nen, herablaufen, und das Auge, oder das Augenlied in die Höhe heben, welches sie sonst blos rükkwerts ziehen würden, wenn diese künstliche Anlage unterblieben wäre.
Zusammengesezzter ist schon der Bau, wenn noch aus- ser der, in den Knochen gedrükkten Furche, ein Kanal vom Bande und Knorpel ausgeschnitten wird, durch den die bewegliche Sehne hindurchgeht, und von da nach verändertem Laufe, gegen ihren Ursprung zurükke kehrt. Man hat davon ein Exempel an dem obern schiefen Au- genmuskel (t).
Bei andrer Gelegenheit nehmen Muskeln zwar keinen gegenseitigen aber doch verschiednen Lauf, wenn sie sich um irgend eine knochige Erhabenheit herumbiegen, und darauf einer neuen Richtung folgen. So läuft der innere Muskel des Hammers durch die Furche, die von den äussern einwerts hineinstreicht, dermassen fort, daß er den Hammer nach vorne zu lenken würde. Allein nun findet er ein Häkgen vor sich, um welches sich die Sehne beugt, nun den Zug nach aussen zu verrichtet, und den Hammer einwerts zieht (u).
§. 42. Die zusammengesetzte Kräfte. Gegenmuskeln.
Es scheint die gröste Hülfe, welche von den Nerven herrührt, auf die Regierung der Gegenmuskeln anzukom- men (x). Man trift nämlich im menschlichen Körper keine einzige Muskelkraft an, welche nicht ihre Gegenkraft hätte. So mus das Herz und die übrigen Holmuskeln
die
(t)[Spaltenumbruch]Fascic. VII. T. 6. f. 1. 2. WINSLOW T. I. n. 246. ZINN hist ocul. t. 3. f. 1. 4. T. 5. f. 1. 2. 4. T. 6. f. 1. 2.
(u)WINSLOW T. I. n. 402. DUVERNEY tr. de l'org. de [Spaltenumbruch]
l'ouie, Tab. VI. n. 1. F. ic. IV. D. ic. V. F. VIEUSSENS traite de la reille tab. 2. f. 3. n. 3.
(x) Daß ohne Antagonisten der Körper nicht bewegt werden könne SWAMMERDAM p. 847.
II. Abſchnitt. Erſcheinungen.
nen, herablaufen, und das Auge, oder das Augenlied in die Hoͤhe heben, welches ſie ſonſt blos ruͤkkwerts ziehen wuͤrden, wenn dieſe kuͤnſtliche Anlage unterblieben waͤre.
Zuſammengeſezzter iſt ſchon der Bau, wenn noch auſ- ſer der, in den Knochen gedruͤkkten Furche, ein Kanal vom Bande und Knorpel ausgeſchnitten wird, durch den die bewegliche Sehne hindurchgeht, und von da nach veraͤndertem Laufe, gegen ihren Urſprung zuruͤkke kehrt. Man hat davon ein Exempel an dem obern ſchiefen Au- genmuſkel (t).
Bei andrer Gelegenheit nehmen Muſkeln zwar keinen gegenſeitigen aber doch verſchiednen Lauf, wenn ſie ſich um irgend eine knochige Erhabenheit herumbiegen, und darauf einer neuen Richtung folgen. So laͤuft der innere Muſkel des Hammers durch die Furche, die von den aͤuſſern einwerts hineinſtreicht, dermaſſen fort, daß er den Hammer nach vorne zu lenken wuͤrde. Allein nun findet er ein Haͤkgen vor ſich, um welches ſich die Sehne beugt, nun den Zug nach auſſen zu verrichtet, und den Hammer einwerts zieht (u).
§. 42. Die zuſammengeſetzte Kraͤfte. Gegenmuſkeln.
Es ſcheint die groͤſte Huͤlfe, welche von den Nerven herruͤhrt, auf die Regierung der Gegenmuſkeln anzukom- men (x). Man trift naͤmlich im menſchlichen Koͤrper keine einzige Muſkelkraft an, welche nicht ihre Gegenkraft haͤtte. So mus das Herz und die uͤbrigen Holmuſkeln
die
(t)[Spaltenumbruch]Faſcic. VII. T. 6. f. 1. 2. WINSLOW T. I. n. 246. ZINN hiſt ocul. t. 3. f. 1. 4. T. 5. f. 1. 2. 4. T. 6. f. 1. 2.
(u)WINSLOW T. I. n. 402. DUVERNEY tr. de l’org. de [Spaltenumbruch]
l’ouie, Tab. VI. n. 1. F. ic. IV. D. ic. V. F. VIEUSSENS traité de la reille tab. 2. f. 3. n. 3.
(x) Daß ohne Antagoniſten der Koͤrper nicht bewegt werden koͤnne SWAMMERDAM p. 847.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0125"n="107"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">II.</hi> Abſchnitt. Erſcheinungen.</hi></fw><lb/>
nen, herablaufen, und das Auge, oder das Augenlied<lb/>
in die Hoͤhe heben, welches ſie ſonſt blos ruͤkkwerts ziehen<lb/>
wuͤrden, wenn dieſe kuͤnſtliche Anlage unterblieben waͤre.</p><lb/><p>Zuſammengeſezzter iſt ſchon der Bau, wenn noch auſ-<lb/>ſer der, in den Knochen gedruͤkkten Furche, ein Kanal<lb/>
vom Bande und Knorpel ausgeſchnitten wird, durch den<lb/>
die bewegliche Sehne hindurchgeht, und von da nach<lb/>
veraͤndertem Laufe, gegen ihren Urſprung zuruͤkke kehrt.<lb/>
Man hat davon ein Exempel an dem obern ſchiefen Au-<lb/>
genmuſkel <noteplace="foot"n="(t)"><cb/><hirendition="#aq">Faſcic. VII. T. 6. f. 1. 2.<lb/><hirendition="#g">WINSLOW</hi> T. I. n. 246. ZINN<lb/>
hiſt ocul. t. 3. f. 1. 4. T. 5. f. 1. 2.<lb/>
4. T. 6. f.</hi> 1. 2.</note>.</p><lb/><p>Bei andrer Gelegenheit nehmen Muſkeln zwar keinen<lb/>
gegenſeitigen aber doch verſchiednen Lauf, wenn ſie ſich<lb/>
um irgend eine knochige Erhabenheit herumbiegen, und<lb/>
darauf einer neuen Richtung folgen. So laͤuft der innere<lb/>
Muſkel des Hammers durch die Furche, die von den<lb/>
aͤuſſern einwerts hineinſtreicht, dermaſſen fort, daß er den<lb/>
Hammer nach vorne zu lenken wuͤrde. Allein nun findet<lb/>
er ein Haͤkgen vor ſich, um welches ſich die Sehne beugt,<lb/>
nun den Zug nach auſſen zu verrichtet, und den Hammer<lb/>
einwerts zieht <noteplace="foot"n="(u)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">WINSLOW</hi> T. I. n. 402.<lb/><hirendition="#g">DUVERNEY</hi> tr. de l’org. de<lb/><cb/>
l’ouie, Tab. VI. n. 1. F. ic. IV.<lb/>
D. ic. V. F. <hirendition="#g">VIEUSSENS</hi><lb/>
traité de la reille tab. 2. f. 3. n.</hi> 3.</note>.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">§. 42.<lb/>
Die zuſammengeſetzte Kraͤfte. Gegenmuſkeln.</hi></head><lb/><p>Es ſcheint die groͤſte Huͤlfe, welche von den Nerven<lb/>
herruͤhrt, auf die Regierung der Gegenmuſkeln anzukom-<lb/>
men <noteplace="foot"n="(x)">Daß ohne Antagoniſten der<lb/>
Koͤrper nicht bewegt werden koͤnne<lb/><hirendition="#aq"><hirendition="#g">SWAMMERDAM</hi> p.</hi> 847.</note>. Man trift naͤmlich im menſchlichen Koͤrper keine<lb/>
einzige Muſkelkraft an, welche nicht ihre Gegenkraft<lb/>
haͤtte. So mus das Herz und die uͤbrigen Holmuſkeln<lb/><fwplace="bottom"type="catch">die</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[107/0125]
II. Abſchnitt. Erſcheinungen.
nen, herablaufen, und das Auge, oder das Augenlied
in die Hoͤhe heben, welches ſie ſonſt blos ruͤkkwerts ziehen
wuͤrden, wenn dieſe kuͤnſtliche Anlage unterblieben waͤre.
Zuſammengeſezzter iſt ſchon der Bau, wenn noch auſ-
ſer der, in den Knochen gedruͤkkten Furche, ein Kanal
vom Bande und Knorpel ausgeſchnitten wird, durch den
die bewegliche Sehne hindurchgeht, und von da nach
veraͤndertem Laufe, gegen ihren Urſprung zuruͤkke kehrt.
Man hat davon ein Exempel an dem obern ſchiefen Au-
genmuſkel (t).
Bei andrer Gelegenheit nehmen Muſkeln zwar keinen
gegenſeitigen aber doch verſchiednen Lauf, wenn ſie ſich
um irgend eine knochige Erhabenheit herumbiegen, und
darauf einer neuen Richtung folgen. So laͤuft der innere
Muſkel des Hammers durch die Furche, die von den
aͤuſſern einwerts hineinſtreicht, dermaſſen fort, daß er den
Hammer nach vorne zu lenken wuͤrde. Allein nun findet
er ein Haͤkgen vor ſich, um welches ſich die Sehne beugt,
nun den Zug nach auſſen zu verrichtet, und den Hammer
einwerts zieht (u).
§. 42.
Die zuſammengeſetzte Kraͤfte. Gegenmuſkeln.
Es ſcheint die groͤſte Huͤlfe, welche von den Nerven
herruͤhrt, auf die Regierung der Gegenmuſkeln anzukom-
men (x). Man trift naͤmlich im menſchlichen Koͤrper keine
einzige Muſkelkraft an, welche nicht ihre Gegenkraft
haͤtte. So mus das Herz und die uͤbrigen Holmuſkeln
die
(t)
Faſcic. VII. T. 6. f. 1. 2.
WINSLOW T. I. n. 246. ZINN
hiſt ocul. t. 3. f. 1. 4. T. 5. f. 1. 2.
4. T. 6. f. 1. 2.
(u) WINSLOW T. I. n. 402.
DUVERNEY tr. de l’org. de
l’ouie, Tab. VI. n. 1. F. ic. IV.
D. ic. V. F. VIEUSSENS
traité de la reille tab. 2. f. 3. n. 3.
(x) Daß ohne Antagoniſten der
Koͤrper nicht bewegt werden koͤnne
SWAMMERDAM p. 847.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/125>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.