gleich durchs Abfondern fort (z), und was im Blute eine harnhafte Schärfe anzunehmen geneigt ist, wird durch die unmerkliche Hautausdünstung, durch den Harn, und durch den Unrat der Gedärme ausgeworfen.
Es trägt aber auch keine Blutmischung (a) was bei, einer Fäulnis zu wehren, wenn unter die fetten und harnartige Theilchen beständig Wasser gemischt wird, so wenig als sie die Stoffe abscheidet, welche sich in Salz zu verwandeln geschikkt sind, oder die an sich ölig sind.
§. 15. Und dem ohngeachtet neigen sich doch die Säfte des Körpers zur harnhaften Ausartung.
Es scheint diese Rubrik dem obigen zu wiederspre- chen, und dennoch ist sie nicht das Gegenteil davon. Sobald nämlich die fortrükkende Bewegung des Blu- tes aufgehoben worden, so erwächst eine schleunige Fäul- nis im Blute (b); erhält und verstärkt man den Kreis- lauf, so geschicht sie freilich langsamer, indessen entste- het doch in unsern Säften eine gewisse Neigung zur fau- lenden Schärfe. Man wird an seinem Orte zeigen (c), wenn wir uns ohne Essen und Trinken behelfen könnten, daß alsdenn unser Blut schnell aufgelöst, der Speichel und Schleim des Mundes stinkend, der Harn sehr scharf, der Schweis stinkend werden würden, welches alles in der That wirkliche Merkmaale einer angehenden Fäulnis sind. Gesezzt, man trinkt auch häufiges Wasser, so er- äugnet sich dergleichen doch in Fiebern, und bisweilen noch üblere Merkmale (d). Untersuchet man die Ursa- che von dieser erzeugten Schärfe, so scheinen sich die Wärme, die im menschlichen Blute ihren beständigen
Sizz
(z)[Spaltenumbruch]Pringle angef. Ort. S. 429. Es werden nämlich, wenn die Haut- ausdünstung gehemmt worden, die thierischen Säfte verdorben.
(a) 6. Buch. 3. Abschn. §. 7.
(b)[Spaltenumbruch]
Vorhergehender Paragraph.
(c) Unterdessen lese man Com- ment. boerhaav. über T. I. cap. de ventricul. act.
(d) 3. Buch. 2. Abschn. §. 29.
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bewegten Blutes, in den Schlagadern.
gleich durchs Abfondern fort (z), und was im Blute eine harnhafte Schaͤrfe anzunehmen geneigt iſt, wird durch die unmerkliche Hautausduͤnſtung, durch den Harn, und durch den Unrat der Gedaͤrme ausgeworfen.
Es traͤgt aber auch keine Blutmiſchung (a) was bei, einer Faͤulnis zu wehren, wenn unter die fetten und harnartige Theilchen beſtaͤndig Waſſer gemiſcht wird, ſo wenig als ſie die Stoffe abſcheidet, welche ſich in Salz zu verwandeln geſchikkt ſind, oder die an ſich oͤlig ſind.
§. 15. Und dem ohngeachtet neigen ſich doch die Saͤfte des Koͤrpers zur harnhaften Ausartung.
Es ſcheint dieſe Rubrik dem obigen zu wiederſpre- chen, und dennoch iſt ſie nicht das Gegenteil davon. Sobald naͤmlich die fortruͤkkende Bewegung des Blu- tes aufgehoben worden, ſo erwaͤchſt eine ſchleunige Faͤul- nis im Blute (b); erhaͤlt und verſtaͤrkt man den Kreis- lauf, ſo geſchicht ſie freilich langſamer, indeſſen entſte- het doch in unſern Saͤften eine gewiſſe Neigung zur fau- lenden Schaͤrfe. Man wird an ſeinem Orte zeigen (c), wenn wir uns ohne Eſſen und Trinken behelfen koͤnnten, daß alsdenn unſer Blut ſchnell aufgeloͤſt, der Speichel und Schleim des Mundes ſtinkend, der Harn ſehr ſcharf, der Schweis ſtinkend werden wuͤrden, welches alles in der That wirkliche Merkmaale einer angehenden Faͤulnis ſind. Geſezzt, man trinkt auch haͤufiges Waſſer, ſo er- aͤugnet ſich dergleichen doch in Fiebern, und bisweilen noch uͤblere Merkmale (d). Unterſuchet man die Urſa- che von dieſer erzeugten Schaͤrfe, ſo ſcheinen ſich die Waͤrme, die im menſchlichen Blute ihren beſtaͤndigen
Sizz
(z)[Spaltenumbruch]Pringle angef. Ort. S. 429. Es werden naͤmlich, wenn die Haut- ausduͤnſtung gehemmt worden, die thieriſchen Saͤfte verdorben.
(a) 6. Buch. 3. Abſchn. §. 7.
(b)[Spaltenumbruch]
Vorhergehender Paragraph.
(c) Unterdeſſen leſe man Com- ment. boerhaav. uͤber T. I. cap. de ventricul. act.
(d) 3. Buch. 2. Abſchn. §. 29.
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bewegten Blutes, in den Schlagadern.
gleich durchs Abfondern fort (z), und was im Blute eine
harnhafte Schaͤrfe anzunehmen geneigt iſt, wird durch
die unmerkliche Hautausduͤnſtung, durch den Harn, und
durch den Unrat der Gedaͤrme ausgeworfen.
Es traͤgt aber auch keine Blutmiſchung (a) was bei,
einer Faͤulnis zu wehren, wenn unter die fetten und
harnartige Theilchen beſtaͤndig Waſſer gemiſcht wird,
ſo wenig als ſie die Stoffe abſcheidet, welche ſich in Salz
zu verwandeln geſchikkt ſind, oder die an ſich oͤlig ſind.
§. 15.
Und dem ohngeachtet neigen ſich doch die Saͤfte
des Koͤrpers zur harnhaften Ausartung.
Es ſcheint dieſe Rubrik dem obigen zu wiederſpre-
chen, und dennoch iſt ſie nicht das Gegenteil davon.
Sobald naͤmlich die fortruͤkkende Bewegung des Blu-
tes aufgehoben worden, ſo erwaͤchſt eine ſchleunige Faͤul-
nis im Blute (b); erhaͤlt und verſtaͤrkt man den Kreis-
lauf, ſo geſchicht ſie freilich langſamer, indeſſen entſte-
het doch in unſern Saͤften eine gewiſſe Neigung zur fau-
lenden Schaͤrfe. Man wird an ſeinem Orte zeigen (c),
wenn wir uns ohne Eſſen und Trinken behelfen koͤnnten,
daß alsdenn unſer Blut ſchnell aufgeloͤſt, der Speichel
und Schleim des Mundes ſtinkend, der Harn ſehr ſcharf,
der Schweis ſtinkend werden wuͤrden, welches alles in
der That wirkliche Merkmaale einer angehenden Faͤulnis
ſind. Geſezzt, man trinkt auch haͤufiges Waſſer, ſo er-
aͤugnet ſich dergleichen doch in Fiebern, und bisweilen
noch uͤblere Merkmale (d). Unterſuchet man die Urſa-
che von dieſer erzeugten Schaͤrfe, ſo ſcheinen ſich die
Waͤrme, die im menſchlichen Blute ihren beſtaͤndigen
Sizz
(z)
Pringle angef. Ort. S. 429.
Es werden naͤmlich, wenn die Haut-
ausduͤnſtung gehemmt worden, die
thieriſchen Saͤfte verdorben.
(a) 6. Buch. 3. Abſchn. §. 7.
(b)
Vorhergehender Paragraph.
(c) Unterdeſſen leſe man Com-
ment. boerhaav. uͤber T. I. cap.
de ventricul. act.
(d) 3. Buch. 2. Abſchn. §. 29.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 499. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/519>, abgerufen am 30.12.2024.
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