Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.

Bild:
<< vorherige Seite

fortkommen -! Die "vier Stühle" hatten ihm das bescheidene Atelier in seiner Lage und Umgebung vor die Phantasie geführt.

Und während man sich noch den Moment vergegenwärtigte, wie dann vielleicht die gute Frau Professorin Althing, die glückliche Mutter zweier verheiratheten Kinder (Ottomar leider als Richter versetzt in eine entfernte, aber paradiesische Gegend) mit einem großen Servirbrett und ein paar Flaschen Wein darauf, vier Treppen hoch herunter kam und die Gehülfen (Blaumeißel hatte zwei Collegen bekommen) den Staub von den Händen wischten, um bedienen zu helfen, und die Spatzen und die Krähen ringsum das Anstoßen der Gläser und das Versprechen hörten, am nächsten Montage gewiß in dieser schönen grünen Oase hierortigen Menschenlebens wieder vorzusprechen, da geschah das Wunderbare. Die Thür öffnete sich, und fröhlich und wohlgemuth, frisch und roth, von der Winterluft kräftig angeweht, trat mit hastigem Schritt Althing ein und rief Allen ein aus voller Brust kommendes, fröhliches: Guten Morgen, Ihr Herren allesammt! entgegen.

Alles stand überrascht auf, dachte anfangs an einen überreizten Einfall des "Unglücklichen" und Triesel fing auch sogleich mit einer wahren Leichenbittermiene von der erlebten traurigen Parallele zu "Amor und Psyche" an.

fortkommen –! Die „vier Stühle“ hatten ihm das bescheidene Atelier in seiner Lage und Umgebung vor die Phantasie geführt.

Und während man sich noch den Moment vergegenwärtigte, wie dann vielleicht die gute Frau Professorin Althing, die glückliche Mutter zweier verheiratheten Kinder (Ottomar leider als Richter versetzt in eine entfernte, aber paradiesische Gegend) mit einem großen Servirbrett und ein paar Flaschen Wein darauf, vier Treppen hoch herunter kam und die Gehülfen (Blaumeißel hatte zwei Collegen bekommen) den Staub von den Händen wischten, um bedienen zu helfen, und die Spatzen und die Krähen ringsum das Anstoßen der Gläser und das Versprechen hörten, am nächsten Montage gewiß in dieser schönen grünen Oase hierortigen Menschenlebens wieder vorzusprechen, da geschah das Wunderbare. Die Thür öffnete sich, und fröhlich und wohlgemuth, frisch und roth, von der Winterluft kräftig angeweht, trat mit hastigem Schritt Althing ein und rief Allen ein aus voller Brust kommendes, fröhliches: Guten Morgen, Ihr Herren allesammt! entgegen.

Alles stand überrascht auf, dachte anfangs an einen überreizten Einfall des „Unglücklichen“ und Triesel fing auch sogleich mit einer wahren Leichenbittermiene von der erlebten traurigen Parallele zu „Amor und Psyche“ an.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0309" n="303"/>
fortkommen &#x2013;! Die &#x201E;vier Stühle&#x201C; hatten ihm das bescheidene Atelier in seiner Lage und Umgebung vor die Phantasie geführt.</p>
        <p>Und während man sich noch den Moment vergegenwärtigte, wie dann vielleicht die gute Frau Professorin Althing, die glückliche Mutter zweier verheiratheten Kinder (Ottomar leider als Richter versetzt in eine entfernte, aber paradiesische Gegend) mit einem großen Servirbrett und ein paar Flaschen Wein darauf, vier Treppen hoch herunter kam und die Gehülfen (Blaumeißel hatte zwei Collegen bekommen) den Staub von den Händen wischten, um bedienen zu helfen, und die Spatzen und die Krähen ringsum das Anstoßen der Gläser und das Versprechen hörten, am nächsten Montage gewiß in dieser schönen grünen Oase hierortigen Menschenlebens wieder vorzusprechen, da geschah das Wunderbare. Die Thür öffnete sich, und fröhlich und wohlgemuth, frisch und roth, von der Winterluft kräftig angeweht, trat mit hastigem Schritt Althing ein und rief Allen ein aus voller Brust kommendes, fröhliches: Guten Morgen, Ihr Herren allesammt! entgegen.</p>
        <p>Alles stand überrascht auf, dachte anfangs an einen überreizten Einfall des &#x201E;Unglücklichen&#x201C; und Triesel fing auch sogleich mit einer wahren Leichenbittermiene von der erlebten traurigen Parallele zu &#x201E;Amor und Psyche&#x201C; an.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[303/0309] fortkommen –! Die „vier Stühle“ hatten ihm das bescheidene Atelier in seiner Lage und Umgebung vor die Phantasie geführt. Und während man sich noch den Moment vergegenwärtigte, wie dann vielleicht die gute Frau Professorin Althing, die glückliche Mutter zweier verheiratheten Kinder (Ottomar leider als Richter versetzt in eine entfernte, aber paradiesische Gegend) mit einem großen Servirbrett und ein paar Flaschen Wein darauf, vier Treppen hoch herunter kam und die Gehülfen (Blaumeißel hatte zwei Collegen bekommen) den Staub von den Händen wischten, um bedienen zu helfen, und die Spatzen und die Krähen ringsum das Anstoßen der Gläser und das Versprechen hörten, am nächsten Montage gewiß in dieser schönen grünen Oase hierortigen Menschenlebens wieder vorzusprechen, da geschah das Wunderbare. Die Thür öffnete sich, und fröhlich und wohlgemuth, frisch und roth, von der Winterluft kräftig angeweht, trat mit hastigem Schritt Althing ein und rief Allen ein aus voller Brust kommendes, fröhliches: Guten Morgen, Ihr Herren allesammt! entgegen. Alles stand überrascht auf, dachte anfangs an einen überreizten Einfall des „Unglücklichen“ und Triesel fing auch sogleich mit einer wahren Leichenbittermiene von der erlebten traurigen Parallele zu „Amor und Psyche“ an.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-02-19T11:57:26Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2014-02-19T11:57:26Z)
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. Yx 17781-3<a>) (2014-02-19T11:57:26Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet
  • Druckfehler: dokumentiert
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet
  • Kustoden: nicht gekennzeichnet
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877/309
Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877/309>, abgerufen am 26.04.2024.