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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

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des menschlichen Körpers. Faser.
lich nicht zusammen gehören. Es ist genung, daß ich
mir hierbei, ein der mathematischen Lehrart zugehöriges
Gesez vorgeschrieben, welches dahin gehet, nicht das
mindeste vor wahr anzunehmen, das nur schwachen
Grund hat, oder blos wahrscheinlich ist: ich sehe es
auch für keinen Fehler an, wenn ich den Leser auf einen
andern Theil dieses Werkes hin verweise, so oft ich in
der Entwikkelung eines natürlichen Geschäftes, die Kräfte
eines noch unbekanten Eingeweides, oder eines andern
Werkzeuges nöthig habe, die ich der nothwendigen Ord-
nung gemäs, anderswo und später erzälet habe. Jch
ziehe daher in die Geschichte des Herzens die Federkräfte
der Fleischfasern mit gutem Rechte hinein, und ich ent-
lehne mir aus der Muskellehre dasjenige, was das Herz
mit den Muskeln gemein hat.

Erster Abschnitt.
Die Faser.

Jch mache demnach von der Faser den Anfang, dem
Urstoffe, welchen auch der berühmte Joh. Fr.
Schreiber, unser Freund, in demjenigen Theile seines
grossen Werkes zum Grunde gelegt, der allein ans
Licht getreten ist (a). Denn eine Faser ist für einen
Phisiologisten, was für den Meskünstler eine Linie ist,
aus der sich nämlich alle seine übrige Figuren erzeugen.
Man ist, wie ich die Sache jezzo einsehe, dem berühm-
ten Bernhard Konnor (b) den Ruhm schuldig, daß er
alle festen Theile unsers Körpers für mehr oder weni-
ger nahe Fasern gehalten, von welcher Betrachtung man
in der That vielen Nuzzen hat. Das Pflanzenreich ge-
horchet beinahe eben denselben Vorschriften, und es fin-

den
(a) [Spaltenumbruch] Elem. Med. phys. math.
(b) Histor. of Poland. T. I.
[Spaltenumbruch] S. 308. u. w. de oss. coalit.
S. 32. 33.
A 2

des menſchlichen Koͤrpers. Faſer.
lich nicht zuſammen gehoͤren. Es iſt genung, daß ich
mir hierbei, ein der mathematiſchen Lehrart zugehoͤriges
Geſez vorgeſchrieben, welches dahin gehet, nicht das
mindeſte vor wahr anzunehmen, das nur ſchwachen
Grund hat, oder blos wahrſcheinlich iſt: ich ſehe es
auch fuͤr keinen Fehler an, wenn ich den Leſer auf einen
andern Theil dieſes Werkes hin verweiſe, ſo oft ich in
der Entwikkelung eines natuͤrlichen Geſchaͤftes, die Kraͤfte
eines noch unbekanten Eingeweides, oder eines andern
Werkzeuges noͤthig habe, die ich der nothwendigen Ord-
nung gemaͤs, anderswo und ſpaͤter erzaͤlet habe. Jch
ziehe daher in die Geſchichte des Herzens die Federkraͤfte
der Fleiſchfaſern mit gutem Rechte hinein, und ich ent-
lehne mir aus der Muskellehre dasjenige, was das Herz
mit den Muskeln gemein hat.

Erſter Abſchnitt.
Die Faſer.

Jch mache demnach von der Faſer den Anfang, dem
Urſtoffe, welchen auch der beruͤhmte Joh. Fr.
Schreiber, unſer Freund, in demjenigen Theile ſeines
groſſen Werkes zum Grunde gelegt, der allein ans
Licht getreten iſt (a). Denn eine Faſer iſt fuͤr einen
Phiſiologiſten, was fuͤr den Meskuͤnſtler eine Linie iſt,
aus der ſich naͤmlich alle ſeine uͤbrige Figuren erzeugen.
Man iſt, wie ich die Sache jezzo einſehe, dem beruͤhm-
ten Bernhard Konnor (b) den Ruhm ſchuldig, daß er
alle feſten Theile unſers Koͤrpers fuͤr mehr oder weni-
ger nahe Faſern gehalten, von welcher Betrachtung man
in der That vielen Nuzzen hat. Das Pflanzenreich ge-
horchet beinahe eben denſelben Vorſchriften, und es fin-

den
(a) [Spaltenumbruch] Elem. Med. phyſ. math.
(b) Hiſtor. of Poland. T. I.
[Spaltenumbruch] S. 308. u. w. de oſſ. coalit.
S. 32. 33.
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[3/0059] des menſchlichen Koͤrpers. Faſer. lich nicht zuſammen gehoͤren. Es iſt genung, daß ich mir hierbei, ein der mathematiſchen Lehrart zugehoͤriges Geſez vorgeſchrieben, welches dahin gehet, nicht das mindeſte vor wahr anzunehmen, das nur ſchwachen Grund hat, oder blos wahrſcheinlich iſt: ich ſehe es auch fuͤr keinen Fehler an, wenn ich den Leſer auf einen andern Theil dieſes Werkes hin verweiſe, ſo oft ich in der Entwikkelung eines natuͤrlichen Geſchaͤftes, die Kraͤfte eines noch unbekanten Eingeweides, oder eines andern Werkzeuges noͤthig habe, die ich der nothwendigen Ord- nung gemaͤs, anderswo und ſpaͤter erzaͤlet habe. Jch ziehe daher in die Geſchichte des Herzens die Federkraͤfte der Fleiſchfaſern mit gutem Rechte hinein, und ich ent- lehne mir aus der Muskellehre dasjenige, was das Herz mit den Muskeln gemein hat. Erſter Abſchnitt. Die Faſer. Jch mache demnach von der Faſer den Anfang, dem Urſtoffe, welchen auch der beruͤhmte Joh. Fr. Schreiber, unſer Freund, in demjenigen Theile ſeines groſſen Werkes zum Grunde gelegt, der allein ans Licht getreten iſt (a). Denn eine Faſer iſt fuͤr einen Phiſiologiſten, was fuͤr den Meskuͤnſtler eine Linie iſt, aus der ſich naͤmlich alle ſeine uͤbrige Figuren erzeugen. Man iſt, wie ich die Sache jezzo einſehe, dem beruͤhm- ten Bernhard Konnor (b) den Ruhm ſchuldig, daß er alle feſten Theile unſers Koͤrpers fuͤr mehr oder weni- ger nahe Faſern gehalten, von welcher Betrachtung man in der That vielen Nuzzen hat. Das Pflanzenreich ge- horchet beinahe eben denſelben Vorſchriften, und es fin- den (a) Elem. Med. phyſ. math. (b) Hiſtor. of Poland. T. I. S. 308. u. w. de oſſ. coalit. S. 32. 33. A 2

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/59>, abgerufen am 30.12.2024.