Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

Bild:
<< vorherige Seite

der Verschiedenheit der Säfte.
da derselbe ein grösseres Gehirn, nach Proportion grössre
Schlafpulsadern, und einen aufrecht stehenden Kopf
vor den Thieren voraus hat (t*). Doch man mus die-
ses nicht zu weit ausdehnen, da einerlei Schlafpulsader
auch Schleim, Fett, Schmier, den Narungssaft der
Knochen, und folglich ebenfalls zähe und träge Säfte
erzeuget.

§. 3.
Wie sich Theilchen von gewisser Art gegen die
Mündungen der absondernden Werkzeu-
ge verhalten.

Man pflegt hier noch eine andre Betrachtung auf
die Bahn zu bringen. Es gehet nämlich der gerade
Weg aus dem Herzen (u), durch die rechte Schlafpuls-
ader, und ferner durch die linke zum Kopfe hinauf, in-
dem so wohl die Schlüsselschlagadern, als auch die un-
tere Aorte, mit derjenigen Linie, welche man aus der
Mündung der Aorte zieht, entweder einen rechten, oder
einen spizzen Winkel macht. Nun erhellet aus den ma-
tematischen Erweisen, und aus Versuchen, daß unter
Theilchen von verschiedner Schwere, die alle von einer
gemeinschaftlichen Gewalt fortgetrieben werden, dieje-
nigen die gerade Linie und erste Richtung erhalten, wel-
che am schwersten, und überdem rund sind, und die folg-
lich den stärksten Eindrukk machen, und die beste Ge-
schikklichkeit besizzen, den Wiederstand zu überwältigen;
sie lassen sich folglich so wohl wegen ihrer kleinsten Ober-

fläche,
(t*) [Spaltenumbruch] Es sezzte noch der vortrefli-
che H. Boerhaave hinzu, daß
man im Harne eines Menschen,
der so gar den Weingeist bis zum
Misbrauche treibt, kein Alcohol
finde, folglich stiegen dergleichen
Theile nicht zum Kopfe in die
[Spaltenumbruch] Höhe, Elem. Chem. T. II. P. 10. c.
93. Vergleichet damit das sehr
schön geschriebne Werk des Bal-
tasar Ludwig Tralles, vom Opi-
um. S. 210. u. f.
(u) Solches wird gezeigt wer-
den im 10. Buche. 1. Abschn.
v. Hall. Phis. II. Th. U u

der Verſchiedenheit der Saͤfte.
da derſelbe ein groͤſſeres Gehirn, nach Proportion groͤſſre
Schlafpulsadern, und einen aufrecht ſtehenden Kopf
vor den Thieren voraus hat (t*). Doch man mus die-
ſes nicht zu weit ausdehnen, da einerlei Schlafpulsader
auch Schleim, Fett, Schmier, den Narungsſaft der
Knochen, und folglich ebenfalls zaͤhe und traͤge Saͤfte
erzeuget.

§. 3.
Wie ſich Theilchen von gewiſſer Art gegen die
Muͤndungen der abſondernden Werkzeu-
ge verhalten.

Man pflegt hier noch eine andre Betrachtung auf
die Bahn zu bringen. Es gehet naͤmlich der gerade
Weg aus dem Herzen (u), durch die rechte Schlafpuls-
ader, und ferner durch die linke zum Kopfe hinauf, in-
dem ſo wohl die Schluͤſſelſchlagadern, als auch die un-
tere Aorte, mit derjenigen Linie, welche man aus der
Muͤndung der Aorte zieht, entweder einen rechten, oder
einen ſpizzen Winkel macht. Nun erhellet aus den ma-
tematiſchen Erweiſen, und aus Verſuchen, daß unter
Theilchen von verſchiedner Schwere, die alle von einer
gemeinſchaftlichen Gewalt fortgetrieben werden, dieje-
nigen die gerade Linie und erſte Richtung erhalten, wel-
che am ſchwerſten, und uͤberdem rund ſind, und die folg-
lich den ſtaͤrkſten Eindrukk machen, und die beſte Ge-
ſchikklichkeit beſizzen, den Wiederſtand zu uͤberwaͤltigen;
ſie laſſen ſich folglich ſo wohl wegen ihrer kleinſten Ober-

flaͤche,
(t*) [Spaltenumbruch] Es ſezzte noch der vortrefli-
che H. Boerhaave hinzu, daß
man im Harne eines Menſchen,
der ſo gar den Weingeiſt bis zum
Misbrauche treibt, kein Alcohol
finde, folglich ſtiegen dergleichen
Theile nicht zum Kopfe in die
[Spaltenumbruch] Hoͤhe, Elem. Chem. T. II. P. 10. c.
93. Vergleichet damit das ſehr
ſchoͤn geſchriebne Werk des Bal-
taſar Ludwig Tralles, vom Opi-
um. S. 210. u. f.
(u) Solches wird gezeigt wer-
den im 10. Buche. 1. Abſchn.
v. Hall. Phiſ. II. Th. U u
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0693" n="673"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der Ver&#x017F;chiedenheit der Sa&#x0364;fte.</hi></fw><lb/>
da der&#x017F;elbe ein gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;eres Gehirn, nach Proportion gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;re<lb/>
Schlafpulsadern, und einen aufrecht &#x017F;tehenden Kopf<lb/>
vor den Thieren voraus hat <note place="foot" n="(t*)"><cb/>
Es &#x017F;ezzte noch der vortrefli-<lb/>
che H. <hi rendition="#fr">Boerhaave</hi> hinzu, daß<lb/>
man im Harne eines Men&#x017F;chen,<lb/>
der &#x017F;o gar den Weingei&#x017F;t bis zum<lb/>
Misbrauche treibt, kein <hi rendition="#aq">Alcohol</hi><lb/>
finde, folglich &#x017F;tiegen dergleichen<lb/>
Theile nicht zum Kopfe in die<lb/><cb/>
Ho&#x0364;he, <hi rendition="#aq">Elem. Chem. T. II. P. 10. c.</hi><lb/>
93. Vergleichet damit das &#x017F;ehr<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;n ge&#x017F;chriebne Werk des Bal-<lb/>
ta&#x017F;ar Ludwig <hi rendition="#fr">Tralles,</hi> vom Opi-<lb/>
um. S. 210. u. f.</note>. Doch man mus die-<lb/>
&#x017F;es nicht zu weit ausdehnen, da einerlei Schlafpulsader<lb/>
auch Schleim, Fett, Schmier, den Narungs&#x017F;aft der<lb/>
Knochen, und folglich ebenfalls za&#x0364;he und tra&#x0364;ge Sa&#x0364;fte<lb/>
erzeuget.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 3.<lb/>
Wie &#x017F;ich Theilchen von gewi&#x017F;&#x017F;er Art gegen die<lb/>
Mu&#x0364;ndungen der ab&#x017F;ondernden Werkzeu-<lb/>
ge verhalten.</head><lb/>
            <p>Man pflegt hier noch eine andre Betrachtung auf<lb/>
die Bahn zu bringen. Es gehet na&#x0364;mlich der gerade<lb/>
Weg aus dem Herzen <note place="foot" n="(u)">Solches wird gezeigt wer-<lb/>
den im 10. Buche. 1. Ab&#x017F;chn.</note>, durch die rechte Schlafpuls-<lb/>
ader, und ferner durch die linke zum Kopfe hinauf, in-<lb/>
dem &#x017F;o wohl die Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el&#x017F;chlagadern, als auch die un-<lb/>
tere Aorte, mit derjenigen Linie, welche man aus der<lb/>
Mu&#x0364;ndung der Aorte zieht, entweder einen rechten, oder<lb/>
einen &#x017F;pizzen Winkel macht. Nun erhellet aus den ma-<lb/>
temati&#x017F;chen Erwei&#x017F;en, und aus Ver&#x017F;uchen, daß unter<lb/>
Theilchen von ver&#x017F;chiedner Schwere, die alle von einer<lb/>
gemein&#x017F;chaftlichen Gewalt fortgetrieben werden, dieje-<lb/>
nigen die gerade Linie und er&#x017F;te Richtung erhalten, wel-<lb/>
che am &#x017F;chwer&#x017F;ten, und u&#x0364;berdem rund &#x017F;ind, und die folg-<lb/>
lich den &#x017F;ta&#x0364;rk&#x017F;ten Eindrukk machen, und die be&#x017F;te Ge-<lb/>
&#x017F;chikklichkeit be&#x017F;izzen, den Wieder&#x017F;tand zu u&#x0364;berwa&#x0364;ltigen;<lb/>
&#x017F;ie la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich folglich &#x017F;o wohl wegen ihrer klein&#x017F;ten Ober-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">fla&#x0364;che,</fw><lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">v. Hall. Phi&#x017F;.</hi><hi rendition="#aq">II.</hi><hi rendition="#fr">Th.</hi> U u</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[673/0693] der Verſchiedenheit der Saͤfte. da derſelbe ein groͤſſeres Gehirn, nach Proportion groͤſſre Schlafpulsadern, und einen aufrecht ſtehenden Kopf vor den Thieren voraus hat (t*). Doch man mus die- ſes nicht zu weit ausdehnen, da einerlei Schlafpulsader auch Schleim, Fett, Schmier, den Narungsſaft der Knochen, und folglich ebenfalls zaͤhe und traͤge Saͤfte erzeuget. §. 3. Wie ſich Theilchen von gewiſſer Art gegen die Muͤndungen der abſondernden Werkzeu- ge verhalten. Man pflegt hier noch eine andre Betrachtung auf die Bahn zu bringen. Es gehet naͤmlich der gerade Weg aus dem Herzen (u), durch die rechte Schlafpuls- ader, und ferner durch die linke zum Kopfe hinauf, in- dem ſo wohl die Schluͤſſelſchlagadern, als auch die un- tere Aorte, mit derjenigen Linie, welche man aus der Muͤndung der Aorte zieht, entweder einen rechten, oder einen ſpizzen Winkel macht. Nun erhellet aus den ma- tematiſchen Erweiſen, und aus Verſuchen, daß unter Theilchen von verſchiedner Schwere, die alle von einer gemeinſchaftlichen Gewalt fortgetrieben werden, dieje- nigen die gerade Linie und erſte Richtung erhalten, wel- che am ſchwerſten, und uͤberdem rund ſind, und die folg- lich den ſtaͤrkſten Eindrukk machen, und die beſte Ge- ſchikklichkeit beſizzen, den Wiederſtand zu uͤberwaͤltigen; ſie laſſen ſich folglich ſo wohl wegen ihrer kleinſten Ober- flaͤche, (t*) Es ſezzte noch der vortrefli- che H. Boerhaave hinzu, daß man im Harne eines Menſchen, der ſo gar den Weingeiſt bis zum Misbrauche treibt, kein Alcohol finde, folglich ſtiegen dergleichen Theile nicht zum Kopfe in die Hoͤhe, Elem. Chem. T. II. P. 10. c. 93. Vergleichet damit das ſehr ſchoͤn geſchriebne Werk des Bal- taſar Ludwig Tralles, vom Opi- um. S. 210. u. f. (u) Solches wird gezeigt wer- den im 10. Buche. 1. Abſchn. v. Hall. Phiſ. II. Th. U u

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/693
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 673. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/693>, abgerufen am 20.11.2024.