Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.Siebendes Buch. Die Absonderung. sich zwischen zwo Erhöhungen gepaarter Klappen verirrthat, die Wände eines Gefäschen auswerts fortdrengt, bis sie die Form einer runden Blase bekommen: es hat diese Meinung Godfried Bidloo (f) in so fern mit an- genommen, daß er zugab, es entstünden die Wasserbläs- chen ebenfalls auch vom Flieswasser, aber von dem Na- rungssafte, welcher sich in die Zwischenräume der Schlagadern, und Blutadern ergisse (g). Hierzu fügte noch Richard Mead (h), ein vormals sehr gelerter Arzt, er habe Seilchen gesehen, die auf dem Wasser oben auf- geschwommen, welche aus dünnen und fast zusammenge- ketteten klaren Gefäschen entstanden wären, und Ueber- bleibsel von verdorbnen Flieswasseradern gewesen. Doch es erstrekkt sich überhaupt der Bezirk der Wasserbläschen viel weiter, als der Flieswassergefässe ihrer, und man hat in vielen Gegenden des menschlichen Körpers Was- serbläschen gefunden, wo man mit allem Fleisse keine Flieswassergefässe antreffen können, wovon das Ge- hirn (i) und der Mutterkuchen ein Exempel abgeben. Das was Mead gesehen, scheint ein verdorbnes Nezze zur Ursache gehabt zu haben. Wir übergehen endlich die Hipotese eines berümten §. 13. Gründe, die die Theorie hergibt. Es sind noch andre Gründe übrig, welche man für so (f) [Spaltenumbruch]
Ebendas. S. 13. (g) Der Saft ist überhaupt ge- rinnbar. Phil Trans. n. 460. (h) Monit. med. S. 126. (i) Jn der rechten Halbkugel des Gehirns war unterwerts eine Blase, wie eine Gallenblase zu se- [Spaltenumbruch] hen. Journ. des Medec. 1756. Febr. Jm roten Adergewebe des Ge- hirns waren Wasserbläschen un- termischt, (welches eine Sache ist, die in der That oft vorkömmt). ruysch Epist. anat. XII. S. 21. (k) tyson angef. Ort.
Siebendes Buch. Die Abſonderung. ſich zwiſchen zwo Erhoͤhungen gepaarter Klappen verirrthat, die Waͤnde eines Gefaͤschen auswerts fortdrengt, bis ſie die Form einer runden Blaſe bekommen: es hat dieſe Meinung Godfried Bidloo (f) in ſo fern mit an- genommen, daß er zugab, es entſtuͤnden die Waſſerblaͤs- chen ebenfalls auch vom Flieswaſſer, aber von dem Na- rungsſafte, welcher ſich in die Zwiſchenraͤume der Schlagadern, und Blutadern ergiſſe (g). Hierzu fuͤgte noch Richard Mead (h), ein vormals ſehr gelerter Arzt, er habe Seilchen geſehen, die auf dem Waſſer oben auf- geſchwommen, welche aus duͤnnen und faſt zuſammenge- ketteten klaren Gefaͤschen entſtanden waͤren, und Ueber- bleibſel von verdorbnen Flieswaſſeradern geweſen. Doch es erſtrekkt ſich uͤberhaupt der Bezirk der Waſſerblaͤschen viel weiter, als der Flieswaſſergefaͤſſe ihrer, und man hat in vielen Gegenden des menſchlichen Koͤrpers Waſ- ſerblaͤschen gefunden, wo man mit allem Fleiſſe keine Flieswaſſergefaͤſſe antreffen koͤnnen, wovon das Ge- hirn (i) und der Mutterkuchen ein Exempel abgeben. Das was Mead geſehen, ſcheint ein verdorbnes Nezze zur Urſache gehabt zu haben. Wir uͤbergehen endlich die Hipoteſe eines beruͤmten §. 13. Gruͤnde, die die Theorie hergibt. Es ſind noch andre Gruͤnde uͤbrig, welche man fuͤr ſo (f) [Spaltenumbruch]
Ebendaſ. S. 13. (g) Der Saft iſt uͤberhaupt ge- rinnbar. Phil Trans. n. 460. (h) Monit. med. S. 126. (i) Jn der rechten Halbkugel des Gehirns war unterwerts eine Blaſe, wie eine Gallenblaſe zu ſe- [Spaltenumbruch] hen. Journ. des Medec. 1756. Febr. Jm roten Adergewebe des Ge- hirns waren Waſſerblaͤschen un- termiſcht, (welches eine Sache iſt, die in der That oft vorkoͤmmt). ruyſch Epiſt. anat. XII. S. 21. (k) tyſon angef. Ort.
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Siebendes Buch. Die Abſonderung.
ſich zwiſchen zwo Erhoͤhungen gepaarter Klappen verirrt
hat, die Waͤnde eines Gefaͤschen auswerts fortdrengt,
bis ſie die Form einer runden Blaſe bekommen: es hat
dieſe Meinung Godfried Bidloo (f) in ſo fern mit an-
genommen, daß er zugab, es entſtuͤnden die Waſſerblaͤs-
chen ebenfalls auch vom Flieswaſſer, aber von dem Na-
rungsſafte, welcher ſich in die Zwiſchenraͤume der
Schlagadern, und Blutadern ergiſſe (g). Hierzu fuͤgte
noch Richard Mead (h), ein vormals ſehr gelerter Arzt,
er habe Seilchen geſehen, die auf dem Waſſer oben auf-
geſchwommen, welche aus duͤnnen und faſt zuſammenge-
ketteten klaren Gefaͤschen entſtanden waͤren, und Ueber-
bleibſel von verdorbnen Flieswaſſeradern geweſen. Doch
es erſtrekkt ſich uͤberhaupt der Bezirk der Waſſerblaͤschen
viel weiter, als der Flieswaſſergefaͤſſe ihrer, und man
hat in vielen Gegenden des menſchlichen Koͤrpers Waſ-
ſerblaͤschen gefunden, wo man mit allem Fleiſſe keine
Flieswaſſergefaͤſſe antreffen koͤnnen, wovon das Ge-
hirn (i) und der Mutterkuchen ein Exempel abgeben.
Das was Mead geſehen, ſcheint ein verdorbnes Nezze
zur Urſache gehabt zu haben.
Wir uͤbergehen endlich die Hipoteſe eines beruͤmten
Mannes, welcher die Waſſerblaͤschen fuͤr eine Arbeit der
Wuͤrmer angeſehen hat (k).
§. 13.
Gruͤnde, die die Theorie hergibt.
Es ſind noch andre Gruͤnde uͤbrig, welche man fuͤr
Ruyſchens Meinung vorbringt, und die nichts deſto-
weniger ihr Gewichte haben, ob man ſie gleich nicht eben
ſo
(f)
Ebendaſ. S. 13.
(g) Der Saft iſt uͤberhaupt ge-
rinnbar. Phil Trans. n. 460.
(h) Monit. med. S. 126.
(i) Jn der rechten Halbkugel
des Gehirns war unterwerts eine
Blaſe, wie eine Gallenblaſe zu ſe-
hen. Journ. des Medec. 1756. Febr.
Jm roten Adergewebe des Ge-
hirns waren Waſſerblaͤschen un-
termiſcht, (welches eine Sache iſt,
die in der That oft vorkoͤmmt).
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