rükken im Wege stehen würde (p), sondern auch eine Gärung oder Fäulnis eben dieses bewerkstelligen, und folglich die innerliche Bewegung vom beständigen Flusse gehindert werden würde (q). Es gestatten meine Ver- suche keinen dergleichen wülenden Strom in den kalten Thieren (r), da wenigstens die roten Kügelchen in ihrem Laufe in denjenigen Liniengleisen bleiben, welche aufs ge- radeste vom Herzen zu den Endigungen der Gefässe füh- ren, und ich finde weder bei dem Leeuwenhoek, noch bei einem andern Schriftsteller über mikroskopische Sa- chen, eine sichre Urkunde über eine innerliche Bewegung, so, daß sie, wofern in Thieren von warmen Blute irgend von der Wärme eine solche innerliche Bewegung hervor- gebracht wird, überhaupt von solcher Natur seyn mus, daß sie für unser Gesichte zu fein ist. Es läst sich aber gedenken, daß sie wirklich erzeugt werde, da die Wärme in einer Bewegung besteht; aber es läst sich für die Wär- me keine gewisse oder mit der Schlagaderachse parallele Richtungslinie gedenken.
§. 8. Und die Wärme. Diese rührt nicht von einem angebornen Feuer, nicht von einem Auf brausen, oder von der Fäulnis her.
Fast eben so geschwinde, als die flüßige Schlüpfrig- keit dem ausser den Gefässen ergossnen Geblüte, oder auch dem in den Gefässen stokkenden entgeht; so schnell entgeht ihm auch die Wärme. Ein todter Körper ist kalt, ein mit der Schüssel aufgefangnes Blut ist kalt, und kalt ist es, ob es sich gleich nur träger bewegt, in den Ohnmachten, in den Ersäuften, in den des Winters verstekkten Thieren.
Es
(p)[Spaltenumbruch]shebreare S. 57.
(q)N. IX.
(r)[Spaltenumbruch]Second Memoi. sur le Mou- vem. du sang. S. 235. Exp. 63. 64. u. s. w.
Sechſtes Buch. Die Wirkung des
ruͤkken im Wege ſtehen wuͤrde (p), ſondern auch eine Gaͤrung oder Faͤulnis eben dieſes bewerkſtelligen, und folglich die innerliche Bewegung vom beſtaͤndigen Fluſſe gehindert werden wuͤrde (q). Es geſtatten meine Ver- ſuche keinen dergleichen wuͤlenden Strom in den kalten Thieren (r), da wenigſtens die roten Kuͤgelchen in ihrem Laufe in denjenigen Liniengleiſen bleiben, welche aufs ge- radeſte vom Herzen zu den Endigungen der Gefaͤſſe fuͤh- ren, und ich finde weder bei dem Leeuwenhoek, noch bei einem andern Schriftſteller uͤber mikroskopiſche Sa- chen, eine ſichre Urkunde uͤber eine innerliche Bewegung, ſo, daß ſie, wofern in Thieren von warmen Blute irgend von der Waͤrme eine ſolche innerliche Bewegung hervor- gebracht wird, uͤberhaupt von ſolcher Natur ſeyn mus, daß ſie fuͤr unſer Geſichte zu fein iſt. Es laͤſt ſich aber gedenken, daß ſie wirklich erzeugt werde, da die Waͤrme in einer Bewegung beſteht; aber es laͤſt ſich fuͤr die Waͤr- me keine gewiſſe oder mit der Schlagaderachſe parallele Richtungslinie gedenken.
§. 8. Und die Waͤrme. Dieſe ruͤhrt nicht von einem angebornen Feuer, nicht von einem Auf brauſen, oder von der Faͤulnis her.
Faſt eben ſo geſchwinde, als die fluͤßige Schluͤpfrig- keit dem auſſer den Gefaͤſſen ergoſſnen Gebluͤte, oder auch dem in den Gefaͤſſen ſtokkenden entgeht; ſo ſchnell entgeht ihm auch die Waͤrme. Ein todter Koͤrper iſt kalt, ein mit der Schuͤſſel aufgefangnes Blut iſt kalt, und kalt iſt es, ob es ſich gleich nur traͤger bewegt, in den Ohnmachten, in den Erſaͤuften, in den des Winters verſtekkten Thieren.
Es
(p)[Spaltenumbruch]ſhebreare S. 57.
(q)N. IX.
(r)[Spaltenumbruch]Second Memoi. ſur le Mou- vem. du ſang. S. 235. Exp. 63. 64. u. ſ. w.
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Sechſtes Buch. Die Wirkung des
ruͤkken im Wege ſtehen wuͤrde (p), ſondern auch eine
Gaͤrung oder Faͤulnis eben dieſes bewerkſtelligen, und
folglich die innerliche Bewegung vom beſtaͤndigen Fluſſe
gehindert werden wuͤrde (q). Es geſtatten meine Ver-
ſuche keinen dergleichen wuͤlenden Strom in den kalten
Thieren (r), da wenigſtens die roten Kuͤgelchen in ihrem
Laufe in denjenigen Liniengleiſen bleiben, welche aufs ge-
radeſte vom Herzen zu den Endigungen der Gefaͤſſe fuͤh-
ren, und ich finde weder bei dem Leeuwenhoek, noch
bei einem andern Schriftſteller uͤber mikroskopiſche Sa-
chen, eine ſichre Urkunde uͤber eine innerliche Bewegung,
ſo, daß ſie, wofern in Thieren von warmen Blute irgend
von der Waͤrme eine ſolche innerliche Bewegung hervor-
gebracht wird, uͤberhaupt von ſolcher Natur ſeyn mus,
daß ſie fuͤr unſer Geſichte zu fein iſt. Es laͤſt ſich aber
gedenken, daß ſie wirklich erzeugt werde, da die Waͤrme
in einer Bewegung beſteht; aber es laͤſt ſich fuͤr die Waͤr-
me keine gewiſſe oder mit der Schlagaderachſe parallele
Richtungslinie gedenken.
§. 8.
Und die Waͤrme.
Dieſe ruͤhrt nicht von einem angebornen Feuer,
nicht von einem Auf brauſen, oder von der
Faͤulnis her.
Faſt eben ſo geſchwinde, als die fluͤßige Schluͤpfrig-
keit dem auſſer den Gefaͤſſen ergoſſnen Gebluͤte, oder
auch dem in den Gefaͤſſen ſtokkenden entgeht; ſo ſchnell
entgeht ihm auch die Waͤrme. Ein todter Koͤrper iſt kalt,
ein mit der Schuͤſſel aufgefangnes Blut iſt kalt, und kalt iſt
es, ob es ſich gleich nur traͤger bewegt, in den Ohnmachten,
in den Erſaͤuften, in den des Winters verſtekkten Thieren.
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ſhebreare S. 57.
(q) N. IX.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 462. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/482>, abgerufen am 22.02.2025.
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