muskel der Luftröhre, die Brustknochenmuskel des Zun- genbeins, und andere drükken.
Jch sehe, daß vorlängst Stahl, Michael Alberti(a) und vor kurzem Gottlieb von Bordeu(b), ihrer Partei zum besten davor gehalten, daß man dieses mechanische Drükken, wodurch Drüsen ausgedrükkt werden, ver- werfen könne. Doch es ist so augenscheinlich wahr, daß der Speichel von den Muskeln, die die Kinnbakken be- wegen, herausgeprest wird, daß derselbe auch so gar, wenn man zwischen die Zähne Holz bringt, häufig zuflis- set, da doch bei dieser vollkommen mechanischen Kraft weder Begierde, noch Wille Statt findet. Jch habe diesen Versuch, der an sich geringe, aber doch das zu erweisen tauglich ist, was er erweisen soll, und kurz und thätig genung ist, selbst gemacht.
Man hat noch eine andre, aber nicht muskelhafte Art vom Drukke, da der mit Speisen angefüllte und von Luft ausgedehnte Magen, auf die Gallenblase drükkt. So tritt oft der Kot, wenn man eine grosse Menge Wachs in die Darmgefässe treibt und die Höle dersel- ben vernichtet worden, durch den Hintern heraus. So haben Thiere, die man unter eine luftleere Glokke ver- schlossen, in der ausgedehnten Luft, welche sich in ihrem Leibe ausbreitete, ihren Unrat von sich gegeben.
§. 23. Die blinden Behälter.
Man ist nicht an Exempeln verlegen, daß aus drü- sigen Hölen, die allenthalben blind oder zu sind, über- haupt gar nichts ausgeleert werde. Denn auf diese Weise behalten die Gelenkhölungen, die doch so ansen- lich und zalreich sind, ihr Gliedwasser bei sich, ohne es irgend wohin zu versenden: eben so behalten die holen
Sehnen-
(a)[Spaltenumbruch]
Jn der Sammlung Philo- soph. Medicin. Schriften, wel- [Spaltenumbruch]
che in deutscher Sprache heraus- gekommen.
(b) Am angef. Orte.
Siebendes Buch. Die Urſachen
muskel der Luftroͤhre, die Bruſtknochenmuskel des Zun- genbeins, und andere druͤkken.
Jch ſehe, daß vorlaͤngſt Stahl, Michael Alberti(a) und vor kurzem Gottlieb von Bordeu(b), ihrer Partei zum beſten davor gehalten, daß man dieſes mechaniſche Druͤkken, wodurch Druͤſen ausgedruͤkkt werden, ver- werfen koͤnne. Doch es iſt ſo augenſcheinlich wahr, daß der Speichel von den Muskeln, die die Kinnbakken be- wegen, herausgepreſt wird, daß derſelbe auch ſo gar, wenn man zwiſchen die Zaͤhne Holz bringt, haͤufig zufliſ- ſet, da doch bei dieſer vollkommen mechaniſchen Kraft weder Begierde, noch Wille Statt findet. Jch habe dieſen Verſuch, der an ſich geringe, aber doch das zu erweiſen tauglich iſt, was er erweiſen ſoll, und kurz und thaͤtig genung iſt, ſelbſt gemacht.
Man hat noch eine andre, aber nicht muskelhafte Art vom Drukke, da der mit Speiſen angefuͤllte und von Luft ausgedehnte Magen, auf die Gallenblaſe druͤkkt. So tritt oft der Kot, wenn man eine groſſe Menge Wachs in die Darmgefaͤſſe treibt und die Hoͤle derſel- ben vernichtet worden, durch den Hintern heraus. So haben Thiere, die man unter eine luftleere Glokke ver- ſchloſſen, in der ausgedehnten Luft, welche ſich in ihrem Leibe ausbreitete, ihren Unrat von ſich gegeben.
§. 23. Die blinden Behaͤlter.
Man iſt nicht an Exempeln verlegen, daß aus druͤ- ſigen Hoͤlen, die allenthalben blind oder zu ſind, uͤber- haupt gar nichts ausgeleert werde. Denn auf dieſe Weiſe behalten die Gelenkhoͤlungen, die doch ſo anſen- lich und zalreich ſind, ihr Gliedwaſſer bei ſich, ohne es irgend wohin zu verſenden: eben ſo behalten die holen
Sehnen-
(a)[Spaltenumbruch]
Jn der Sammlung Philo- ſoph. Medicin. Schriften, wel- [Spaltenumbruch]
che in deutſcher Sprache heraus- gekommen.
(b) Am angef. Orte.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0768"n="748"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Siebendes Buch. Die Urſachen</hi></fw><lb/>
muskel der Luftroͤhre, die Bruſtknochenmuskel des Zun-<lb/>
genbeins, und andere druͤkken.</p><lb/><p>Jch ſehe, daß vorlaͤngſt <hirendition="#fr">Stahl,</hi> Michael <hirendition="#fr">Alberti</hi><noteplace="foot"n="(a)"><cb/>
Jn der Sammlung <hirendition="#fr">Philo-<lb/>ſoph. Medicin. Schriften,</hi> wel-<lb/><cb/>
che in deutſcher Sprache heraus-<lb/>
gekommen.</note><lb/>
und vor kurzem Gottlieb von <hirendition="#fr">Bordeu</hi><noteplace="foot"n="(b)">Am angef. Orte.</note>, ihrer Partei<lb/>
zum beſten davor gehalten, daß man dieſes mechaniſche<lb/>
Druͤkken, wodurch Druͤſen ausgedruͤkkt werden, ver-<lb/>
werfen koͤnne. Doch es iſt ſo augenſcheinlich wahr, daß<lb/>
der Speichel von den Muskeln, die die Kinnbakken be-<lb/>
wegen, herausgepreſt wird, daß derſelbe auch ſo gar,<lb/>
wenn man zwiſchen die Zaͤhne Holz bringt, haͤufig zufliſ-<lb/>ſet, da doch bei dieſer vollkommen mechaniſchen Kraft<lb/>
weder Begierde, noch Wille Statt findet. Jch habe<lb/>
dieſen Verſuch, der an ſich geringe, aber doch das zu<lb/>
erweiſen tauglich iſt, was er erweiſen ſoll, und kurz und<lb/>
thaͤtig genung iſt, ſelbſt gemacht.</p><lb/><p>Man hat noch eine andre, aber nicht muskelhafte Art<lb/>
vom Drukke, da der mit Speiſen angefuͤllte und von<lb/>
Luft ausgedehnte Magen, auf die Gallenblaſe druͤkkt.<lb/>
So tritt oft der Kot, wenn man eine groſſe Menge<lb/>
Wachs in die Darmgefaͤſſe treibt und die Hoͤle derſel-<lb/>
ben vernichtet worden, durch den Hintern heraus. So<lb/>
haben Thiere, die man unter eine luftleere Glokke ver-<lb/>ſchloſſen, in der ausgedehnten Luft, welche ſich in ihrem<lb/>
Leibe ausbreitete, ihren Unrat von ſich gegeben.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 23.<lb/>
Die blinden Behaͤlter.</head><lb/><p>Man iſt nicht an Exempeln verlegen, daß aus druͤ-<lb/>ſigen Hoͤlen, die allenthalben blind oder zu ſind, uͤber-<lb/>
haupt gar nichts ausgeleert werde. Denn auf dieſe<lb/>
Weiſe behalten die Gelenkhoͤlungen, die doch ſo anſen-<lb/>
lich und zalreich ſind, ihr Gliedwaſſer bei ſich, ohne es<lb/>
irgend wohin zu verſenden: eben ſo behalten die holen<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Sehnen-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[748/0768]
Siebendes Buch. Die Urſachen
muskel der Luftroͤhre, die Bruſtknochenmuskel des Zun-
genbeins, und andere druͤkken.
Jch ſehe, daß vorlaͤngſt Stahl, Michael Alberti (a)
und vor kurzem Gottlieb von Bordeu (b), ihrer Partei
zum beſten davor gehalten, daß man dieſes mechaniſche
Druͤkken, wodurch Druͤſen ausgedruͤkkt werden, ver-
werfen koͤnne. Doch es iſt ſo augenſcheinlich wahr, daß
der Speichel von den Muskeln, die die Kinnbakken be-
wegen, herausgepreſt wird, daß derſelbe auch ſo gar,
wenn man zwiſchen die Zaͤhne Holz bringt, haͤufig zufliſ-
ſet, da doch bei dieſer vollkommen mechaniſchen Kraft
weder Begierde, noch Wille Statt findet. Jch habe
dieſen Verſuch, der an ſich geringe, aber doch das zu
erweiſen tauglich iſt, was er erweiſen ſoll, und kurz und
thaͤtig genung iſt, ſelbſt gemacht.
Man hat noch eine andre, aber nicht muskelhafte Art
vom Drukke, da der mit Speiſen angefuͤllte und von
Luft ausgedehnte Magen, auf die Gallenblaſe druͤkkt.
So tritt oft der Kot, wenn man eine groſſe Menge
Wachs in die Darmgefaͤſſe treibt und die Hoͤle derſel-
ben vernichtet worden, durch den Hintern heraus. So
haben Thiere, die man unter eine luftleere Glokke ver-
ſchloſſen, in der ausgedehnten Luft, welche ſich in ihrem
Leibe ausbreitete, ihren Unrat von ſich gegeben.
§. 23.
Die blinden Behaͤlter.
Man iſt nicht an Exempeln verlegen, daß aus druͤ-
ſigen Hoͤlen, die allenthalben blind oder zu ſind, uͤber-
haupt gar nichts ausgeleert werde. Denn auf dieſe
Weiſe behalten die Gelenkhoͤlungen, die doch ſo anſen-
lich und zalreich ſind, ihr Gliedwaſſer bei ſich, ohne es
irgend wohin zu verſenden: eben ſo behalten die holen
Sehnen-
(a)
Jn der Sammlung Philo-
ſoph. Medicin. Schriften, wel-
che in deutſcher Sprache heraus-
gekommen.
(b) Am angef. Orte.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 748. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/768>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.