Frauensperson, welche neun Knaben zur Welt gebracht, sey der eine Eyerstokk ganz leer gewesen (o).
Folglich sey die erste Herberge des Menschen ein der- gleichen Bläschen, wie man in den Eyern findet. Die- ses Bläschen werde von dem gelben Körper, gleichsam als von dem Kelche des Hünereyes ernährt, es werde, sobald es seine Reife erlangt, mit Hülfe der muskulösen Fasern dieses Kelches, und Kraft der Anstrengung sei- nes eigenen Schwellens aus dem Eyerstokke hervorge- drengt, die Trompere, so diesen Eyerstokk umarmt, er- greife, und bringe es ferner in die Gebärmutter: es ent- falle dem weiblichen Körper, entweder, wenn die männ- liche Schwängerung fehlt, oder wenn sich in der Gebär- mutter irgend eine Hindernis findet, daß das irrende Ey in derselben seine kleine Wurzeln nicht einschlagen kann. Dieses war die herrschende Meinung des abge- laufenen Jahrhunderts (p).
§. 19. Einwürfe gegen diese Hipothese.
Es hatte die Meinung eine einfache Miene, und ei- ne so günstige Analogie auf ihrer Seite, dergleichen man von der Weisheit der Natur zu erwarten pflegt.
Und dennoch hat man, sonderlich weil die Jtaliäner die Sache zu treiben anfingen (a), gegen diese so wahr- scheinliche Meinung so wichtige Schwierigkeiten aufge- worfen, daß man sie nicht leicht annehmen darf.
Es
(o)[Spaltenumbruch]BEHLING. uter. rupt.
(p)N. STENONIUS. J. v. HORNE p. 45 GRAAF. ep. ad SCHACHT. DRELINCOURT. sem. mul. n. 11 12 & de concept. perioch. II. FANTON. p. 194. VIEUSSENS. du caeur. p. 127. [Spaltenumbruch]DENYS. vroedvrouw. p. 245. COWPER.
(a)MALPIGHI. SBARAGLI Sceps. I. II. VALISNERI. an vielen Orten VOGLI PAITONI. ferner die Franzosen MAURICEAU p. 10. LAMY. MERY. La MOTTE.
Die Frucht. XXIX. B.
Frauensperſon, welche neun Knaben zur Welt gebracht, ſey der eine Eyerſtokk ganz leer geweſen (o).
Folglich ſey die erſte Herberge des Menſchen ein der- gleichen Blaͤschen, wie man in den Eyern findet. Die- ſes Blaͤschen werde von dem gelben Koͤrper, gleichſam als von dem Kelche des Huͤnereyes ernaͤhrt, es werde, ſobald es ſeine Reife erlangt, mit Huͤlfe der muskuloͤſen Faſern dieſes Kelches, und Kraft der Anſtrengung ſei- nes eigenen Schwellens aus dem Eyerſtokke hervorge- drengt, die Trompere, ſo dieſen Eyerſtokk umarmt, er- greife, und bringe es ferner in die Gebaͤrmutter: es ent- falle dem weiblichen Koͤrper, entweder, wenn die maͤnn- liche Schwaͤngerung fehlt, oder wenn ſich in der Gebaͤr- mutter irgend eine Hindernis findet, daß das irrende Ey in derſelben ſeine kleine Wurzeln nicht einſchlagen kann. Dieſes war die herrſchende Meinung des abge- laufenen Jahrhunderts (p).
§. 19. Einwuͤrfe gegen dieſe Hipotheſe.
Es hatte die Meinung eine einfache Miene, und ei- ne ſo guͤnſtige Analogie auf ihrer Seite, dergleichen man von der Weisheit der Natur zu erwarten pflegt.
Und dennoch hat man, ſonderlich weil die Jtaliaͤner die Sache zu treiben anfingen (a), gegen dieſe ſo wahr- ſcheinliche Meinung ſo wichtige Schwierigkeiten aufge- worfen, daß man ſie nicht leicht annehmen darf.
Es
(o)[Spaltenumbruch]BEHLING. uter. rupt.
(p)N. STENONIUS. J. v. HORNE p. 45 GRAAF. ep. ad SCHACHT. DRELINCOURT. ſem. mul. n. 11 12 & de concept. perioch. II. FANTON. p. 194. VIEUSSENS. du cæur. p. 127. [Spaltenumbruch]DENYS. vroedvrouw. p. 245. COWPER.
(a)MALPIGHI. SBARAGLI Scepſ. I. II. VALISNERI. an vielen Orten VOGLI PAITONI. ferner die Franzoſen MAURICEAU p. 10. LAMY. MERY. La MOTTE.
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Die Frucht. XXIX. B.
Frauensperſon, welche neun Knaben zur Welt gebracht,
ſey der eine Eyerſtokk ganz leer geweſen (o).
Folglich ſey die erſte Herberge des Menſchen ein der-
gleichen Blaͤschen, wie man in den Eyern findet. Die-
ſes Blaͤschen werde von dem gelben Koͤrper, gleichſam
als von dem Kelche des Huͤnereyes ernaͤhrt, es werde,
ſobald es ſeine Reife erlangt, mit Huͤlfe der muskuloͤſen
Faſern dieſes Kelches, und Kraft der Anſtrengung ſei-
nes eigenen Schwellens aus dem Eyerſtokke hervorge-
drengt, die Trompere, ſo dieſen Eyerſtokk umarmt, er-
greife, und bringe es ferner in die Gebaͤrmutter: es ent-
falle dem weiblichen Koͤrper, entweder, wenn die maͤnn-
liche Schwaͤngerung fehlt, oder wenn ſich in der Gebaͤr-
mutter irgend eine Hindernis findet, daß das irrende
Ey in derſelben ſeine kleine Wurzeln nicht einſchlagen
kann. Dieſes war die herrſchende Meinung des abge-
laufenen Jahrhunderts (p).
§. 19.
Einwuͤrfe gegen dieſe Hipotheſe.
Es hatte die Meinung eine einfache Miene, und ei-
ne ſo guͤnſtige Analogie auf ihrer Seite, dergleichen man
von der Weisheit der Natur zu erwarten pflegt.
Und dennoch hat man, ſonderlich weil die Jtaliaͤner
die Sache zu treiben anfingen (a), gegen dieſe ſo wahr-
ſcheinliche Meinung ſo wichtige Schwierigkeiten aufge-
worfen, daß man ſie nicht leicht annehmen darf.
Es
(o)
BEHLING. uter. rupt.
(p) N. STENONIUS. J. v.
HORNE p. 45 GRAAF. ep. ad
SCHACHT. DRELINCOURT.
ſem. mul. n. 11 12 & de concept.
perioch. II. FANTON. p. 194.
VIEUSSENS. du cæur. p. 127.
DENYS. vroedvrouw. p. 245.
COWPER.
(a) MALPIGHI. SBARAGLI
Scepſ. I. II. VALISNERI. an vielen
Orten VOGLI PAITONI. ferner
die Franzoſen MAURICEAU p. 10.
LAMY. MERY. La MOTTE.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/124>, abgerufen am 21.12.2024.
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