. 312. BOEHMER osteol. p. 14. Le DRAN consult. p. 91.
(c)PAPIN c. I. exp. 3. 8. 11. 12. c. III. exp. 1. 3.
(d)Conf. LEMERY nourr. des os SHAW lectur. p. 176 ROBERG oss. tuber. auch vom Holze Du HAMEL exploit. I. p. 42.
(e)SHAW ibid.
(f)PAPIN digesteur p. 52.
IV. Abſ. Das Leben der Frucht.
§. 25. Die mechaniſche Bildung des langen Knochens. Der Knochenſaft.
Es liegt uͤberhaupt in dem Blute eine Materie, wel- che geſchikkt iſt, Knochen hervorzubringen, und ſich oft genung in dem innerſten celluloͤſen Raum, und zwiſchen der convexen Oberflaͤche der innerſten Membran der Schlagadern, und zwiſchen der holen Extremitaͤt der muskuloͤſen Membran ergießt, anfaͤnglich kaͤſeartig, hier- auf calloͤſe, gleichſam lederartig, und endlich einem kno- chigen Schuppen voͤllig aͤhnlich iſt (a).
So verwandeln ſich Knochen aus einem Gallerte (b) in einen Knorpel, und endlich in ein hartes feſtes We- ſen.
Jndeſſen beweiſen doch viele beſondere Umſtaͤnde bei den Knochen, daß dieſer Leim ſeine gewiſſe beſondre Natur hat. Man ziehet ſelbigen, vermittelſt des zu Duͤnſten laufgeloͤſten Waſſers, aus den Knochen (c) oder aus Elfenbein heraus: er geliepert zu einem Gallerte (d), der von eben dem Geſchmakke iſt, als der aus Fleiſch herausgekochte Gallert; indem dieſer ebenfalls, wenn man ihn mit der Aſche verſezzt, ſeine Feſtigkeit wieder erlangt (e). Er iſt ſo zaͤhe, daß ein Pfund Rinder- knochen zwei Pfunde Gallert (f): Hirſchgeweihe liefern
fuͤnf-
(a)[Spaltenumbruch]Obſ. patholog. 47.
(b)PITCARNE Elem. med. L. I. c. 5. am Ende STAHL p. 49 CRANZ. fract. oſſ. ut. vuln. tur. LEMERY noutr. des os p. 434. FISCHER I. c. SENAC. oſſ. de phyſiq. edit. ann. 1753. T. I. p. 72. HEUERMAN oper. T. II. p. 333. Phyſiol. IV. p 29. RA- VATON merc. de France ann. 1758. m. Febr. QUESNAI ſuppur. p. 283. 284. DELIUS call. & Ci- catr. p. XVII. TACCONI cran. fract. p. 18. Mem. de l’Acad. de [Spaltenumbruch]
Chir. T. III. p. 142. BOERHAA- VE prælect. T. III. p. 716. REI- CHEL de oſſ. ortu p. 32. LOESE- KE phyſiol. p. 162. BERTIN I. p. 267. 312. BOEHMER oſteol. p. 14. Le DRAN conſult. p. 91.
(c)PAPIN c. I. exp. 3. 8. 11. 12. c. III. exp. 1. 3.
(d)Conf. LEMERY nourr. des os SHAW lectur. p. 176 ROBERG oſſ. tuber. auch vom Holze Du HAMEL exploit. I. p. 42.
(e)SHAW ibid.
(f)PAPIN digeſteur p. 52.
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[525[527]/0579]
IV. Abſ. Das Leben der Frucht.
§. 25.
Die mechaniſche Bildung des langen Knochens.
Der Knochenſaft.
Es liegt uͤberhaupt in dem Blute eine Materie, wel-
che geſchikkt iſt, Knochen hervorzubringen, und ſich oft
genung in dem innerſten celluloͤſen Raum, und zwiſchen
der convexen Oberflaͤche der innerſten Membran der
Schlagadern, und zwiſchen der holen Extremitaͤt der
muskuloͤſen Membran ergießt, anfaͤnglich kaͤſeartig, hier-
auf calloͤſe, gleichſam lederartig, und endlich einem kno-
chigen Schuppen voͤllig aͤhnlich iſt (a).
So verwandeln ſich Knochen aus einem Gallerte (b)
in einen Knorpel, und endlich in ein hartes feſtes We-
ſen.
Jndeſſen beweiſen doch viele beſondere Umſtaͤnde
bei den Knochen, daß dieſer Leim ſeine gewiſſe beſondre
Natur hat. Man ziehet ſelbigen, vermittelſt des zu
Duͤnſten laufgeloͤſten Waſſers, aus den Knochen (c) oder
aus Elfenbein heraus: er geliepert zu einem Gallerte (d),
der von eben dem Geſchmakke iſt, als der aus Fleiſch
herausgekochte Gallert; indem dieſer ebenfalls, wenn
man ihn mit der Aſche verſezzt, ſeine Feſtigkeit wieder
erlangt (e). Er iſt ſo zaͤhe, daß ein Pfund Rinder-
knochen zwei Pfunde Gallert (f): Hirſchgeweihe liefern
fuͤnf-
(a)
Obſ. patholog. 47.
(b) PITCARNE Elem. med.
L. I. c. 5. am Ende STAHL p.
49 CRANZ. fract. oſſ. ut. vuln.
tur. LEMERY noutr. des os p.
434. FISCHER I. c. SENAC. oſſ.
de phyſiq. edit. ann. 1753. T. I.
p. 72. HEUERMAN oper. T. II.
p. 333. Phyſiol. IV. p 29. RA-
VATON merc. de France ann.
1758. m. Febr. QUESNAI ſuppur.
p. 283. 284. DELIUS call. & Ci-
catr. p. XVII. TACCONI cran.
fract. p. 18. Mem. de l’Acad. de
Chir. T. III. p. 142. BOERHAA-
VE prælect. T. III. p. 716. REI-
CHEL de oſſ. ortu p. 32. LOESE-
KE phyſiol. p. 162. BERTIN I.
p. 267. 312. BOEHMER oſteol. p.
14. Le DRAN conſult. p. 91.
(c) PAPIN c. I. exp. 3. 8. 11.
12. c. III. exp. 1. 3.
(d) Conf. LEMERY nourr. des
os SHAW lectur. p. 176 ROBERG
oſſ. tuber. auch vom Holze Du
HAMEL exploit. I. p. 42.
(e) SHAW ibid.
(f) PAPIN digeſteur p. 52.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 525[527]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/579>, abgerufen am 20.11.2024.
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