Wir wollen erstlich davon reden, was wir durch die Sinne zuverläßig wissen, und nachher davon, was man mutmaßlich, oder vergleichungsweise beigefüget hat.
Es ist demnach die Milz eines Menschen einem Schwamm änlich, und so saftig, daß sie, wenn man die Gefässe auswäscht, und auftrokknet, fast nichts davon übrig bleibt. Werden die Gefässe aber angefüllt, so sieht man, daß so wohl Schlag-als Blutadern (a) in die Milz laufen, und durch ein zartes Fadengewebe (b), das vom Nezz eine Fortsezzung ist, und viel weicher, als in der Leber ist, festgehalten werden, und ans ihren Löchern in das Jnwendige der Milz gehen.
Hier geben sie Aeste von sich, ohne eine gewisse Re- gel zu beobachten (c), nur daß viel weniger kleine Aeste, als grosse sind, und nachdem diese Aeste ferner kleiner geworden, so verwandeln sie sich endlich in Pinsel (d), indem viele kleine Aeste an einander zu liegen kommen.
Je besser man aber die Gefässe anfüllt, ein desto grösserer Theil von dem Marke der Milz verwandelt sich in Gefässe (d*).
Und nunmehr begleitet ein sehr zartes Fadengewebe (e) diese höchst kleine Zweige (f), und der Zerleger siehet wei- ter nichts mehr. Selbst die Nerven kann das Auge
schwer-
(a)[Spaltenumbruch]
Welche im Menschen die Schlagadern nicht verlassen.
(b)DISDIER splanchnolog. FIZES p. 107 WINSLOW n. 345. gleich der GLISSONIANAE ca- psulae macht ILL. LIEUTAUD p. 309.
(c)La SONE I. c. p. 206.
(d)RUYSCH Epist. IV. tab. 4. f. 3. Thes. VII. tab. 1. f. 1. AL- [Spaltenumbruch]
BIN bei MESLON p. 13. ELLER progr. 6.
(d*)DREW de vas. lien. n. 8. ELLER.
(e)DUVERNEY T. II. p. 246. CASSEBOHM. la SONE p. 197. Tissu cotonneux WINSLOW n. 338. 339
(f)MESLON p. 14.
Q q 2
I. Abſchn. Jhr Bau.
§. 14. Der innere Bau der Milz.
Wir wollen erſtlich davon reden, was wir durch die Sinne zuverlaͤßig wiſſen, und nachher davon, was man mutmaßlich, oder vergleichungsweiſe beigefuͤget hat.
Es iſt demnach die Milz eines Menſchen einem Schwamm aͤnlich, und ſo ſaftig, daß ſie, wenn man die Gefaͤſſe auswaͤſcht, und auftrokknet, faſt nichts davon uͤbrig bleibt. Werden die Gefaͤſſe aber angefuͤllt, ſo ſieht man, daß ſo wohl Schlag-als Blutadern (a) in die Milz laufen, und durch ein zartes Fadengewebe (b), das vom Nezz eine Fortſezzung iſt, und viel weicher, als in der Leber iſt, feſtgehalten werden, und ans ihren Loͤchern in das Jnwendige der Milz gehen.
Hier geben ſie Aeſte von ſich, ohne eine gewiſſe Re- gel zu beobachten (c), nur daß viel weniger kleine Aeſte, als groſſe ſind, und nachdem dieſe Aeſte ferner kleiner geworden, ſo verwandeln ſie ſich endlich in Pinſel (d), indem viele kleine Aeſte an einander zu liegen kommen.
Je beſſer man aber die Gefaͤſſe anfuͤllt, ein deſto groͤſſerer Theil von dem Marke der Milz verwandelt ſich in Gefaͤſſe (d*).
Und nunmehr begleitet ein ſehr zartes Fadengewebe (e) dieſe hoͤchſt kleine Zweige (f), und der Zerleger ſiehet wei- ter nichts mehr. Selbſt die Nerven kann das Auge
ſchwer-
(a)[Spaltenumbruch]
Welche im Menſchen die Schlagadern nicht verlaſſen.
(b)DISDIER ſplanchnolog. FIZES p. 107 WINSLOW n. 345. gleich der GLISSONIANÆ ca- pſulæ macht ILL. LIEUTAUD p. 309.
(c)La SONE I. c. p. 206.
(d)RUYSCH Epiſt. IV. tab. 4. f. 3. Theſ. VII. tab. 1. f. 1. AL- [Spaltenumbruch]
BIN bei MESLON p. 13. ELLER progr. 6.
(d*)DREW de vaſ. lien. n. 8. ELLER.
(e)DUVERNEY T. II. p. 246. CASSEBOHM. la SONE p. 197. Tiſſu cotonneux WINSLOW n. 338. 339
(f)MESLON p. 14.
Q q 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0631"n="595[611]"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">I.</hi> Abſchn. Jhr Bau.</hi></fw><lb/><divn="3"><head>§. 14.<lb/><hirendition="#b">Der innere Bau der Milz.</hi></head><lb/><p>Wir wollen erſtlich davon reden, was wir durch die<lb/>
Sinne zuverlaͤßig wiſſen, und nachher davon, was man<lb/>
mutmaßlich, oder vergleichungsweiſe beigefuͤget hat.</p><lb/><p>Es iſt demnach die Milz eines Menſchen einem<lb/>
Schwamm aͤnlich, und ſo ſaftig, daß ſie, wenn man die<lb/>
Gefaͤſſe auswaͤſcht, und auftrokknet, faſt nichts davon<lb/>
uͤbrig bleibt. Werden die Gefaͤſſe aber angefuͤllt, ſo ſieht<lb/>
man, daß ſo wohl Schlag-als Blutadern <noteplace="foot"n="(a)"><cb/>
Welche im Menſchen die<lb/>
Schlagadern nicht verlaſſen.</note> in die Milz<lb/>
laufen, und durch ein zartes Fadengewebe <noteplace="foot"n="(b)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">DISDIER</hi>ſplanchnolog.<lb/>
FIZES p. 107 WINSLOW n.</hi> 345.<lb/>
gleich der <hirendition="#aq">GLISSONIANÆ ca-<lb/>
pſulæ</hi> macht <hirendition="#aq">ILL. <hirendition="#g">LIEUTAUD</hi><lb/>
p.</hi> 309.</note>, das vom<lb/>
Nezz eine Fortſezzung iſt, und viel weicher, als in der<lb/>
Leber iſt, feſtgehalten werden, und ans ihren Loͤchern in<lb/>
das Jnwendige der Milz gehen.</p><lb/><p>Hier geben ſie Aeſte von ſich, ohne eine gewiſſe Re-<lb/>
gel zu beobachten <noteplace="foot"n="(c)"><hirendition="#aq">La SONE I. c. p.</hi> 206.</note>, nur daß viel weniger kleine Aeſte,<lb/>
als groſſe ſind, und nachdem dieſe Aeſte ferner kleiner<lb/>
geworden, ſo verwandeln ſie ſich endlich in Pinſel <noteplace="foot"n="(d)"><hirendition="#aq">RUYSCH Epiſt. IV. tab. 4.<lb/>
f. 3. Theſ. VII. tab. 1. f. 1. AL-<lb/><cb/>
BIN</hi> bei <hirendition="#aq">MESLON p. 13. ELLER<lb/>
progr.</hi> 6.</note>,<lb/>
indem viele kleine Aeſte an einander zu liegen kommen.</p><lb/><p>Je beſſer man aber die Gefaͤſſe anfuͤllt, ein deſto<lb/>
groͤſſerer Theil von dem Marke der Milz verwandelt ſich<lb/>
in Gefaͤſſe <noteplace="foot"n="(d*)"><hirendition="#aq">DREW de vaſ. lien. n. 8.<lb/>
ELLER.</hi></note>.</p><lb/><p>Und nunmehr begleitet ein ſehr zartes Fadengewebe <noteplace="foot"n="(e)"><hirendition="#aq">DUVERNEY T. II. p. 246.<lb/>
CASSEBOHM. la SONE p. 197.<lb/>
Tiſſu cotonneux <hirendition="#g">WINSLOW</hi><lb/>
n.</hi> 338. 339</note><lb/>
dieſe hoͤchſt kleine Zweige <noteplace="foot"n="(f)"><hirendition="#aq">MESLON p.</hi> 14.</note>, und der Zerleger ſiehet wei-<lb/>
ter nichts mehr. Selbſt die Nerven kann das Auge<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Q q 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">ſchwer-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[595[611]/0631]
I. Abſchn. Jhr Bau.
§. 14.
Der innere Bau der Milz.
Wir wollen erſtlich davon reden, was wir durch die
Sinne zuverlaͤßig wiſſen, und nachher davon, was man
mutmaßlich, oder vergleichungsweiſe beigefuͤget hat.
Es iſt demnach die Milz eines Menſchen einem
Schwamm aͤnlich, und ſo ſaftig, daß ſie, wenn man die
Gefaͤſſe auswaͤſcht, und auftrokknet, faſt nichts davon
uͤbrig bleibt. Werden die Gefaͤſſe aber angefuͤllt, ſo ſieht
man, daß ſo wohl Schlag-als Blutadern (a) in die Milz
laufen, und durch ein zartes Fadengewebe (b), das vom
Nezz eine Fortſezzung iſt, und viel weicher, als in der
Leber iſt, feſtgehalten werden, und ans ihren Loͤchern in
das Jnwendige der Milz gehen.
Hier geben ſie Aeſte von ſich, ohne eine gewiſſe Re-
gel zu beobachten (c), nur daß viel weniger kleine Aeſte,
als groſſe ſind, und nachdem dieſe Aeſte ferner kleiner
geworden, ſo verwandeln ſie ſich endlich in Pinſel (d),
indem viele kleine Aeſte an einander zu liegen kommen.
Je beſſer man aber die Gefaͤſſe anfuͤllt, ein deſto
groͤſſerer Theil von dem Marke der Milz verwandelt ſich
in Gefaͤſſe (d*).
Und nunmehr begleitet ein ſehr zartes Fadengewebe (e)
dieſe hoͤchſt kleine Zweige (f), und der Zerleger ſiehet wei-
ter nichts mehr. Selbſt die Nerven kann das Auge
ſchwer-
(a)
Welche im Menſchen die
Schlagadern nicht verlaſſen.
(b) DISDIER ſplanchnolog.
FIZES p. 107 WINSLOW n. 345.
gleich der GLISSONIANÆ ca-
pſulæ macht ILL. LIEUTAUD
p. 309.
(c) La SONE I. c. p. 206.
(d) RUYSCH Epiſt. IV. tab. 4.
f. 3. Theſ. VII. tab. 1. f. 1. AL-
BIN bei MESLON p. 13. ELLER
progr. 6.
(d*) DREW de vaſ. lien. n. 8.
ELLER.
(e) DUVERNEY T. II. p. 246.
CASSEBOHM. la SONE p. 197.
Tiſſu cotonneux WINSLOW
n. 338. 339
(f) MESLON p. 14.
Q q 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 595[611]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/631>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.