blos einen Theil von ihm schützen und die übrigen sich selbst überlassen. Der Staat soll das organische Leben der Nationen und gleichsam die Creme aller unsrer moralischen Gährungen werden. Denkt euch ein Volk, das eine reizende Natur, alle Güter des Herzens und der Philosophie genösse; könnt ihr euch noch einen Augenblick diese Nation denken, wie sie von einer alten, unschönen, staubigen, gepuderten Büreaukratie könne regiert werden? Das scheint mir das Streben unsrer und der kommenden Jahrhunderte, daß wir das rosige Morgenlicht besserer Jahrhunderte in Sitte, Moral, Glauben schon auf unsre Stirn leuchten sehen und nun darnach schmachten, auch euch, ihr Repräsentanten des Krämergeistes, ihr erbgesessenen Pairs, ihr perückenumwallten Oberrichter, ihr scharlachrothen Huissiers in den frohlockenden Fluß der großen mit uns vorgehenden Metamorphose hineinzuziehen. Wir denken nicht daran, uns euch gleich zu machen, sondern bieten euch im Gegentheil nur an, daß ihr euch gleich machet - uns.
blos einen Theil von ihm schützen und die übrigen sich selbst überlassen. Der Staat soll das organische Leben der Nationen und gleichsam die Crême aller unsrer moralischen Gährungen werden. Denkt euch ein Volk, das eine reizende Natur, alle Güter des Herzens und der Philosophie genösse; könnt ihr euch noch einen Augenblick diese Nation denken, wie sie von einer alten, unschönen, staubigen, gepuderten Büreaukratie könne regiert werden? Das scheint mir das Streben unsrer und der kommenden Jahrhunderte, daß wir das rosige Morgenlicht besserer Jahrhunderte in Sitte, Moral, Glauben schon auf unsre Stirn leuchten sehen und nun darnach schmachten, auch euch, ihr Repräsentanten des Krämergeistes, ihr erbgesessenen Pairs, ihr perückenumwallten Oberrichter, ihr scharlachrothen Huissiers in den frohlockenden Fluß der großen mit uns vorgehenden Metamorphose hineinzuziehen. Wir denken nicht daran, uns euch gleich zu machen, sondern bieten euch im Gegentheil nur an, daß ihr euch gleich machet – uns.
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blos einen Theil von ihm schützen und die übrigen sich selbst überlassen. Der Staat soll das organische Leben der Nationen und gleichsam die Crême aller unsrer moralischen Gährungen werden. Denkt euch ein Volk, das eine reizende Natur, alle Güter des Herzens und der Philosophie genösse; könnt ihr euch noch einen Augenblick diese Nation denken, wie sie von einer alten, unschönen, staubigen, gepuderten Büreaukratie könne regiert werden? Das scheint mir das Streben unsrer und der kommenden Jahrhunderte, daß wir das rosige Morgenlicht besserer Jahrhunderte in Sitte, Moral, Glauben schon auf unsre Stirn leuchten sehen und nun darnach schmachten, auch euch, ihr Repräsentanten des Krämergeistes, ihr erbgesessenen Pairs, ihr perückenumwallten Oberrichter, ihr scharlachrothen Huissiers in den frohlockenden Fluß der großen mit uns vorgehenden Metamorphose hineinzuziehen. Wir denken nicht daran, uns euch gleich zu machen, sondern bieten euch im Gegentheil nur an, daß ihr euch gleich machet – uns.</p><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div><divn="1"></div></body></text></TEI>
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blos einen Theil von ihm schützen und die übrigen sich selbst überlassen. Der Staat soll das organische Leben der Nationen und gleichsam die Crême aller unsrer moralischen Gährungen werden. Denkt euch ein Volk, das eine reizende Natur, alle Güter des Herzens und der Philosophie genösse; könnt ihr euch noch einen Augenblick diese Nation denken, wie sie von einer alten, unschönen, staubigen, gepuderten Büreaukratie könne regiert werden? Das scheint mir das Streben unsrer und der kommenden Jahrhunderte, daß wir das rosige Morgenlicht besserer Jahrhunderte in Sitte, Moral, Glauben schon auf unsre Stirn leuchten sehen und nun darnach schmachten, auch euch, ihr Repräsentanten des Krämergeistes, ihr erbgesessenen Pairs, ihr perückenumwallten Oberrichter, ihr scharlachrothen Huissiers in den frohlockenden Fluß der großen mit uns vorgehenden Metamorphose hineinzuziehen. Wir denken nicht daran, uns euch gleich zu machen, sondern bieten euch im Gegentheil nur an, daß ihr euch gleich machet – uns.
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Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen01_1842/377>, abgerufen am 22.02.2025.
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