äusserst zu wider zu seyn scheinen. Amatus berichtet uns (p), daß die Bengalen keine andere, als bebrütete, und halbfaule Eier verzeren, und ich lese von den Ein- wonern von Siam eben dergleichen. Wer kan die un- natürliche Begierde, Erde (q), Holz, Kalk, Kolen, Sand aus den Streubüchsen (r), Spinnen (s) zu essen, alle er- zälen. So lieben andre Thiere andre Speisen; so ver- gnügen sich an Wermut, Pfeffer, Galgant, an der Ja- lappe, an Bertram einige Jnsekten, und diese finden an diesen höchst scharfen Wurzeln ihre Kost (s*).
§. 4. Schmakkhafte Körper.
Der saure Geschmakk herrscht im Pflanzenreiche und bewont diesen Theil der sichtbaren Natur. Die zeitigen Gartenfrüchte, diese fleischige Bekleidungen des Saa- menbehälters in Bäumen, die viel Blütfäden haben, sind alle mit einander eine Zeitlang sauer gewesen, oder es gehen doch endlich ihre Früchte in eine Säure über. So ist der Geschmakk an den meisten Beeren, entweder von selbst sauer, oder er wird doch durch die Gährung sauer. Das Mehl der Pflanzen verwandelt sich, mit Wasser ver- mischt, in eine Säure, es erzeugt Bier, und aus Bier wird Eßig. Auch die scharfen Pflanzen nehmen an dem sauren Wesen Antheil, wie der Senf und andre, welche doch, sich selbst überlassen, in die Fäulnis übergehen. Wenn man im Feuer die Feuchtigkeit aus einer Pflanze austreibt, so giebt solche mehr, oder weniger roten Geist, worinnen die Säure stekkt.
Jm
(p)[Spaltenumbruch]Obs. p. 191.
(q)RZASCZYNSKY l. c. pag. 346.
(r)REINES varior. p. 35.
(s)IACOBI problem. 61.
(s*)HILL essays p. 92. Eine Salzbrühe von macerirten und fau- len Fischgedärmen. PLIN. L. XXXI. n. 43. Die beliebteste wa[r] von [Spaltenumbruch]
Skomber. ib. vom Thunfische, und kleinen Fischen, CONSTANTIN. L. II. c. 45. Vom Wels CAEL chron. II. c. 1. Jn Lothringen, STEPHAN de nutrit. pag. 55. OVINGTON. Jn Siam GER- VAISE iter Siam. p. 105. in Tunkin DAMPIER voyag. II. p. 28.
H. Phisiol. 5. B. D d
I. Abſchnitt. Werkzeug.
aͤuſſerſt zu wider zu ſeyn ſcheinen. Amatus berichtet uns (p), daß die Bengalen keine andere, als bebruͤtete, und halbfaule Eier verzeren, und ich leſe von den Ein- wonern von Siam eben dergleichen. Wer kan die un- natuͤrliche Begierde, Erde (q), Holz, Kalk, Kolen, Sand aus den Streubuͤchſen (r), Spinnen (s) zu eſſen, alle er- zaͤlen. So lieben andre Thiere andre Speiſen; ſo ver- gnuͤgen ſich an Wermut, Pfeffer, Galgant, an der Ja- lappe, an Bertram einige Jnſekten, und dieſe finden an dieſen hoͤchſt ſcharfen Wurzeln ihre Koſt (s*).
§. 4. Schmakkhafte Koͤrper.
Der ſaure Geſchmakk herrſcht im Pflanzenreiche und bewont dieſen Theil der ſichtbaren Natur. Die zeitigen Gartenfruͤchte, dieſe fleiſchige Bekleidungen des Saa- menbehaͤlters in Baͤumen, die viel Bluͤtfaͤden haben, ſind alle mit einander eine Zeitlang ſauer geweſen, oder es gehen doch endlich ihre Fruͤchte in eine Saͤure uͤber. So iſt der Geſchmakk an den meiſten Beeren, entweder von ſelbſt ſauer, oder er wird doch durch die Gaͤhrung ſauer. Das Mehl der Pflanzen verwandelt ſich, mit Waſſer ver- miſcht, in eine Saͤure, es erzeugt Bier, und aus Bier wird Eßig. Auch die ſcharfen Pflanzen nehmen an dem ſauren Weſen Antheil, wie der Senf und andre, welche doch, ſich ſelbſt uͤberlaſſen, in die Faͤulnis uͤbergehen. Wenn man im Feuer die Feuchtigkeit aus einer Pflanze austreibt, ſo giebt ſolche mehr, oder weniger roten Geiſt, worinnen die Saͤure ſtekkt.
Jm
(p)[Spaltenumbruch]Obſ. p. 191.
(q)RZASCZYNSKY l. c. pag. 346.
(r)REINES varior. p. 35.
(s)IACOBI problem. 61.
(s*)HILL eſſays p. 92. Eine Salzbruͤhe von macerirten und fau- len Fiſchgedaͤrmen. PLIN. L. XXXI. n. 43. Die beliebteſte wa[r] von [Spaltenumbruch]
Skomber. ib. vom Thunfiſche, und kleinen Fiſchen, CONSTANTIN. L. II. c. 45. Vom Wels CAEL chron. II. c. 1. Jn Lothringen, STEPHAN de nutrit. pag. 55. OVINGTON. Jn Siam GER- VAISE iter Siam. p. 105. in Tunkin DAMPIER voyag. II. p. 28.
H. Phiſiol. 5. B. D d
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0435"n="417"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">I.</hi> Abſchnitt. Werkzeug.</hi></fw><lb/>
aͤuſſerſt zu wider zu ſeyn ſcheinen. <hirendition="#fr">Amatus</hi> berichtet<lb/>
uns <noteplace="foot"n="(p)"><cb/><hirendition="#aq">Obſ. p.</hi> 191.</note>, daß die Bengalen keine andere, als bebruͤtete,<lb/>
und halbfaule Eier verzeren, und ich leſe von den Ein-<lb/>
wonern von Siam eben dergleichen. Wer kan die un-<lb/>
natuͤrliche Begierde, Erde <noteplace="foot"n="(q)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">RZASCZYNSKY</hi> l. c.<lb/>
pag.</hi> 346.</note>, Holz, Kalk, Kolen, Sand<lb/>
aus den Streubuͤchſen <noteplace="foot"n="(r)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">REINES</hi> varior. p.</hi> 35.</note>, Spinnen <noteplace="foot"n="(s)"><hirendition="#aq">IACOBI problem.</hi> 61.</note> zu eſſen, alle er-<lb/>
zaͤlen. So lieben andre Thiere andre Speiſen; ſo ver-<lb/>
gnuͤgen ſich an Wermut, Pfeffer, Galgant, an der Ja-<lb/>
lappe, an Bertram einige Jnſekten, und dieſe finden an<lb/>
dieſen hoͤchſt ſcharfen Wurzeln ihre Koſt <noteplace="foot"n="(s*)"><hirendition="#aq">HILL eſſays p.</hi> 92. Eine<lb/>
Salzbruͤhe von macerirten und fau-<lb/>
len Fiſchgedaͤrmen. <hirendition="#aq">PLIN. L. XXXI.<lb/>
n.</hi> 43. Die beliebteſte wa<supplied>r</supplied> von<lb/><cb/>
Skomber. <hirendition="#aq">ib.</hi> vom Thunfiſche, und<lb/>
kleinen Fiſchen, <hirendition="#aq">CONSTANTIN.<lb/>
L. II. c.</hi> 45. Vom Wels <hirendition="#aq"><hirendition="#g">CAEL</hi><lb/>
chron. II. c.</hi> 1. Jn Lothringen,<lb/><hirendition="#aq"><hirendition="#g">STEPHAN</hi> de nutrit. pag. 55.<lb/><hirendition="#g">OVINGTON.</hi></hi> Jn Siam <hirendition="#aq">GER-<lb/>
VAISE iter Siam. p.</hi> 105. in Tunkin<lb/><hirendition="#aq">DAMPIER voyag. II. p.</hi> 28.</note>.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 4.<lb/>
Schmakkhafte Koͤrper.</head><lb/><p>Der ſaure Geſchmakk herrſcht im Pflanzenreiche und<lb/>
bewont dieſen Theil der ſichtbaren Natur. Die zeitigen<lb/>
Gartenfruͤchte, dieſe fleiſchige Bekleidungen des Saa-<lb/>
menbehaͤlters in Baͤumen, die viel Bluͤtfaͤden haben,<lb/>ſind alle mit einander eine Zeitlang ſauer geweſen, oder es<lb/>
gehen doch endlich ihre Fruͤchte in eine Saͤure uͤber. So<lb/>
iſt der Geſchmakk an den meiſten Beeren, entweder von<lb/>ſelbſt ſauer, oder er wird doch durch die Gaͤhrung ſauer.<lb/>
Das Mehl der Pflanzen verwandelt ſich, mit Waſſer ver-<lb/>
miſcht, in eine Saͤure, es erzeugt Bier, und aus Bier<lb/>
wird Eßig. Auch die ſcharfen Pflanzen nehmen an dem<lb/>ſauren Weſen Antheil, wie der Senf und andre, welche<lb/>
doch, ſich ſelbſt uͤberlaſſen, in die Faͤulnis uͤbergehen.<lb/>
Wenn man im Feuer die Feuchtigkeit aus einer Pflanze<lb/>
austreibt, ſo giebt ſolche mehr, oder weniger roten Geiſt,<lb/>
worinnen die Saͤure ſtekkt.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Jm</fw><lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#fr">H. Phiſiol. 5. B.</hi> D d</fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[417/0435]
I. Abſchnitt. Werkzeug.
aͤuſſerſt zu wider zu ſeyn ſcheinen. Amatus berichtet
uns (p), daß die Bengalen keine andere, als bebruͤtete,
und halbfaule Eier verzeren, und ich leſe von den Ein-
wonern von Siam eben dergleichen. Wer kan die un-
natuͤrliche Begierde, Erde (q), Holz, Kalk, Kolen, Sand
aus den Streubuͤchſen (r), Spinnen (s) zu eſſen, alle er-
zaͤlen. So lieben andre Thiere andre Speiſen; ſo ver-
gnuͤgen ſich an Wermut, Pfeffer, Galgant, an der Ja-
lappe, an Bertram einige Jnſekten, und dieſe finden an
dieſen hoͤchſt ſcharfen Wurzeln ihre Koſt (s*).
§. 4.
Schmakkhafte Koͤrper.
Der ſaure Geſchmakk herrſcht im Pflanzenreiche und
bewont dieſen Theil der ſichtbaren Natur. Die zeitigen
Gartenfruͤchte, dieſe fleiſchige Bekleidungen des Saa-
menbehaͤlters in Baͤumen, die viel Bluͤtfaͤden haben,
ſind alle mit einander eine Zeitlang ſauer geweſen, oder es
gehen doch endlich ihre Fruͤchte in eine Saͤure uͤber. So
iſt der Geſchmakk an den meiſten Beeren, entweder von
ſelbſt ſauer, oder er wird doch durch die Gaͤhrung ſauer.
Das Mehl der Pflanzen verwandelt ſich, mit Waſſer ver-
miſcht, in eine Saͤure, es erzeugt Bier, und aus Bier
wird Eßig. Auch die ſcharfen Pflanzen nehmen an dem
ſauren Weſen Antheil, wie der Senf und andre, welche
doch, ſich ſelbſt uͤberlaſſen, in die Faͤulnis uͤbergehen.
Wenn man im Feuer die Feuchtigkeit aus einer Pflanze
austreibt, ſo giebt ſolche mehr, oder weniger roten Geiſt,
worinnen die Saͤure ſtekkt.
Jm
(p)
Obſ. p. 191.
(q) RZASCZYNSKY l. c.
pag. 346.
(r) REINES varior. p. 35.
(s) IACOBI problem. 61.
(s*) HILL eſſays p. 92. Eine
Salzbruͤhe von macerirten und fau-
len Fiſchgedaͤrmen. PLIN. L. XXXI.
n. 43. Die beliebteſte war von
Skomber. ib. vom Thunfiſche, und
kleinen Fiſchen, CONSTANTIN.
L. II. c. 45. Vom Wels CAEL
chron. II. c. 1. Jn Lothringen,
STEPHAN de nutrit. pag. 55.
OVINGTON. Jn Siam GER-
VAISE iter Siam. p. 105. in Tunkin
DAMPIER voyag. II. p. 28.
H. Phiſiol. 5. B. D d
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 417. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/435>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.