Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Gefühl. XII. Buch.
wovon wir nachgehens reden wollen, vermutlich zu ma-
chen. Man glaubt, daß in diese Gefässe das Blut in
Entzündungen dringe, und daß ein einziger verwirrter
roter Flekke alsdenn vor der ganzen Haut da sei (f). Al-
lein ich glaube vielmehr, daß dieses Blut aus seinen Ge-
fässen ausgetreten sei. Denn warum erscheinen an einer
entzündeten Haut keine grösser aufgeschwollne rote Ge-
fässe, sondern aller Orten eine durchgängig gleiche Röthe.
Nuck erwähnt einige limphatische Blutadern, die von
den Fingern und Zeen an Händen und Füssen entsorin-
gen (f*). Allein diese nehmen von den bekannten Faden-
gewebe (cellulosa tela) ihren Ursprung her (f**).

§. 4.
Die Nerven (f+).

Jn der ganzen Haut befindet sich eine grosse Menge
(f++) von deutlichen Nerven, und es enthält die Haut
nicht viel weniger Nerven, als der Muskel (f+++). Obgleich
die gesammte Haut eines Menschen, vermöge angestellter
Versuche, nicht viel über vier und ein halbes Pfund
schwer wiegt (g). Es verzeren sich nämlich an den Glied-
maassen, nicht nur ganze Nervenstämme, von denen ich
an gehörigem Orte Meldung gethan (g*), sondern auch
unzälige Zweige von andern Nervenästen in der Haut:
so wie an der Hüfte (h), am Arme (i), Halse und Kopfe
geschicht, allwo von harten Nerven (k), vom fünften
Zweige der drei Aeste, vom Hinterhauptnerven des zwei-

ten
(f) [Spaltenumbruch] SCHWENKE.
(f**) Ebenda.
(f+) Aus Schlag- und Blut-
adern und Nerven besteht die Haut.
ARISTOTELES de spir. c. 5.
(f++) Auch Raupen krichen in
die Haut ein, LYONNET.
pag.
195.
(f+++) Auch VIEUSSENS
neurol.
Vorrede.
(g) [Spaltenumbruch] LOESEL ren. p. 67.
(g*) L. X.
(h) Eben da.
(i) Eben da.
(k) Das Kupfer des berümten
Meckels, Mem. de l'acad. de
Berlin.

Das Gefuͤhl. XII. Buch.
wovon wir nachgehens reden wollen, vermutlich zu ma-
chen. Man glaubt, daß in dieſe Gefaͤſſe das Blut in
Entzuͤndungen dringe, und daß ein einziger verwirrter
roter Flekke alsdenn vor der ganzen Haut da ſei (f). Al-
lein ich glaube vielmehr, daß dieſes Blut aus ſeinen Ge-
faͤſſen ausgetreten ſei. Denn warum erſcheinen an einer
entzuͤndeten Haut keine groͤſſer aufgeſchwollne rote Ge-
faͤſſe, ſondern aller Orten eine durchgaͤngig gleiche Roͤthe.
Nuck erwaͤhnt einige limphatiſche Blutadern, die von
den Fingern und Zeen an Haͤnden und Fuͤſſen entſorin-
gen (f*). Allein dieſe nehmen von den bekannten Faden-
gewebe (celluloſa tela) ihren Urſprung her (f**).

§. 4.
Die Nerven (f†).

Jn der ganzen Haut befindet ſich eine groſſe Menge
(f††) von deutlichen Nerven, und es enthaͤlt die Haut
nicht viel weniger Nerven, als der Muſkel (f†††). Obgleich
die geſammte Haut eines Menſchen, vermoͤge angeſtellter
Verſuche, nicht viel uͤber vier und ein halbes Pfund
ſchwer wiegt (g). Es verzeren ſich naͤmlich an den Glied-
maaſſen, nicht nur ganze Nervenſtaͤmme, von denen ich
an gehoͤrigem Orte Meldung gethan (g*), ſondern auch
unzaͤlige Zweige von andern Nervenaͤſten in der Haut:
ſo wie an der Huͤfte (h), am Arme (i), Halſe und Kopfe
geſchicht, allwo von harten Nerven (k), vom fuͤnften
Zweige der drei Aeſte, vom Hinterhauptnerven des zwei-

ten
(f) [Spaltenumbruch] SCHWENKE.
(f**) Ebenda.
(f†) Aus Schlag- und Blut-
adern und Nerven beſteht die Haut.
ARISTOTELES de ſpir. c. 5.
(f††) Auch Raupen krichen in
die Haut ein, LYONNET.
pag.
195.
(f†††) Auch VIEUSSENS
neurol.
Vorrede.
(g) [Spaltenumbruch] LOESEL ren. p. 67.
(g*) L. X.
(h) Eben da.
(i) Eben da.
(k) Das Kupfer des beruͤmten
Meckels, Mem. de l’acad. de
Berlin.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0256" n="238"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Gefu&#x0364;hl. <hi rendition="#aq">XII.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
wovon wir nachgehens reden wollen, vermutlich zu ma-<lb/>
chen. Man glaubt, daß in die&#x017F;e Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e das Blut in<lb/>
Entzu&#x0364;ndungen dringe, und daß ein einziger verwirrter<lb/>
roter Flekke alsdenn vor der ganzen Haut da &#x017F;ei <note place="foot" n="(f)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">SCHWENKE.</hi></hi></note>. Al-<lb/>
lein ich glaube vielmehr, daß die&#x017F;es Blut aus &#x017F;einen Ge-<lb/>
fa&#x0364;&#x017F;&#x017F;en ausgetreten &#x017F;ei. Denn warum er&#x017F;cheinen an einer<lb/>
entzu&#x0364;ndeten Haut keine gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er aufge&#x017F;chwollne rote Ge-<lb/>
fa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, &#x017F;ondern aller Orten eine durchga&#x0364;ngig gleiche Ro&#x0364;the.<lb/><hi rendition="#fr">Nuck</hi> erwa&#x0364;hnt einige limphati&#x017F;che Blutadern, die von<lb/>
den Fingern und Zeen an Ha&#x0364;nden und Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en ent&#x017F;orin-<lb/>
gen (f*). Allein die&#x017F;e nehmen von den bekannten Faden-<lb/>
gewebe (<hi rendition="#aq">cellulo&#x017F;a tela</hi>) ihren Ur&#x017F;prung her <note place="foot" n="(f**)">Ebenda.</note>.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 4.<lb/><hi rendition="#b">Die Nerven</hi> <note place="foot" n="(f&#x2020;)">Aus Schlag- und Blut-<lb/>
adern und Nerven be&#x017F;teht die Haut.<lb/><hi rendition="#aq">ARISTOTELES de &#x017F;pir. c.</hi> 5.</note>.</head><lb/>
            <p>Jn der ganzen Haut befindet &#x017F;ich eine gro&#x017F;&#x017F;e Menge<lb/><note place="foot" n="(f&#x2020;&#x2020;)">Auch Raupen krichen in<lb/>
die Haut ein, <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">LYONNET.</hi><lb/>
pag.</hi> 195.</note> von deutlichen Nerven, und es entha&#x0364;lt die Haut<lb/>
nicht viel weniger Nerven, als der Mu&#x017F;kel <note place="foot" n="(f&#x2020;&#x2020;&#x2020;)">Auch <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">VIEUSSENS</hi><lb/>
neurol.</hi> Vorrede.</note>. Obgleich<lb/>
die ge&#x017F;ammte Haut eines Men&#x017F;chen, vermo&#x0364;ge ange&#x017F;tellter<lb/>
Ver&#x017F;uche, nicht viel u&#x0364;ber vier und ein halbes Pfund<lb/>
&#x017F;chwer wiegt <note place="foot" n="(g)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">LOESEL</hi> ren. p.</hi> 67.</note>. Es verzeren &#x017F;ich na&#x0364;mlich an den Glied-<lb/>
maa&#x017F;&#x017F;en, nicht nur ganze Nerven&#x017F;ta&#x0364;mme, von denen ich<lb/>
an geho&#x0364;rigem Orte Meldung gethan <note place="foot" n="(g*)"><hi rendition="#aq">L. X.</hi></note>, &#x017F;ondern auch<lb/>
unza&#x0364;lige Zweige von andern Nervena&#x0364;&#x017F;ten in der Haut:<lb/>
&#x017F;o wie an der Hu&#x0364;fte <note place="foot" n="(h)">Eben da.</note>, am Arme <note place="foot" n="(i)">Eben da.</note>, Hal&#x017F;e und Kopfe<lb/>
ge&#x017F;chicht, allwo von harten Nerven <note place="foot" n="(k)">Das Kupfer des beru&#x0364;mten<lb/><hi rendition="#fr">Meckels,</hi> <hi rendition="#aq">Mem. de l&#x2019;acad. de<lb/>
Berlin.</hi></note>, vom fu&#x0364;nften<lb/>
Zweige der drei Ae&#x017F;te, vom Hinterhauptnerven des zwei-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ten</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[238/0256] Das Gefuͤhl. XII. Buch. wovon wir nachgehens reden wollen, vermutlich zu ma- chen. Man glaubt, daß in dieſe Gefaͤſſe das Blut in Entzuͤndungen dringe, und daß ein einziger verwirrter roter Flekke alsdenn vor der ganzen Haut da ſei (f). Al- lein ich glaube vielmehr, daß dieſes Blut aus ſeinen Ge- faͤſſen ausgetreten ſei. Denn warum erſcheinen an einer entzuͤndeten Haut keine groͤſſer aufgeſchwollne rote Ge- faͤſſe, ſondern aller Orten eine durchgaͤngig gleiche Roͤthe. Nuck erwaͤhnt einige limphatiſche Blutadern, die von den Fingern und Zeen an Haͤnden und Fuͤſſen entſorin- gen (f*). Allein dieſe nehmen von den bekannten Faden- gewebe (celluloſa tela) ihren Urſprung her (f**). §. 4. Die Nerven (f†). Jn der ganzen Haut befindet ſich eine groſſe Menge (f††) von deutlichen Nerven, und es enthaͤlt die Haut nicht viel weniger Nerven, als der Muſkel (f†††). Obgleich die geſammte Haut eines Menſchen, vermoͤge angeſtellter Verſuche, nicht viel uͤber vier und ein halbes Pfund ſchwer wiegt (g). Es verzeren ſich naͤmlich an den Glied- maaſſen, nicht nur ganze Nervenſtaͤmme, von denen ich an gehoͤrigem Orte Meldung gethan (g*), ſondern auch unzaͤlige Zweige von andern Nervenaͤſten in der Haut: ſo wie an der Huͤfte (h), am Arme (i), Halſe und Kopfe geſchicht, allwo von harten Nerven (k), vom fuͤnften Zweige der drei Aeſte, vom Hinterhauptnerven des zwei- ten (f) SCHWENKE. (f**) Ebenda. (f†) Aus Schlag- und Blut- adern und Nerven beſteht die Haut. ARISTOTELES de ſpir. c. 5. (f††) Auch Raupen krichen in die Haut ein, LYONNET. pag. 195. (f†††) Auch VIEUSSENS neurol. Vorrede. (g) LOESEL ren. p. 67. (g*) L. X. (h) Eben da. (i) Eben da. (k) Das Kupfer des beruͤmten Meckels, Mem. de l’acad. de Berlin.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/256
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/256>, abgerufen am 20.11.2024.