noch so wohl verdauenden Menschen nicht das Gedärm erreichen.
§. 2. Die Veränderung der Grundtheile.
Wenn man die Sache so obenhin betrachtet, so schei- net die Veränderung z. E. des Brodtes, welches Elende, die zur Galleere verurtheilet sind, und andere fast ganz allein zur Erhaltung des Lebens geniessen, wichtig zu seyn; allein sie ist wirklich so groß nicht, als es das An- sehn hat.
Wir werden erstlich an einem andern Orte zeigen, daß auch noch im dikken Gedärme Fasern vom Fleische und von Fischen rükkständig sind, und es gestehet es Ar- chibaldus Bitcarne(a), nachdem er die Zerreibungs- kräfte ungemein erhoben, daß die Speisen nicht in ihre Grundstoffe aufgelöset werden.
Es behalten auch die meisten Saamenkerne die Kraft zu keimen, wie wir anderswo sagen werden, noch übrig (b).
Ferner, ob sich gleich die ganze Sache auf eine Fäul- niß zu beziehen scheinet, so ist doch leicht zu zeigen, daß die Kraft der Gedärme, so groß auch diese immer seyn mag, dennoch einen sehr grossen Theil von vegetabilischer Säure in den Speisen noch unbezwungen übrig gelassen. Eine scharfe Säure findet man noch in Jnsekten (c) und Kaninchen, die absorbirende Erden verschlukkt hatten (d), so wie in dem Gedärme der Hunde oder Wölfe, dieser hizzigen Thiere übrig.
Erstlich behält der Koth öftermals bey Kindern (e), aber auch bey Erwachsenen, welche übel verdauen, so
gar
(a)[Spaltenumbruch]Elem. L. I. c. 5.
(b)MUNNIK aecon. corp. &c.
(c)TRAUNER das Gedärme schwelle von einem sauren Safte auf.
(d)ALOYS della FABBRA terr. nucer. Man sehe, wie die [Spaltenumbruch]
Blutküchelchen im Gedärme einer Laus erst vollständig zu sehen sind, hierauf aber verschwinden, und blos ein roter Saft übrig bleibt, in Act. Helvet. T. V. p. 342.
(e)ILSEMAN colic. saturn.
Das Gedaͤrme. XXIV. Buch.
noch ſo wohl verdauenden Menſchen nicht das Gedaͤrm erreichen.
§. 2. Die Veraͤnderung der Grundtheile.
Wenn man die Sache ſo obenhin betrachtet, ſo ſchei- net die Veraͤnderung z. E. des Brodtes, welches Elende, die zur Galleere verurtheilet ſind, und andere faſt ganz allein zur Erhaltung des Lebens genieſſen, wichtig zu ſeyn; allein ſie iſt wirklich ſo groß nicht, als es das An- ſehn hat.
Wir werden erſtlich an einem andern Orte zeigen, daß auch noch im dikken Gedaͤrme Faſern vom Fleiſche und von Fiſchen ruͤkkſtaͤndig ſind, und es geſtehet es Ar- chibaldus Bitcarne(a), nachdem er die Zerreibungs- kraͤfte ungemein erhoben, daß die Speiſen nicht in ihre Grundſtoffe aufgeloͤſet werden.
Es behalten auch die meiſten Saamenkerne die Kraft zu keimen, wie wir anderswo ſagen werden, noch uͤbrig (b).
Ferner, ob ſich gleich die ganze Sache auf eine Faͤul- niß zu beziehen ſcheinet, ſo iſt doch leicht zu zeigen, daß die Kraft der Gedaͤrme, ſo groß auch dieſe immer ſeyn mag, dennoch einen ſehr groſſen Theil von vegetabiliſcher Saͤure in den Speiſen noch unbezwungen uͤbrig gelaſſen. Eine ſcharfe Saͤure findet man noch in Jnſekten (c) und Kaninchen, die abſorbirende Erden verſchlukkt hatten (d), ſo wie in dem Gedaͤrme der Hunde oder Woͤlfe, dieſer hizzigen Thiere uͤbrig.
Erſtlich behaͤlt der Koth oͤftermals bey Kindern (e), aber auch bey Erwachſenen, welche uͤbel verdauen, ſo
gar
(a)[Spaltenumbruch]Elem. L. I. c. 5.
(b)MUNNIK æcon. corp. &c.
(c)TRAUNER das Gedaͤrme ſchwelle von einem ſauren Safte auf.
(d)ALOYS della FABBRA terr. nucer. Man ſehe, wie die [Spaltenumbruch]
Blutkuͤchelchen im Gedaͤrme einer Laus erſt vollſtaͤndig zu ſehen ſind, hierauf aber verſchwinden, und blos ein roter Saft uͤbrig bleibt, in Act. Helvet. T. V. p. 342.
(e)ILSEMAN colic. ſaturn.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0116"n="80"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Das Gedaͤrme. <hirendition="#aq">XXIV.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
noch ſo wohl verdauenden Menſchen nicht das Gedaͤrm<lb/>
erreichen.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 2.<lb/><hirendition="#b">Die Veraͤnderung der Grundtheile.</hi></head><lb/><p>Wenn man die Sache ſo obenhin betrachtet, ſo ſchei-<lb/>
net die Veraͤnderung z. E. des Brodtes, welches Elende,<lb/>
die zur Galleere verurtheilet ſind, und andere faſt ganz<lb/>
allein zur Erhaltung des Lebens genieſſen, wichtig zu<lb/>ſeyn; allein ſie iſt wirklich ſo groß nicht, als es das An-<lb/>ſehn hat.</p><lb/><p>Wir werden erſtlich an einem andern Orte zeigen,<lb/>
daß auch noch im dikken Gedaͤrme Faſern vom Fleiſche<lb/>
und von Fiſchen ruͤkkſtaͤndig ſind, und es geſtehet es Ar-<lb/>
chibaldus <hirendition="#fr">Bitcarne</hi><noteplace="foot"n="(a)"><cb/><hirendition="#aq">Elem. L. I. c.</hi> 5.</note>, nachdem er die Zerreibungs-<lb/>
kraͤfte ungemein erhoben, daß die Speiſen nicht in ihre<lb/>
Grundſtoffe aufgeloͤſet werden.</p><lb/><p>Es behalten auch die meiſten Saamenkerne die Kraft<lb/>
zu keimen, wie wir anderswo ſagen werden, noch uͤbrig <noteplace="foot"n="(b)"><hirendition="#aq">MUNNIK æcon. corp. &c.</hi></note>.</p><lb/><p>Ferner, ob ſich gleich die ganze Sache auf eine Faͤul-<lb/>
niß zu beziehen ſcheinet, ſo iſt doch leicht zu zeigen, daß<lb/>
die Kraft der Gedaͤrme, ſo groß auch dieſe immer ſeyn<lb/>
mag, dennoch einen ſehr groſſen Theil von vegetabiliſcher<lb/>
Saͤure in den Speiſen noch unbezwungen uͤbrig gelaſſen.<lb/>
Eine ſcharfe Saͤure findet man noch in Jnſekten <noteplace="foot"n="(c)"><hirendition="#aq">TRAUNER</hi> das Gedaͤrme<lb/>ſchwelle von einem ſauren Safte<lb/>
auf.</note> und<lb/>
Kaninchen, die abſorbirende Erden verſchlukkt hatten <noteplace="foot"n="(d)"><hirendition="#aq">ALOYS della FABBRA<lb/>
terr. nucer.</hi> Man ſehe, wie die<lb/><cb/>
Blutkuͤchelchen im Gedaͤrme einer<lb/>
Laus erſt vollſtaͤndig zu ſehen ſind,<lb/>
hierauf aber verſchwinden, und blos<lb/>
ein roter Saft uͤbrig bleibt, in<lb/><hirendition="#aq">Act. Helvet. T. V. p.</hi> 342.</note>,<lb/>ſo wie in dem Gedaͤrme der Hunde oder Woͤlfe, dieſer<lb/>
hizzigen Thiere uͤbrig.</p><lb/><p>Erſtlich behaͤlt der Koth oͤftermals bey Kindern <noteplace="foot"n="(e)"><hirendition="#aq">ILSEMAN colic. ſaturn.</hi></note>,<lb/>
aber auch bey Erwachſenen, welche uͤbel verdauen, ſo<lb/><fwplace="bottom"type="catch">gar</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[80/0116]
Das Gedaͤrme. XXIV. Buch.
noch ſo wohl verdauenden Menſchen nicht das Gedaͤrm
erreichen.
§. 2.
Die Veraͤnderung der Grundtheile.
Wenn man die Sache ſo obenhin betrachtet, ſo ſchei-
net die Veraͤnderung z. E. des Brodtes, welches Elende,
die zur Galleere verurtheilet ſind, und andere faſt ganz
allein zur Erhaltung des Lebens genieſſen, wichtig zu
ſeyn; allein ſie iſt wirklich ſo groß nicht, als es das An-
ſehn hat.
Wir werden erſtlich an einem andern Orte zeigen,
daß auch noch im dikken Gedaͤrme Faſern vom Fleiſche
und von Fiſchen ruͤkkſtaͤndig ſind, und es geſtehet es Ar-
chibaldus Bitcarne (a), nachdem er die Zerreibungs-
kraͤfte ungemein erhoben, daß die Speiſen nicht in ihre
Grundſtoffe aufgeloͤſet werden.
Es behalten auch die meiſten Saamenkerne die Kraft
zu keimen, wie wir anderswo ſagen werden, noch uͤbrig (b).
Ferner, ob ſich gleich die ganze Sache auf eine Faͤul-
niß zu beziehen ſcheinet, ſo iſt doch leicht zu zeigen, daß
die Kraft der Gedaͤrme, ſo groß auch dieſe immer ſeyn
mag, dennoch einen ſehr groſſen Theil von vegetabiliſcher
Saͤure in den Speiſen noch unbezwungen uͤbrig gelaſſen.
Eine ſcharfe Saͤure findet man noch in Jnſekten (c) und
Kaninchen, die abſorbirende Erden verſchlukkt hatten (d),
ſo wie in dem Gedaͤrme der Hunde oder Woͤlfe, dieſer
hizzigen Thiere uͤbrig.
Erſtlich behaͤlt der Koth oͤftermals bey Kindern (e),
aber auch bey Erwachſenen, welche uͤbel verdauen, ſo
gar
(a)
Elem. L. I. c. 5.
(b) MUNNIK æcon. corp. &c.
(c) TRAUNER das Gedaͤrme
ſchwelle von einem ſauren Safte
auf.
(d) ALOYS della FABBRA
terr. nucer. Man ſehe, wie die
Blutkuͤchelchen im Gedaͤrme einer
Laus erſt vollſtaͤndig zu ſehen ſind,
hierauf aber verſchwinden, und blos
ein roter Saft uͤbrig bleibt, in
Act. Helvet. T. V. p. 342.
(e) ILSEMAN colic. ſaturn.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/116>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.