Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite
Leben u. Tod der Menschen. XXX. B.
§. 19.
Die Lebensart dieser Personen.

Die mehresten unter denjenigen, die ein hohes Alter
erreicht, haben ein beschauliches Leben als Weltweise
oder Anachoreten geführt (a).

Doch gilt dieses eben nicht von allen, sondern es sind
auch einige Könige, als Massanissa, Hieron, Ar-
taxerxes, Aurengzeb,
bei Geschäften und verschiede-
nen Arbeiten erzogen worden. Die übrigen waren Sol-
daten (b), und einige Landleute (b*). Jn der That
aber verkürzt die übermäßige Arbeit das Leben (c). So
werden die gemeine Soldaten eher als ihre Hauptleute
grau (d).

Viele haben auf dem Lande gelebet, dergleichen wa-
ren die Landleute, Anachoreten, die Sceniten in Ara-
bien, die Kalmukken, Democritus, Xenophanes,
Epimenides
und Gorgias, welche sich mehrentheils
auf Reisen befanden (e). So sind die Richter in Eng-
land muntere Personen, weil sie öftere Reisen thun
müssen (e*)

F. Bacon lobt die gebirgige und trokkene Gegen-
den (f), so wie die Bergbewohner, bei diesen lezzten aber
trift sein Ausspruch wohl nicht ein (g).

Dennoch haben auch in Städten (h) Hanns Sloa-
ne, Fontenelle
und andere mehr ein hohes Alter er-

langt,
(a) [Spaltenumbruch] p. 110. 111.
(b) SCHEUCHZ. & Lond. Ma-
gaz. 1763. m. April.
welcher noch
in seinem 109 Jahre bei guten
Kräften gewesen.
(b*) PARRE. JENKINS.
(c) SAUVAGES inflam. p. 231.
Genser Ausgabe.
(d) LORRY des alimens p. 46.
(e) Dies lobt F. BACON p.
64. 65.
(e*) [Spaltenumbruch] Lise of Clarendon L. I.
(f) p. 160. wie auch SHORT.
in tabell. p.
3.
(g) p. 160. wegen der Abissi-
nier; doch ist bei hohen Bergen
die Nordluft, langer Winter, Brust-
krankheit.
(h) Für weniger gesund VERU-
LAMIUS p.
113.
Leben u. Tod der Menſchen. XXX. B.
§. 19.
Die Lebensart dieſer Perſonen.

Die mehreſten unter denjenigen, die ein hohes Alter
erreicht, haben ein beſchauliches Leben als Weltweiſe
oder Anachoreten gefuͤhrt (a).

Doch gilt dieſes eben nicht von allen, ſondern es ſind
auch einige Koͤnige, als Maſſaniſſa, Hieron, Ar-
taxerxes, Aurengzeb,
bei Geſchaͤften und verſchiede-
nen Arbeiten erzogen worden. Die uͤbrigen waren Sol-
daten (b), und einige Landleute (b*). Jn der That
aber verkuͤrzt die uͤbermaͤßige Arbeit das Leben (c). So
werden die gemeine Soldaten eher als ihre Hauptleute
grau (d).

Viele haben auf dem Lande gelebet, dergleichen wa-
ren die Landleute, Anachoreten, die Sceniten in Ara-
bien, die Kalmukken, Democritus, Xenophanes,
Epimenides
und Gorgias, welche ſich mehrentheils
auf Reiſen befanden (e). So ſind die Richter in Eng-
land muntere Perſonen, weil ſie oͤftere Reiſen thun
muͤſſen (e*)

F. Bacon lobt die gebirgige und trokkene Gegen-
den (f), ſo wie die Bergbewohner, bei dieſen lezzten aber
trift ſein Ausſpruch wohl nicht ein (g).

Dennoch haben auch in Staͤdten (h) Hanns Sloa-
ne, Fontenelle
und andere mehr ein hohes Alter er-

langt,
(a) [Spaltenumbruch] p. 110. 111.
(b) SCHEUCHZ. & Lond. Ma-
gaz. 1763. m. April.
welcher noch
in ſeinem 109 Jahre bei guten
Kraͤften geweſen.
(b*) PARRE. JENKINS.
(c) SAUVAGES inflam. p. 231.
Genſer Ausgabe.
(d) LORRY des alimens p. 46.
(e) Dies lobt F. BACON p.
64. 65.
(e*) [Spaltenumbruch] Liſe of Clarendon L. I.
(f) p. 160. wie auch SHORT.
in tabell. p.
3.
(g) p. 160. wegen der Abiſſi-
nier; doch iſt bei hohen Bergen
die Nordluft, langer Winter, Bruſt-
krankheit.
(h) Fuͤr weniger geſund VERU-
LAMIUS p.
113.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f1022" n="968[970]"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Leben u. Tod der Men&#x017F;chen. <hi rendition="#aq">XXX.</hi> B.</hi> </fw><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 19.<lb/><hi rendition="#b">Die Lebensart die&#x017F;er Per&#x017F;onen.</hi></head><lb/>
              <p>Die mehre&#x017F;ten unter denjenigen, die ein hohes Alter<lb/>
erreicht, haben ein <hi rendition="#fr">be&#x017F;chauliches</hi> Leben als Weltwei&#x017F;e<lb/>
oder Anachoreten gefu&#x0364;hrt <note place="foot" n="(a)"><cb/><hi rendition="#aq">p.</hi> 110. 111.</note>.</p><lb/>
              <p>Doch gilt die&#x017F;es eben nicht von allen, &#x017F;ondern es &#x017F;ind<lb/>
auch einige Ko&#x0364;nige, als <hi rendition="#fr">Ma&#x017F;&#x017F;ani&#x017F;&#x017F;a, Hieron, Ar-<lb/>
taxerxes, Aurengzeb,</hi> bei Ge&#x017F;cha&#x0364;ften und ver&#x017F;chiede-<lb/>
nen Arbeiten erzogen worden. Die u&#x0364;brigen waren Sol-<lb/>
daten <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">SCHEUCHZ. &amp; Lond. Ma-<lb/>
gaz. 1763. m. April.</hi> welcher noch<lb/>
in &#x017F;einem 109 Jahre bei guten<lb/>
Kra&#x0364;ften gewe&#x017F;en.</note>, und einige Landleute <note place="foot" n="(b*)"><hi rendition="#aq">PARRE. JENKINS.</hi></note>. Jn der That<lb/>
aber verku&#x0364;rzt die u&#x0364;berma&#x0364;ßige Arbeit das Leben <note place="foot" n="(c)"><hi rendition="#aq">SAUVAGES inflam. p.</hi> 231.<lb/>
Gen&#x017F;er Ausgabe.</note>. So<lb/>
werden die gemeine Soldaten eher als ihre Hauptleute<lb/>
grau <note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq">LORRY des alimens p.</hi> 46.</note>.</p><lb/>
              <p>Viele haben auf dem Lande gelebet, dergleichen wa-<lb/>
ren die Landleute, Anachoreten, die Sceniten in Ara-<lb/>
bien, die Kalmukken, <hi rendition="#fr">Democritus, Xenophanes,<lb/>
Epimenides</hi> und <hi rendition="#fr">Gorgias,</hi> welche &#x017F;ich mehrentheils<lb/>
auf Rei&#x017F;en befanden <note place="foot" n="(e)">Dies lobt <hi rendition="#aq">F. <hi rendition="#g">BACON</hi> p.</hi><lb/>
64. 65.</note>. So &#x017F;ind die Richter in Eng-<lb/>
land muntere Per&#x017F;onen, weil &#x017F;ie o&#x0364;ftere Rei&#x017F;en thun<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en <note place="foot" n="(e*)"><cb/><hi rendition="#aq">Li&#x017F;e of Clarendon L. I.</hi></note></p><lb/>
              <p>F. <hi rendition="#fr">Bacon</hi> lobt die gebirgige und trokkene Gegen-<lb/>
den <note place="foot" n="(f)"><hi rendition="#aq">p.</hi> 160. wie auch <hi rendition="#aq">SHORT.<lb/>
in tabell. p.</hi> 3.</note>, &#x017F;o wie die Bergbewohner, bei die&#x017F;en lezzten aber<lb/>
trift &#x017F;ein Aus&#x017F;pruch wohl nicht ein <note place="foot" n="(g)"><hi rendition="#aq">p.</hi> 160. wegen der Abi&#x017F;&#x017F;i-<lb/>
nier; doch i&#x017F;t bei hohen Bergen<lb/>
die Nordluft, langer Winter, Bru&#x017F;t-<lb/>
krankheit.</note>.</p><lb/>
              <p>Dennoch haben auch in Sta&#x0364;dten <note place="foot" n="(h)">Fu&#x0364;r weniger ge&#x017F;und <hi rendition="#aq">VERU-<lb/>
LAMIUS p.</hi> 113.</note> Hanns <hi rendition="#fr">Sloa-<lb/>
ne, Fontenelle</hi> und andere mehr ein hohes Alter er-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">langt,</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[968[970]/1022] Leben u. Tod der Menſchen. XXX. B. §. 19. Die Lebensart dieſer Perſonen. Die mehreſten unter denjenigen, die ein hohes Alter erreicht, haben ein beſchauliches Leben als Weltweiſe oder Anachoreten gefuͤhrt (a). Doch gilt dieſes eben nicht von allen, ſondern es ſind auch einige Koͤnige, als Maſſaniſſa, Hieron, Ar- taxerxes, Aurengzeb, bei Geſchaͤften und verſchiede- nen Arbeiten erzogen worden. Die uͤbrigen waren Sol- daten (b), und einige Landleute (b*). Jn der That aber verkuͤrzt die uͤbermaͤßige Arbeit das Leben (c). So werden die gemeine Soldaten eher als ihre Hauptleute grau (d). Viele haben auf dem Lande gelebet, dergleichen wa- ren die Landleute, Anachoreten, die Sceniten in Ara- bien, die Kalmukken, Democritus, Xenophanes, Epimenides und Gorgias, welche ſich mehrentheils auf Reiſen befanden (e). So ſind die Richter in Eng- land muntere Perſonen, weil ſie oͤftere Reiſen thun muͤſſen (e*) F. Bacon lobt die gebirgige und trokkene Gegen- den (f), ſo wie die Bergbewohner, bei dieſen lezzten aber trift ſein Ausſpruch wohl nicht ein (g). Dennoch haben auch in Staͤdten (h) Hanns Sloa- ne, Fontenelle und andere mehr ein hohes Alter er- langt, (a) p. 110. 111. (b) SCHEUCHZ. & Lond. Ma- gaz. 1763. m. April. welcher noch in ſeinem 109 Jahre bei guten Kraͤften geweſen. (b*) PARRE. JENKINS. (c) SAUVAGES inflam. p. 231. Genſer Ausgabe. (d) LORRY des alimens p. 46. (e) Dies lobt F. BACON p. 64. 65. (e*) Liſe of Clarendon L. I. (f) p. 160. wie auch SHORT. in tabell. p. 3. (g) p. 160. wegen der Abiſſi- nier; doch iſt bei hohen Bergen die Nordluft, langer Winter, Bruſt- krankheit. (h) Fuͤr weniger geſund VERU- LAMIUS p. 113.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/1022
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 968[970]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/1022>, abgerufen am 21.12.2024.