vom Gifte, oder einem andern Reize berürt werden; eben so sieht man, daß sich diese Bewegung bisweilen bis in die benachbarte Theile verbreitet, wie man an der Ue- bereinstimmung des Zwerchfells bei dem Erbrechen gewar wird, ob die Ursache des Reizes zum Erbrechen gleich im Magen liegt (c+).
Es scheinet diese Uebereinstimmung entweder durch die Nerven zu geschehen, welche beiden Theilen gemein sind, oder durch das Zellgewebe fortzulaufen (c++).
So zieht sich der Regenbogen offenbar zusammen, nicht weil er dazu eine eigene Kraft hat, denn er ist nicht reizbar, sondern vermöge des gereizten Nezzhäutgen (d).
Man ersiehet daraus, daß wenn eine Faser des Mus- kels angezogen, und nunmehr kürzer wird, die benach- barte Fasern selbst, vermittelst der zellförmigen Fesseln, mit angezogen, und solchergestalt gereizt werden; eine ge- reizte Faser zieht sich aber zusammen.
§. 15. Die Nervenkraft.
Es offenbaret sich, ausser der einer Muskelfaser we- sentlichen Kraft, noch eine andre in derselben, welche der vorigen in so fern gleich ist, daß sie ebenfalls ganz allein in der Muskelfaser ihren Sizz hat. Dieses lehren die Versuche so, und es wiederspricht dieser Erfarung Nie- mand, indem ich denjenigen Schriftsteller übergehe (e), welcher die Theile des menschlichen Körpers nicht von den Muskeln, sondern von der tonischen Kraft der Knochen- häutgen, und der Membranen bewegen läst. Man hätte
bei
(c+)[Spaltenumbruch]
Von elektrischer Erschüt- terung erfolgte an einem Geläm- ten, im steifen Gliede, eine durch- gängige Bewegung. Mem. de l'Acad. 1749. p. 32.
(c++)WHYTT vit. mot. [Spaltenumbruch]
p. 250. Essays p. 50. 51. Journ. de Med. 1756. Dec.
(d)CALDANI Epist. II. p. 367. Oper. Min. pag. 372. seqq.
(e)LIBERTUS de mecha- nism. in corp. hum. absent. n. 16.
II. Abſchnitt. Erſcheinungen.
vom Gifte, oder einem andern Reize beruͤrt werden; eben ſo ſieht man, daß ſich dieſe Bewegung bisweilen bis in die benachbarte Theile verbreitet, wie man an der Ue- bereinſtimmung des Zwerchfells bei dem Erbrechen gewar wird, ob die Urſache des Reizes zum Erbrechen gleich im Magen liegt (c†).
Es ſcheinet dieſe Uebereinſtimmung entweder durch die Nerven zu geſchehen, welche beiden Theilen gemein ſind, oder durch das Zellgewebe fortzulaufen (c††).
So zieht ſich der Regenbogen offenbar zuſammen, nicht weil er dazu eine eigene Kraft hat, denn er iſt nicht reizbar, ſondern vermoͤge des gereizten Nezzhaͤutgen (d).
Man erſiehet daraus, daß wenn eine Faſer des Muſ- kels angezogen, und nunmehr kuͤrzer wird, die benach- barte Faſern ſelbſt, vermittelſt der zellfoͤrmigen Feſſeln, mit angezogen, und ſolchergeſtalt gereizt werden; eine ge- reizte Faſer zieht ſich aber zuſammen.
§. 15. Die Nervenkraft.
Es offenbaret ſich, auſſer der einer Muſkelfaſer we- ſentlichen Kraft, noch eine andre in derſelben, welche der vorigen in ſo fern gleich iſt, daß ſie ebenfalls ganz allein in der Muſkelfaſer ihren Sizz hat. Dieſes lehren die Verſuche ſo, und es wiederſpricht dieſer Erfarung Nie- mand, indem ich denjenigen Schriftſteller uͤbergehe (e), welcher die Theile des menſchlichen Koͤrpers nicht von den Muſkeln, ſondern von der toniſchen Kraft der Knochen- haͤutgen, und der Membranen bewegen laͤſt. Man haͤtte
bei
(c†)[Spaltenumbruch]
Von elektriſcher Erſchuͤt- terung erfolgte an einem Gelaͤm- ten, im ſteifen Gliede, eine durch- gaͤngige Bewegung. Mem. de l’Acad. 1749. p. 32.
(c††)WHYTT vit. mot. [Spaltenumbruch]
p. 250. Eſſays p. 50. 51. Journ. de Med. 1756. Dec.
(d)CALDANI Epiſt. II. p. 367. Oper. Min. pag. 372. ſeqq.
(e)LIBERTUS de mecha- niſm. in corp. hum. abſent. n. 16.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0063"n="45"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">II.</hi> Abſchnitt. Erſcheinungen.</hi></fw><lb/>
vom Gifte, oder einem andern Reize beruͤrt werden;<lb/>
eben ſo ſieht man, daß ſich dieſe Bewegung bisweilen bis<lb/>
in die benachbarte Theile verbreitet, wie man an der Ue-<lb/>
bereinſtimmung des Zwerchfells bei dem Erbrechen gewar<lb/>
wird, ob die Urſache des Reizes zum Erbrechen gleich<lb/>
im Magen liegt <noteplace="foot"n="(c†)"><cb/>
Von elektriſcher Erſchuͤt-<lb/>
terung erfolgte an einem Gelaͤm-<lb/>
ten, im ſteifen Gliede, eine durch-<lb/>
gaͤngige Bewegung. <hirendition="#aq">Mem. de<lb/>
l’Acad. 1749. p.</hi> 32.</note>.</p><lb/><p>Es ſcheinet dieſe Uebereinſtimmung entweder durch<lb/>
die Nerven zu geſchehen, welche beiden Theilen gemein<lb/>ſind, oder durch das Zellgewebe fortzulaufen <noteplace="foot"n="(c††)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">WHYTT</hi> vit. mot.<lb/><cb/>
p. 250. Eſſays p. 50. 51. Journ.<lb/>
de Med. 1756. Dec.</hi></note>.</p><lb/><p>So zieht ſich der Regenbogen offenbar zuſammen,<lb/>
nicht weil er dazu eine eigene Kraft hat, denn er iſt nicht<lb/>
reizbar, ſondern vermoͤge des gereizten Nezzhaͤutgen <noteplace="foot"n="(d)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">CALDANI</hi> Epiſt. II. p.<lb/>
367. Oper. Min. pag. 372. ſeqq.</hi></note>.</p><lb/><p>Man erſiehet daraus, daß wenn eine Faſer des Muſ-<lb/>
kels angezogen, und nunmehr kuͤrzer wird, die benach-<lb/>
barte Faſern ſelbſt, vermittelſt der zellfoͤrmigen Feſſeln,<lb/>
mit angezogen, und ſolchergeſtalt gereizt werden; eine ge-<lb/>
reizte Faſer zieht ſich aber zuſammen.</p></div><lb/><divn="2"><head>§. 15.<lb/><hirendition="#b">Die Nervenkraft.</hi></head><lb/><p>Es offenbaret ſich, auſſer der einer Muſkelfaſer we-<lb/>ſentlichen Kraft, noch eine andre in derſelben, welche der<lb/>
vorigen in ſo fern gleich iſt, daß ſie ebenfalls ganz allein<lb/>
in der Muſkelfaſer ihren Sizz hat. Dieſes lehren die<lb/>
Verſuche ſo, und es wiederſpricht dieſer Erfarung Nie-<lb/>
mand, indem ich denjenigen Schriftſteller uͤbergehe <noteplace="foot"n="(e)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">LIBERTUS</hi> de mecha-<lb/>
niſm. in corp. hum. abſent. n.</hi> 16.</note>,<lb/>
welcher die Theile des menſchlichen Koͤrpers nicht von den<lb/>
Muſkeln, ſondern von der toniſchen Kraft der Knochen-<lb/>
haͤutgen, und der Membranen bewegen laͤſt. Man haͤtte<lb/><fwplace="bottom"type="catch">bei</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[45/0063]
II. Abſchnitt. Erſcheinungen.
vom Gifte, oder einem andern Reize beruͤrt werden;
eben ſo ſieht man, daß ſich dieſe Bewegung bisweilen bis
in die benachbarte Theile verbreitet, wie man an der Ue-
bereinſtimmung des Zwerchfells bei dem Erbrechen gewar
wird, ob die Urſache des Reizes zum Erbrechen gleich
im Magen liegt (c†).
Es ſcheinet dieſe Uebereinſtimmung entweder durch
die Nerven zu geſchehen, welche beiden Theilen gemein
ſind, oder durch das Zellgewebe fortzulaufen (c††).
So zieht ſich der Regenbogen offenbar zuſammen,
nicht weil er dazu eine eigene Kraft hat, denn er iſt nicht
reizbar, ſondern vermoͤge des gereizten Nezzhaͤutgen (d).
Man erſiehet daraus, daß wenn eine Faſer des Muſ-
kels angezogen, und nunmehr kuͤrzer wird, die benach-
barte Faſern ſelbſt, vermittelſt der zellfoͤrmigen Feſſeln,
mit angezogen, und ſolchergeſtalt gereizt werden; eine ge-
reizte Faſer zieht ſich aber zuſammen.
§. 15.
Die Nervenkraft.
Es offenbaret ſich, auſſer der einer Muſkelfaſer we-
ſentlichen Kraft, noch eine andre in derſelben, welche der
vorigen in ſo fern gleich iſt, daß ſie ebenfalls ganz allein
in der Muſkelfaſer ihren Sizz hat. Dieſes lehren die
Verſuche ſo, und es wiederſpricht dieſer Erfarung Nie-
mand, indem ich denjenigen Schriftſteller uͤbergehe (e),
welcher die Theile des menſchlichen Koͤrpers nicht von den
Muſkeln, ſondern von der toniſchen Kraft der Knochen-
haͤutgen, und der Membranen bewegen laͤſt. Man haͤtte
bei
(c†)
Von elektriſcher Erſchuͤt-
terung erfolgte an einem Gelaͤm-
ten, im ſteifen Gliede, eine durch-
gaͤngige Bewegung. Mem. de
l’Acad. 1749. p. 32.
(c††) WHYTT vit. mot.
p. 250. Eſſays p. 50. 51. Journ.
de Med. 1756. Dec.
(d) CALDANI Epiſt. II. p.
367. Oper. Min. pag. 372. ſeqq.
(e) LIBERTUS de mecha-
niſm. in corp. hum. abſent. n. 16.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/63>, abgerufen am 20.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.