Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

Bild:
<< vorherige Seite

der Verschiedenheit der Säfte.
Dahin gehöret das, aus der Oberhode laufende Gefäs-
chen, welches von mir entdekkt und vom jüngern
Monroo (a) bestätigt worden ist (b).

§. 18.
Jn den Bläschen werden die Säfte gereinigt.

Es nähert sich diese Veränderung, welche von der
äussersten Wichtigkeit ist, in der That am genausten den
geheimen Künsten, mittelst welcher die Natur aus einem
und eben demselben Blute Säfte ableitet, die an Eigen-
schaften unter einander höchst verschieden sind. Wir ha-
ben nämlich vorlängst gesehen, wie schwer es falle, daß
nicht mit den dikken zu gleich dünne Säfte abgeschie-
den würden. Denn wie leicht geht es nicht an, daß sich
dünne Säfte durch weite Mündungen mit hindurch-
schleichen können (c).

Doch es ist diese Beobachtung nicht mit blosser
Theorie zufrieden geblieben. Es ist nämlich ausge-
macht, daß das Fett, wenn es sich erst erzeugt, mit
Wasser vermengt und viel ehe einem Gallerte änlich ist.
So ist die neuerzeugte Galle süsse und wäßrig, und der
Saame dünn, wenn er anfänglich aus seinen Durchsei-
hern in die Saamenbehälter hinabfällt.

Diesen felerhaften Ueberflus an Wasser verbessern
die einsaugende Blutäderchen dadurch, daß sie alles, was
an dünner Flüßigkeit vorhanden ist, und sich für ihre
kleine Mündungen schikkt, wieder in sich nehmen, und
rauben; sie weisen die dikken Theile, für die ihre kleine

Schlün-
(a) [Spaltenumbruch] Progr. de viis seminis im
Jare 1745. herausgegeben.
(b) Dissert. de semine et te-
stibus.
(c) Säfte werden nicht in rei-
nem Zustande erzeugt. cyprianvs
[Spaltenumbruch] Epist. de fetu tubario.
S. 58. 59.
Es gesteht es Hamberger, daß
dünne Theilchen zugleich mit dik-
ken abgesondert werden. De se-
cretione in genere. n.
58.
v. Hall. Phis. II. Th. A a a

der Verſchiedenheit der Saͤfte.
Dahin gehoͤret das, aus der Oberhode laufende Gefaͤs-
chen, welches von mir entdekkt und vom juͤngern
Monroo (a) beſtaͤtigt worden iſt (b).

§. 18.
Jn den Blaͤschen werden die Saͤfte gereinigt.

Es naͤhert ſich dieſe Veraͤnderung, welche von der
aͤuſſerſten Wichtigkeit iſt, in der That am genauſten den
geheimen Kuͤnſten, mittelſt welcher die Natur aus einem
und eben demſelben Blute Saͤfte ableitet, die an Eigen-
ſchaften unter einander hoͤchſt verſchieden ſind. Wir ha-
ben naͤmlich vorlaͤngſt geſehen, wie ſchwer es falle, daß
nicht mit den dikken zu gleich duͤnne Saͤfte abgeſchie-
den wuͤrden. Denn wie leicht geht es nicht an, daß ſich
duͤnne Saͤfte durch weite Muͤndungen mit hindurch-
ſchleichen koͤnnen (c).

Doch es iſt dieſe Beobachtung nicht mit bloſſer
Theorie zufrieden geblieben. Es iſt naͤmlich ausge-
macht, daß das Fett, wenn es ſich erſt erzeugt, mit
Waſſer vermengt und viel ehe einem Gallerte aͤnlich iſt.
So iſt die neuerzeugte Galle ſuͤſſe und waͤßrig, und der
Saame duͤnn, wenn er anfaͤnglich aus ſeinen Durchſei-
hern in die Saamenbehaͤlter hinabfaͤllt.

Dieſen felerhaften Ueberflus an Waſſer verbeſſern
die einſaugende Blutaͤderchen dadurch, daß ſie alles, was
an duͤnner Fluͤßigkeit vorhanden iſt, und ſich fuͤr ihre
kleine Muͤndungen ſchikkt, wieder in ſich nehmen, und
rauben; ſie weiſen die dikken Theile, fuͤr die ihre kleine

Schluͤn-
(a) [Spaltenumbruch] Progr. de viis ſeminis im
Jare 1745. herausgegeben.
(b) Diſſert. de ſemine et te-
ſtibus.
(c) Saͤfte werden nicht in rei-
nem Zuſtande erzeugt. cyprianvſ
[Spaltenumbruch] Epiſt. de fetu tubario.
S. 58. 59.
Es geſteht es Hamberger, daß
duͤnne Theilchen zugleich mit dik-
ken abgeſondert werden. De ſe-
cretione in genere. n.
58.
v. Hall. Phiſ. II. Th. A a a
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0757" n="737"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der Ver&#x017F;chiedenheit der Sa&#x0364;fte.</hi></fw><lb/>
Dahin geho&#x0364;ret das, aus der Oberhode laufende Gefa&#x0364;s-<lb/>
chen, welches von mir entdekkt und vom ju&#x0364;ngern<lb/><hi rendition="#fr">Monroo</hi> <note place="foot" n="(a)"><cb/><hi rendition="#aq">Progr. de viis &#x017F;eminis</hi> im<lb/>
Jare 1745. herausgegeben.</note> be&#x017F;ta&#x0364;tigt worden i&#x017F;t <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">Di&#x017F;&#x017F;ert. de &#x017F;emine et te-<lb/>
&#x017F;tibus.</hi></note>.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 18.<lb/>
Jn den Bla&#x0364;schen werden die Sa&#x0364;fte gereinigt.</head><lb/>
            <p>Es na&#x0364;hert &#x017F;ich die&#x017F;e Vera&#x0364;nderung, welche von der<lb/>
a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ten Wichtigkeit i&#x017F;t, in der That am genau&#x017F;ten den<lb/>
geheimen Ku&#x0364;n&#x017F;ten, mittel&#x017F;t welcher die Natur aus einem<lb/>
und eben dem&#x017F;elben Blute Sa&#x0364;fte ableitet, die an Eigen-<lb/>
&#x017F;chaften unter einander ho&#x0364;ch&#x017F;t ver&#x017F;chieden &#x017F;ind. Wir ha-<lb/>
ben na&#x0364;mlich vorla&#x0364;ng&#x017F;t ge&#x017F;ehen, wie &#x017F;chwer es falle, daß<lb/>
nicht mit den dikken zu gleich du&#x0364;nne Sa&#x0364;fte abge&#x017F;chie-<lb/>
den wu&#x0364;rden. Denn wie leicht geht es nicht an, daß &#x017F;ich<lb/>
du&#x0364;nne Sa&#x0364;fte durch weite Mu&#x0364;ndungen mit hindurch-<lb/>
&#x017F;chleichen ko&#x0364;nnen <note place="foot" n="(c)">Sa&#x0364;fte werden nicht in rei-<lb/>
nem Zu&#x017F;tande erzeugt. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">cyprianv&#x017F;</hi><lb/><cb/>
Epi&#x017F;t. de fetu tubario.</hi> S. 58. 59.<lb/>
Es ge&#x017F;teht es <hi rendition="#fr">Hamberger,</hi> daß<lb/>
du&#x0364;nne Theilchen zugleich mit dik-<lb/>
ken abge&#x017F;ondert werden. <hi rendition="#aq">De &#x017F;e-<lb/>
cretione in genere. n.</hi> 58.</note>.</p><lb/>
            <p>Doch es i&#x017F;t die&#x017F;e Beobachtung nicht mit blo&#x017F;&#x017F;er<lb/>
Theorie zufrieden geblieben. Es i&#x017F;t na&#x0364;mlich ausge-<lb/>
macht, daß das Fett, wenn es &#x017F;ich er&#x017F;t erzeugt, mit<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er vermengt und viel ehe einem Gallerte a&#x0364;nlich i&#x017F;t.<lb/>
So i&#x017F;t die neuerzeugte Galle &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e und wa&#x0364;ßrig, und der<lb/>
Saame du&#x0364;nn, wenn er anfa&#x0364;nglich aus &#x017F;einen Durch&#x017F;ei-<lb/>
hern in die Saamenbeha&#x0364;lter hinabfa&#x0364;llt.</p><lb/>
            <p>Die&#x017F;en felerhaften Ueberflus an Wa&#x017F;&#x017F;er verbe&#x017F;&#x017F;ern<lb/>
die ein&#x017F;augende Bluta&#x0364;derchen dadurch, daß &#x017F;ie alles, was<lb/>
an du&#x0364;nner Flu&#x0364;ßigkeit vorhanden i&#x017F;t, und &#x017F;ich fu&#x0364;r ihre<lb/>
kleine Mu&#x0364;ndungen &#x017F;chikkt, wieder in &#x017F;ich nehmen, und<lb/>
rauben; &#x017F;ie wei&#x017F;en die dikken Theile, fu&#x0364;r die ihre kleine<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Schlu&#x0364;n-</fw><lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">v. Hall. Phi&#x017F;.</hi><hi rendition="#aq">II.</hi><hi rendition="#fr">Th.</hi> A a a</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[737/0757] der Verſchiedenheit der Saͤfte. Dahin gehoͤret das, aus der Oberhode laufende Gefaͤs- chen, welches von mir entdekkt und vom juͤngern Monroo (a) beſtaͤtigt worden iſt (b). §. 18. Jn den Blaͤschen werden die Saͤfte gereinigt. Es naͤhert ſich dieſe Veraͤnderung, welche von der aͤuſſerſten Wichtigkeit iſt, in der That am genauſten den geheimen Kuͤnſten, mittelſt welcher die Natur aus einem und eben demſelben Blute Saͤfte ableitet, die an Eigen- ſchaften unter einander hoͤchſt verſchieden ſind. Wir ha- ben naͤmlich vorlaͤngſt geſehen, wie ſchwer es falle, daß nicht mit den dikken zu gleich duͤnne Saͤfte abgeſchie- den wuͤrden. Denn wie leicht geht es nicht an, daß ſich duͤnne Saͤfte durch weite Muͤndungen mit hindurch- ſchleichen koͤnnen (c). Doch es iſt dieſe Beobachtung nicht mit bloſſer Theorie zufrieden geblieben. Es iſt naͤmlich ausge- macht, daß das Fett, wenn es ſich erſt erzeugt, mit Waſſer vermengt und viel ehe einem Gallerte aͤnlich iſt. So iſt die neuerzeugte Galle ſuͤſſe und waͤßrig, und der Saame duͤnn, wenn er anfaͤnglich aus ſeinen Durchſei- hern in die Saamenbehaͤlter hinabfaͤllt. Dieſen felerhaften Ueberflus an Waſſer verbeſſern die einſaugende Blutaͤderchen dadurch, daß ſie alles, was an duͤnner Fluͤßigkeit vorhanden iſt, und ſich fuͤr ihre kleine Muͤndungen ſchikkt, wieder in ſich nehmen, und rauben; ſie weiſen die dikken Theile, fuͤr die ihre kleine Schluͤn- (a) Progr. de viis ſeminis im Jare 1745. herausgegeben. (b) Diſſert. de ſemine et te- ſtibus. (c) Saͤfte werden nicht in rei- nem Zuſtande erzeugt. cyprianvſ Epiſt. de fetu tubario. S. 58. 59. Es geſteht es Hamberger, daß duͤnne Theilchen zugleich mit dik- ken abgeſondert werden. De ſe- cretione in genere. n. 58. v. Hall. Phiſ. II. Th. A a a

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/757
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 737. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/757>, abgerufen am 21.12.2024.