Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

Bild:
<< vorherige Seite

I. Abschnitt. Werkzeug.
ins Zellgewebe: ihre erste Aeste laufen schon nach der Haut,
wo sie sich von diesem Zellgewebe trennt, sie sind zalreich,
wiewohl nicht gros, und sie machen dasjenige Nezz aus,
welches Ruysch (b) auszusprizzen pflegte, wenn die Haut,
nach Art einer Entzündung, rot werden sollte. Je weiter die
Schlagadern gegen das Oberhäutchen in die äussern Haut-
fäserchen fortlaufen, desto kleiner werden sie (c), es kom-
men die allerkleinsten in derjenigen Fläche vor, welche das
Oberhäutchen berührt, und die sich zuerst, nach Fort-
schaffung dieser Dekke zeigt, so wie auch einige in den
Warzen (c*) zu Gesichte kommen. Auch an dieser Stelle
hat die Haut eine angeneme Röthe, so wohl an lebendigen
Menschen, an denen blasenziehende Mittel das Oberhäut-
chen abgezogen haben, als an todten Körpern, in deren
Schlagadern man rotgefärbten Fischleim sprizzt. Der
neugeborne Mensch ist über und über ganz rot (c**), und
fängt erst nach und nach an blasser zu werden. An den
Wangen (d) kann das Auge bei vielen Menschen nicht nur
eine verworrne Röthe, sondern auch an einigen sogar die
roten Gefässe und deren Aeste warnehmen. An Thieren ist
die Haut gemeiniglich weis, und dieses ist die natürliche
Farbe aller fächrigen Membranen.

Wenn an andern Orten die Gefässe von der kleinen
Art (e) helle Säfte enthalten, so hindert das nicht, daß
nicht in der Haut dergleichen Gefäßgen sein sollten, und
dieses scheint die höchstzarte Ausscheidung des Hautdunstes,

wo-
(b) [Spaltenumbruch] Thes. VIII. n. 90. Thes.
IX. n. 2. 35. Thes. X. n. 161.
Thes. max. n.
10. 11. 12. 13. 17.
32. Jch erinnere mich, daß mir
solches dieser gute Alte selbst gezeigt
hat. Cur. ren. n. 38. 46. Advers.
III. n. 8. p. 26. KAAUW n.
81.
(c) ALBIN. cit. loc.
(c*) RUYSCH cur. renov.
n. 38. KAAUW persp. n.
65. 81.
(c**) [Spaltenumbruch] ROEDERER obstet.
ed. II. pag.
38. zwei und vierzig
Tage lang. SEVERINUS
PINAEUS
de Virginit. not. p.

161.
(d) PECHLIN de nigred.
aethiop. p. 161. ad SCHWENKE
pag.
52.
(e) WINSLOW III. tr. des
tegum. n. 17. KAAUW n.
801.

I. Abſchnitt. Werkzeug.
ins Zellgewebe: ihre erſte Aeſte laufen ſchon nach der Haut,
wo ſie ſich von dieſem Zellgewebe trennt, ſie ſind zalreich,
wiewohl nicht gros, und ſie machen dasjenige Nezz aus,
welches Ruyſch (b) auszuſprizzen pflegte, wenn die Haut,
nach Art einer Entzuͤndung, rot werden ſollte. Je weiter die
Schlagadern gegen das Oberhaͤutchen in die aͤuſſern Haut-
faͤſerchen fortlaufen, deſto kleiner werden ſie (c), es kom-
men die allerkleinſten in derjenigen Flaͤche vor, welche das
Oberhaͤutchen beruͤhrt, und die ſich zuerſt, nach Fort-
ſchaffung dieſer Dekke zeigt, ſo wie auch einige in den
Warzen (c*) zu Geſichte kommen. Auch an dieſer Stelle
hat die Haut eine angeneme Roͤthe, ſo wohl an lebendigen
Menſchen, an denen blaſenziehende Mittel das Oberhaͤut-
chen abgezogen haben, als an todten Koͤrpern, in deren
Schlagadern man rotgefaͤrbten Fiſchleim ſprizzt. Der
neugeborne Menſch iſt uͤber und uͤber ganz rot (c**), und
faͤngt erſt nach und nach an blaſſer zu werden. An den
Wangen (d) kann das Auge bei vielen Menſchen nicht nur
eine verworrne Roͤthe, ſondern auch an einigen ſogar die
roten Gefaͤſſe und deren Aeſte warnehmen. An Thieren iſt
die Haut gemeiniglich weis, und dieſes iſt die natuͤrliche
Farbe aller faͤchrigen Membranen.

Wenn an andern Orten die Gefaͤſſe von der kleinen
Art (e) helle Saͤfte enthalten, ſo hindert das nicht, daß
nicht in der Haut dergleichen Gefaͤßgen ſein ſollten, und
dieſes ſcheint die hoͤchſtzarte Ausſcheidung des Hautdunſtes,

wo-
(b) [Spaltenumbruch] Theſ. VIII. n. 90. Theſ.
IX. n. 2. 35. Theſ. X. n. 161.
Theſ. max. n.
10. 11. 12. 13. 17.
32. Jch erinnere mich, daß mir
ſolches dieſer gute Alte ſelbſt gezeigt
hat. Cur. ren. n. 38. 46. Adverſ.
III. n. 8. p. 26. KAAUW n.
81.
(c) ALBIN. cit. loc.
(c*) RUYSCH cur. renov.
n. 38. KAAUW perſp. n.
65. 81.
(c**) [Spaltenumbruch] ROEDERER obſtet.
ed. II. pag.
38. zwei und vierzig
Tage lang. SEVERINUS
PINÆUS
de Virginit. not. p.

161.
(d) PECHLIN de nigred.
æthiop. p. 161. ad SCHWENKE
pag.
52.
(e) WINSLOW III. tr. des
tegum. n. 17. KAAUW n.
801.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0255" n="237"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Ab&#x017F;chnitt. Werkzeug.</hi></fw><lb/>
ins Zellgewebe: ihre er&#x017F;te Ae&#x017F;te laufen &#x017F;chon nach der Haut,<lb/>
wo &#x017F;ie &#x017F;ich von die&#x017F;em Zellgewebe trennt, &#x017F;ie &#x017F;ind zalreich,<lb/>
wiewohl nicht gros, und &#x017F;ie machen dasjenige Nezz aus,<lb/>
welches <hi rendition="#fr">Ruy&#x017F;ch</hi> <note place="foot" n="(b)"><cb/><hi rendition="#aq">The&#x017F;. VIII. n. 90. The&#x017F;.<lb/>
IX. n. 2. 35. The&#x017F;. X. n. 161.<lb/>
The&#x017F;. max. n.</hi> 10. 11. 12. 13. 17.<lb/>
32. Jch erinnere mich, daß mir<lb/>
&#x017F;olches die&#x017F;er gute Alte &#x017F;elb&#x017F;t gezeigt<lb/>
hat. <hi rendition="#aq">Cur. ren. n. 38. 46. Adver&#x017F;.<lb/>
III. n. 8. p. 26. KAAUW n.</hi> 81.</note> auszu&#x017F;prizzen pflegte, wenn die Haut,<lb/>
nach Art einer Entzu&#x0364;ndung, rot werden &#x017F;ollte. Je weiter die<lb/>
Schlagadern gegen das Oberha&#x0364;utchen in die a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ern Haut-<lb/>
fa&#x0364;&#x017F;erchen fortlaufen, de&#x017F;to kleiner werden &#x017F;ie <note place="foot" n="(c)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">ALBIN.</hi> cit. loc.</hi></note>, es kom-<lb/>
men die allerklein&#x017F;ten in derjenigen Fla&#x0364;che vor, welche das<lb/>
Oberha&#x0364;utchen beru&#x0364;hrt, und die &#x017F;ich zuer&#x017F;t, nach Fort-<lb/>
&#x017F;chaffung die&#x017F;er Dekke zeigt, &#x017F;o wie auch einige in den<lb/>
Warzen <note place="foot" n="(c*)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">RUYSCH</hi> cur. renov.<lb/>
n. 38. KAAUW per&#x017F;p. n.</hi> 65. 81.</note> zu Ge&#x017F;ichte kommen. Auch an die&#x017F;er Stelle<lb/>
hat die Haut eine angeneme Ro&#x0364;the, &#x017F;o wohl an lebendigen<lb/>
Men&#x017F;chen, an denen bla&#x017F;enziehende Mittel das Oberha&#x0364;ut-<lb/>
chen abgezogen haben, als an todten Ko&#x0364;rpern, in deren<lb/>
Schlagadern man rotgefa&#x0364;rbten Fi&#x017F;chleim &#x017F;prizzt. Der<lb/>
neugeborne Men&#x017F;ch i&#x017F;t u&#x0364;ber und u&#x0364;ber ganz rot <note place="foot" n="(c**)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">ROEDERER</hi> ob&#x017F;tet.<lb/>
ed. II. pag.</hi> 38. zwei und vierzig<lb/>
Tage lang. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">SEVERINUS<lb/>
PINÆUS</hi> de Virginit. not. p.</hi><lb/>
161.</note>, und<lb/>
fa&#x0364;ngt er&#x017F;t nach und nach an bla&#x017F;&#x017F;er zu werden. An den<lb/>
Wangen <note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">PECHLIN</hi> de nigred.<lb/>
æthiop. p. 161. ad SCHWENKE<lb/>
pag.</hi> 52.</note> kann das Auge bei vielen Men&#x017F;chen nicht nur<lb/>
eine verworrne Ro&#x0364;the, &#x017F;ondern auch an einigen &#x017F;ogar die<lb/>
roten Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e und deren Ae&#x017F;te warnehmen. An Thieren i&#x017F;t<lb/>
die Haut gemeiniglich weis, und die&#x017F;es i&#x017F;t die natu&#x0364;rliche<lb/>
Farbe aller fa&#x0364;chrigen Membranen.</p><lb/>
            <p>Wenn an andern Orten die Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e von der kleinen<lb/>
Art <note place="foot" n="(e)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">WINSLOW</hi> III. tr. des<lb/>
tegum. n. 17. KAAUW n.</hi> 801.</note> helle Sa&#x0364;fte enthalten, &#x017F;o hindert das nicht, daß<lb/>
nicht in der Haut dergleichen Gefa&#x0364;ßgen &#x017F;ein &#x017F;ollten, und<lb/>
die&#x017F;es &#x017F;cheint die ho&#x0364;ch&#x017F;tzarte Aus&#x017F;cheidung des Hautdun&#x017F;tes,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wo-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[237/0255] I. Abſchnitt. Werkzeug. ins Zellgewebe: ihre erſte Aeſte laufen ſchon nach der Haut, wo ſie ſich von dieſem Zellgewebe trennt, ſie ſind zalreich, wiewohl nicht gros, und ſie machen dasjenige Nezz aus, welches Ruyſch (b) auszuſprizzen pflegte, wenn die Haut, nach Art einer Entzuͤndung, rot werden ſollte. Je weiter die Schlagadern gegen das Oberhaͤutchen in die aͤuſſern Haut- faͤſerchen fortlaufen, deſto kleiner werden ſie (c), es kom- men die allerkleinſten in derjenigen Flaͤche vor, welche das Oberhaͤutchen beruͤhrt, und die ſich zuerſt, nach Fort- ſchaffung dieſer Dekke zeigt, ſo wie auch einige in den Warzen (c*) zu Geſichte kommen. Auch an dieſer Stelle hat die Haut eine angeneme Roͤthe, ſo wohl an lebendigen Menſchen, an denen blaſenziehende Mittel das Oberhaͤut- chen abgezogen haben, als an todten Koͤrpern, in deren Schlagadern man rotgefaͤrbten Fiſchleim ſprizzt. Der neugeborne Menſch iſt uͤber und uͤber ganz rot (c**), und faͤngt erſt nach und nach an blaſſer zu werden. An den Wangen (d) kann das Auge bei vielen Menſchen nicht nur eine verworrne Roͤthe, ſondern auch an einigen ſogar die roten Gefaͤſſe und deren Aeſte warnehmen. An Thieren iſt die Haut gemeiniglich weis, und dieſes iſt die natuͤrliche Farbe aller faͤchrigen Membranen. Wenn an andern Orten die Gefaͤſſe von der kleinen Art (e) helle Saͤfte enthalten, ſo hindert das nicht, daß nicht in der Haut dergleichen Gefaͤßgen ſein ſollten, und dieſes ſcheint die hoͤchſtzarte Ausſcheidung des Hautdunſtes, wo- (b) Theſ. VIII. n. 90. Theſ. IX. n. 2. 35. Theſ. X. n. 161. Theſ. max. n. 10. 11. 12. 13. 17. 32. Jch erinnere mich, daß mir ſolches dieſer gute Alte ſelbſt gezeigt hat. Cur. ren. n. 38. 46. Adverſ. III. n. 8. p. 26. KAAUW n. 81. (c) ALBIN. cit. loc. (c*) RUYSCH cur. renov. n. 38. KAAUW perſp. n. 65. 81. (c**) ROEDERER obſtet. ed. II. pag. 38. zwei und vierzig Tage lang. SEVERINUS PINÆUS de Virginit. not. p. 161. (d) PECHLIN de nigred. æthiop. p. 161. ad SCHWENKE pag. 52. (e) WINSLOW III. tr. des tegum. n. 17. KAAUW n. 801.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/255
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/255>, abgerufen am 22.11.2024.