Menschen, die erfroren sind, in den Gefässen des Ge- hirns an (s*).
§. 11. Das Gewicht der körperlichen Theile, wovon Schlagadern gedrükkt werden.
Allerdings müssen Muskeln, Fett, Haut, und andre Stoffe des menschlichen Körpers, womit die Schlagadern von allen Seiten umgeben sind, Widerstand thun, indem eine neue Blutwelle die Schlagadern erweitert, und man kann diese Theile alle als ein Gewichte betrachten, wel- ches von der Kraft des Herzens, die die Schlagadern er- weitert, in die Höhe gehoben wird. Wir schäzzen dieses Gewichte weniger mühsam, und wenigstens nur ganz obenhin, wenn wir ein Knie über das andre legen. Da solchergestalt die Kniekelenschlagader einer Seits die Knie- scheibe des andern Fusses, andrer Seits das Fleisch und die Beine ihres eignen Dikkbeins zum Widerstande er- hält, so hebt sie dieses, und zugleich noch ein neues Ge- wichte von hundert und mehr Pfunden, wenn man näm- lich einen andern Menschen noch auf den Schoos nimmt, ohne alle Schwierigkeit in die Höhe, so oft sich die Knie- kelenschlagader von dem Blute, das aus dem Herzen herausgetrieben wird, zu erweitern veranlasset wird. Es erhellet hieraus, wie bereits im ersten Buche gezeigt worden, wie gros die Stärke des Herzens sei; denn es äussert eben diesen Trieb, der in einer einzigen Schlag- ader so viele Pfunde in die Höhe hebt, auch in allen übrigen Schlagadern. Jndessen verliert das Blut da- durch nichts von seiner Geschwindigkeit; denn es sinket kurz hernach, eben das vom Herzen aufgehobne Gewichte, auf die Schlagader zurükke, es drükket sie zusammen, und es stösset das Blut zugleich, mit der zusammengezognen Schlagader, aus seiner Stelle weiter fort.
§. 12.
(s*)[Spaltenumbruch]quelmaiz de frigor. effect. [Spaltenumbruch]rosen Anat. beskrifn. S. 241.
in den Schlagadern.
Menſchen, die erfroren ſind, in den Gefaͤſſen des Ge- hirns an (s*).
§. 11. Das Gewicht der koͤrperlichen Theile, wovon Schlagadern gedruͤkkt werden.
Allerdings muͤſſen Muskeln, Fett, Haut, und andre Stoffe des menſchlichen Koͤrpers, womit die Schlagadern von allen Seiten umgeben ſind, Widerſtand thun, indem eine neue Blutwelle die Schlagadern erweitert, und man kann dieſe Theile alle als ein Gewichte betrachten, wel- ches von der Kraft des Herzens, die die Schlagadern er- weitert, in die Hoͤhe gehoben wird. Wir ſchaͤzzen dieſes Gewichte weniger muͤhſam, und wenigſtens nur ganz obenhin, wenn wir ein Knie uͤber das andre legen. Da ſolchergeſtalt die Kniekelenſchlagader einer Seits die Knie- ſcheibe des andern Fuſſes, andrer Seits das Fleiſch und die Beine ihres eignen Dikkbeins zum Widerſtande er- haͤlt, ſo hebt ſie dieſes, und zugleich noch ein neues Ge- wichte von hundert und mehr Pfunden, wenn man naͤm- lich einen andern Menſchen noch auf den Schoos nimmt, ohne alle Schwierigkeit in die Hoͤhe, ſo oft ſich die Knie- kelenſchlagader von dem Blute, das aus dem Herzen herausgetrieben wird, zu erweitern veranlaſſet wird. Es erhellet hieraus, wie bereits im erſten Buche gezeigt worden, wie gros die Staͤrke des Herzens ſei; denn es aͤuſſert eben dieſen Trieb, der in einer einzigen Schlag- ader ſo viele Pfunde in die Hoͤhe hebt, auch in allen uͤbrigen Schlagadern. Jndeſſen verliert das Blut da- durch nichts von ſeiner Geſchwindigkeit; denn es ſinket kurz hernach, eben das vom Herzen aufgehobne Gewichte, auf die Schlagader zuruͤkke, es druͤkket ſie zuſammen, und es ſtoͤſſet das Blut zugleich, mit der zuſammengezognen Schlagader, aus ſeiner Stelle weiter fort.
§. 12.
(s*)[Spaltenumbruch]quelmaiz de frigor. effect. [Spaltenumbruch]roſen Anat. beskrifn. S. 241.
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in den Schlagadern.
Menſchen, die erfroren ſind, in den Gefaͤſſen des Ge-
hirns an (s*).
§. 11.
Das Gewicht der koͤrperlichen Theile, wovon
Schlagadern gedruͤkkt werden.
Allerdings muͤſſen Muskeln, Fett, Haut, und andre
Stoffe des menſchlichen Koͤrpers, womit die Schlagadern
von allen Seiten umgeben ſind, Widerſtand thun, indem
eine neue Blutwelle die Schlagadern erweitert, und man
kann dieſe Theile alle als ein Gewichte betrachten, wel-
ches von der Kraft des Herzens, die die Schlagadern er-
weitert, in die Hoͤhe gehoben wird. Wir ſchaͤzzen dieſes
Gewichte weniger muͤhſam, und wenigſtens nur ganz
obenhin, wenn wir ein Knie uͤber das andre legen. Da
ſolchergeſtalt die Kniekelenſchlagader einer Seits die Knie-
ſcheibe des andern Fuſſes, andrer Seits das Fleiſch und
die Beine ihres eignen Dikkbeins zum Widerſtande er-
haͤlt, ſo hebt ſie dieſes, und zugleich noch ein neues Ge-
wichte von hundert und mehr Pfunden, wenn man naͤm-
lich einen andern Menſchen noch auf den Schoos nimmt,
ohne alle Schwierigkeit in die Hoͤhe, ſo oft ſich die Knie-
kelenſchlagader von dem Blute, das aus dem Herzen
herausgetrieben wird, zu erweitern veranlaſſet wird.
Es erhellet hieraus, wie bereits im erſten Buche gezeigt
worden, wie gros die Staͤrke des Herzens ſei; denn es
aͤuſſert eben dieſen Trieb, der in einer einzigen Schlag-
ader ſo viele Pfunde in die Hoͤhe hebt, auch in allen
uͤbrigen Schlagadern. Jndeſſen verliert das Blut da-
durch nichts von ſeiner Geſchwindigkeit; denn es ſinket
kurz hernach, eben das vom Herzen aufgehobne Gewichte,
auf die Schlagader zuruͤkke, es druͤkket ſie zuſammen, und
es ſtoͤſſet das Blut zugleich, mit der zuſammengezognen
Schlagader, aus ſeiner Stelle weiter fort.
§. 12.
(s*)
quelmaiz de frigor. effect.
roſen Anat. beskrifn. S. 241.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/291>, abgerufen am 20.11.2024.
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