enger wären, so gar dieses Kügelchen, und folglich rotes Blut, ganz und gar nicht einnehmen. Jn diesen Blut- äderchen fliehen die Blutkügelchen mit Schnelligkeit fort, und sie schwimmen hurtig über die Krümmungen der Ge- fässe weiter fort (m), ob sie sich gleich nicht einander be- rüren, sondern durch einen leeren Zwischenraum geschieden zu werden scheinen (n).
Was die Geschwindigkeit betrift, so scheint dieselbe beinahe eben so gros zu seyn, als in den Stämmen der grossen Blutadern (o), und um etwas geringer, als in den Schlagadern (p), doch so, daß diese kleine Gefässe öfters am ersten ruhig (q), und nach Zerstreuung der Kügelchen unsichtbar werden (r). Jndessen felet es doch nicht an Versuchen, da die kleinen Gefässe die Bewegung längre Zeit, äls die grossen (s), und mit etwas größrer Schnelligkeit verbunden, erhalten haben. Jch schreibe aber diesen Vorzug einem Zufalle zu, indem er gewis mit zu demjenigen Zufalle gehört, da oft das Blut in den Blutadern schneller läuft, als in den Schlagadern (t), und wodurch ehedem der gute alte Anton von Leeuwen- hoek hintergegangen worden, wenn er schreibt, das Blutaderblut flisse schneller, als das Schlagaderblut, so wie solches bisweilen beständiger in seinem Strome bleibet (x).
§. 3. Jn Blutadern, von mehr als einem Kügelchen.
Es entspringen einige mehr als einküglige Blut- adern, aus den Schlagadern selbst (y), sowohl nach dem (u)
(u)Philosoph. Trans. n. 319. Geschwinde hatte er es gesehen. Contin. arcan. natur. S. 131. u. f.
Sechſtes Buch. Das Fortruͤkken
enger waͤren, ſo gar dieſes Kuͤgelchen, und folglich rotes Blut, ganz und gar nicht einnehmen. Jn dieſen Blut- aͤderchen fliehen die Blutkuͤgelchen mit Schnelligkeit fort, und ſie ſchwimmen hurtig uͤber die Kruͤmmungen der Ge- faͤſſe weiter fort (m), ob ſie ſich gleich nicht einander be- ruͤren, ſondern durch einen leeren Zwiſchenraum geſchieden zu werden ſcheinen (n).
Was die Geſchwindigkeit betrift, ſo ſcheint dieſelbe beinahe eben ſo gros zu ſeyn, als in den Staͤmmen der groſſen Blutadern (o), und um etwas geringer, als in den Schlagadern (p), doch ſo, daß dieſe kleine Gefaͤſſe oͤfters am erſten ruhig (q), und nach Zerſtreuung der Kuͤgelchen unſichtbar werden (r). Jndeſſen felet es doch nicht an Verſuchen, da die kleinen Gefaͤſſe die Bewegung laͤngre Zeit, aͤls die groſſen (s), und mit etwas groͤßrer Schnelligkeit verbunden, erhalten haben. Jch ſchreibe aber dieſen Vorzug einem Zufalle zu, indem er gewis mit zu demjenigen Zufalle gehoͤrt, da oft das Blut in den Blutadern ſchneller laͤuft, als in den Schlagadern (t), und wodurch ehedem der gute alte Anton von Leeuwen- hoek hintergegangen worden, wenn er ſchreibt, das Blutaderblut fliſſe ſchneller, als das Schlagaderblut, ſo wie ſolches bisweilen beſtaͤndiger in ſeinem Strome bleibet (x).
§. 3. Jn Blutadern, von mehr als einem Kuͤgelchen.
Es entſpringen einige mehr als einkuͤglige Blut- adern, aus den Schlagadern ſelbſt (y), ſowohl nach dem (u)
(u)Philoſoph. Tranſ. n. 319. Geſchwinde hatte er es geſehen. Contin. arcan. natur. S. 131. u. f.
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Sechſtes Buch. Das Fortruͤkken
enger waͤren, ſo gar dieſes Kuͤgelchen, und folglich rotes
Blut, ganz und gar nicht einnehmen. Jn dieſen Blut-
aͤderchen fliehen die Blutkuͤgelchen mit Schnelligkeit fort,
und ſie ſchwimmen hurtig uͤber die Kruͤmmungen der Ge-
faͤſſe weiter fort (m), ob ſie ſich gleich nicht einander be-
ruͤren, ſondern durch einen leeren Zwiſchenraum geſchieden
zu werden ſcheinen (n).
Was die Geſchwindigkeit betrift, ſo ſcheint dieſelbe
beinahe eben ſo gros zu ſeyn, als in den Staͤmmen der
groſſen Blutadern (o), und um etwas geringer, als in
den Schlagadern (p), doch ſo, daß dieſe kleine Gefaͤſſe
oͤfters am erſten ruhig (q), und nach Zerſtreuung der
Kuͤgelchen unſichtbar werden (r). Jndeſſen felet es doch
nicht an Verſuchen, da die kleinen Gefaͤſſe die Bewegung
laͤngre Zeit, aͤls die groſſen (s), und mit etwas groͤßrer
Schnelligkeit verbunden, erhalten haben. Jch ſchreibe
aber dieſen Vorzug einem Zufalle zu, indem er gewis
mit zu demjenigen Zufalle gehoͤrt, da oft das Blut in den
Blutadern ſchneller laͤuft, als in den Schlagadern (t),
und wodurch ehedem der gute alte Anton von Leeuwen-
hoek hintergegangen worden, wenn er ſchreibt, das
Blutaderblut fliſſe ſchneller, als das Schlagaderblut, ſo wie
ſolches bisweilen beſtaͤndiger in ſeinem Strome bleibet (x).
§. 3.
Jn Blutadern, von mehr als einem Kuͤgelchen.
Es entſpringen einige mehr als einkuͤglige Blut-
adern, aus den Schlagadern ſelbſt (y), ſowohl nach dem
Leeu-
(u)
(m)
Angef. Ort. Exp. 119. 120.
122. 124. 125. 126. 127. 128. 132.
138. 143. 144.
(n) Exp. 122. 124. 127. 128. 132. 143.
(o) Exp. 119. 121. etwas kleiner
Exp. 121. und Prem. Mem. S. 82.
etwas ſchneller Exp. 138.
(p) Exp. 115. 117. 118. 121. 125.
128. 134. 136. Gleichgeſchwinde.
Exp. 115. 120. 121. 124.
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(t) Exp. 126.
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(y) 3. Buch.
(u) Philoſoph. Tranſ. n. 319.
Geſchwinde hatte er es geſehen.
Contin. arcan. natur. S. 131. u. f.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 522. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/542>, abgerufen am 16.07.2024.
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