vor dreimal breiter, als die Blutfläche annimmt, und wenn man sezzt, daß diese Fläche um den funfzehnten Theil ausgedehnt werde, so wird sie wenigstens um den füften Theil des, in den kleinsten Gefässen der Lunge lau- fende Blut nunmehr zusammendrükken.
Derowegen haben viele Phisiologisten, die Erklärung dieser unerträglichen Beschwerlichkeit, von dem fortge- sezzten Einatmen, abgeleitet (o), und selbst Boerhaave trägt fast dergleichen vor, nur mit dem Unterscheide, daß er glaubt, das Blut könne darum nicht durchlaufen, weil die Lunge fernerhin ruhe, und von der Luft nicht weiter ausgedehnt werde.
§. 15. Diejenigen Zweifel, welche diese Hipotesen nicht anzunehmen verstatten.
Jndessen finde ich doch in der That noch Zweifel, wel- che mich zwingen, meinen Beifall noch zur Zeit zurükke zu halten. Denn es scheint mir erstlich das Zusammen- drükken der rothen Gefässe, welches bis zu ihrem Fünft- theil verengert werden soll, keine so grosse, noch so schnelle Beschwerlichkett verursachen zu können. Denn es würde eben dieses Zusammendrükken von der Luft, die wir durch Maschinen verdichten, und die wir in die Lunge einziehen wollten, erfolgen müssen. Doch es vertragen Menschen, und Thiere dergleichen Luft leicht, und es wird, nach dem obigen, eine doppelt so schwere Luft, viel leichter, und ohne Aengstlichkeit von Thieren empfunden, als eine doppelt so leichte Luft (p). Nun sezze man, daß dop- pelt so viel Luft in die Lunge gezogen, und von eben dem
Grade
(o)[Spaltenumbruch]PITCARNE. angef. Ort. n. 18. bellinvs Lemm. 23. [Spaltenumbruch]nevcranz.
(p) 3. Abschnitt. §. 7. B. 8.
Das Atemholen. VIII. Buch.
vor dreimal breiter, als die Blutflaͤche annimmt, und wenn man ſezzt, daß dieſe Flaͤche um den funfzehnten Theil ausgedehnt werde, ſo wird ſie wenigſtens um den fuͤften Theil des, in den kleinſten Gefaͤſſen der Lunge lau- fende Blut nunmehr zuſammendruͤkken.
Derowegen haben viele Phiſiologiſten, die Erklaͤrung dieſer unertraͤglichen Beſchwerlichkeit, von dem fortge- ſezzten Einatmen, abgeleitet (o), und ſelbſt Boerhaave traͤgt faſt dergleichen vor, nur mit dem Unterſcheide, daß er glaubt, das Blut koͤnne darum nicht durchlaufen, weil die Lunge fernerhin ruhe, und von der Luft nicht weiter ausgedehnt werde.
§. 15. Diejenigen Zweifel, welche dieſe Hipoteſen nicht anzunehmen verſtatten.
Jndeſſen finde ich doch in der That noch Zweifel, wel- che mich zwingen, meinen Beifall noch zur Zeit zuruͤkke zu halten. Denn es ſcheint mir erſtlich das Zuſammen- druͤkken der rothen Gefaͤſſe, welches bis zu ihrem Fuͤnft- theil verengert werden ſoll, keine ſo groſſe, noch ſo ſchnelle Beſchwerlichkett verurſachen zu koͤnnen. Denn es wuͤrde eben dieſes Zuſammendruͤkken von der Luft, die wir durch Maſchinen verdichten, und die wir in die Lunge einziehen wollten, erfolgen muͤſſen. Doch es vertragen Menſchen, und Thiere dergleichen Luft leicht, und es wird, nach dem obigen, eine doppelt ſo ſchwere Luft, viel leichter, und ohne Aengſtlichkeit von Thieren empfunden, als eine doppelt ſo leichte Luft (p). Nun ſezze man, daß dop- pelt ſo viel Luft in die Lunge gezogen, und von eben dem
Grade
(o)[Spaltenumbruch]PITCARNE. angef. Ort. n. 18. bellinvſ Lemm. 23. [Spaltenumbruch]nevcranz.
(p) 3. Abſchnitt. §. 7. B. 8.
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[402/0408]
Das Atemholen. VIII. Buch.
vor dreimal breiter, als die Blutflaͤche annimmt, und
wenn man ſezzt, daß dieſe Flaͤche um den funfzehnten
Theil ausgedehnt werde, ſo wird ſie wenigſtens um den
fuͤften Theil des, in den kleinſten Gefaͤſſen der Lunge lau-
fende Blut nunmehr zuſammendruͤkken.
Derowegen haben viele Phiſiologiſten, die Erklaͤrung
dieſer unertraͤglichen Beſchwerlichkeit, von dem fortge-
ſezzten Einatmen, abgeleitet (o), und ſelbſt Boerhaave
traͤgt faſt dergleichen vor, nur mit dem Unterſcheide, daß
er glaubt, das Blut koͤnne darum nicht durchlaufen,
weil die Lunge fernerhin ruhe, und von der Luft nicht
weiter ausgedehnt werde.
§. 15.
Diejenigen Zweifel, welche dieſe Hipoteſen nicht
anzunehmen verſtatten.
Jndeſſen finde ich doch in der That noch Zweifel, wel-
che mich zwingen, meinen Beifall noch zur Zeit zuruͤkke zu
halten. Denn es ſcheint mir erſtlich das Zuſammen-
druͤkken der rothen Gefaͤſſe, welches bis zu ihrem Fuͤnft-
theil verengert werden ſoll, keine ſo groſſe, noch ſo ſchnelle
Beſchwerlichkett verurſachen zu koͤnnen. Denn es wuͤrde
eben dieſes Zuſammendruͤkken von der Luft, die wir durch
Maſchinen verdichten, und die wir in die Lunge einziehen
wollten, erfolgen muͤſſen. Doch es vertragen Menſchen,
und Thiere dergleichen Luft leicht, und es wird, nach dem
obigen, eine doppelt ſo ſchwere Luft, viel leichter, und
ohne Aengſtlichkeit von Thieren empfunden, als eine
doppelt ſo leichte Luft (p). Nun ſezze man, daß dop-
pelt ſo viel Luft in die Lunge gezogen, und von eben dem
Grade
(o)
PITCARNE. angef. Ort.
n. 18. bellinvſ Lemm. 23.
nevcranz.
(p) 3. Abſchnitt. §. 7. B. 8.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/408>, abgerufen am 21.12.2024.
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