Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.Gelächter - ich meine nicht unglücklich wegen der mangelnden Orden, sondern wegen der Gruppe. Meine Herren, eine solche Schöpfung zerstört zu bekommen! Vom Wahnsinn! Von der Verblendung! Ich würde gradezu - verrückt! Alle Orden! Alle! rief man im Gegentheil und fast im Unisono. Alle! Der kluge Hofmaler ließ sich nicht werfen. Nein, nur schwarzer, einfacher Frack! Unserer sieben! Wir wählen die Deputation oder cooptiren! Um 8 Uhr früh versammeln wir uns hier! Wir nehmen drüben die nöthigen Droschken und überfallen den Alten, wenn er eben gefrühstückt hat! Nichts störte das Project. Sieben angesehene Männer, Gerichtsräthe und Bauräthe, im schwarzen Frack bei fünf Grad Kälte -! Aber nur vier Stühle sind im Atelier! sagte Omma lachend. Schon hörte man im Geist die feierliche Ansprache des redegewandten kleinen Monarchen der hierortigen Künstlerwelt, der bereits etwas hervorquellen ließ von seiner Ueberfülle an Gedankenstoff und ausrief: Menschen, es liegt ja so viel Saat des Göttlichen in uns! Man wecke es doch nur! Warum legen wir nur so viel Mist darauf, als könnte das Schöne nur durch Ueberwinterung Gelächter – ich meine nicht unglücklich wegen der mangelnden Orden, sondern wegen der Gruppe. Meine Herren, eine solche Schöpfung zerstört zu bekommen! Vom Wahnsinn! Von der Verblendung! Ich würde gradezu – verrückt! Alle Orden! Alle! rief man im Gegentheil und fast im Unisono. Alle! Der kluge Hofmaler ließ sich nicht werfen. Nein, nur schwarzer, einfacher Frack! Unserer sieben! Wir wählen die Deputation oder cooptiren! Um 8 Uhr früh versammeln wir uns hier! Wir nehmen drüben die nöthigen Droschken und überfallen den Alten, wenn er eben gefrühstückt hat! Nichts störte das Project. Sieben angesehene Männer, Gerichtsräthe und Bauräthe, im schwarzen Frack bei fünf Grad Kälte –! Aber nur vier Stühle sind im Atelier! sagte Omma lachend. Schon hörte man im Geist die feierliche Ansprache des redegewandten kleinen Monarchen der hierortigen Künstlerwelt, der bereits etwas hervorquellen ließ von seiner Ueberfülle an Gedankenstoff und ausrief: Menschen, es liegt ja so viel Saat des Göttlichen in uns! Man wecke es doch nur! Warum legen wir nur so viel Mist darauf, als könnte das Schöne nur durch Ueberwinterung <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0308" n="302"/> Gelächter – ich meine nicht unglücklich wegen der mangelnden Orden, sondern wegen der Gruppe. Meine Herren, eine solche Schöpfung zerstört zu bekommen! Vom Wahnsinn! Von der Verblendung! Ich würde gradezu – verrückt!</p> <p>Alle Orden! Alle! rief man im Gegentheil und fast im Unisono. Alle!</p> <p>Der kluge Hofmaler ließ sich nicht werfen. Nein, nur schwarzer, einfacher Frack! Unserer sieben! Wir wählen die Deputation oder cooptiren! Um 8 Uhr früh versammeln wir uns hier! Wir nehmen drüben die nöthigen Droschken und überfallen den Alten, wenn er eben gefrühstückt hat!</p> <p>Nichts störte das Project. Sieben angesehene Männer, Gerichtsräthe und Bauräthe, im schwarzen Frack bei fünf Grad Kälte –!</p> <p>Aber nur vier Stühle sind im Atelier! sagte Omma lachend.</p> <p>Schon hörte man im Geist die feierliche Ansprache des redegewandten kleinen Monarchen der hierortigen Künstlerwelt, der bereits etwas hervorquellen ließ von seiner Ueberfülle an Gedankenstoff und ausrief: Menschen, es liegt ja so viel Saat des Göttlichen in uns! Man wecke es doch nur! Warum legen wir nur so viel Mist darauf, als könnte das Schöne nur durch Ueberwinterung </p> </div> </body> </text> </TEI> [302/0308]
Gelächter – ich meine nicht unglücklich wegen der mangelnden Orden, sondern wegen der Gruppe. Meine Herren, eine solche Schöpfung zerstört zu bekommen! Vom Wahnsinn! Von der Verblendung! Ich würde gradezu – verrückt!
Alle Orden! Alle! rief man im Gegentheil und fast im Unisono. Alle!
Der kluge Hofmaler ließ sich nicht werfen. Nein, nur schwarzer, einfacher Frack! Unserer sieben! Wir wählen die Deputation oder cooptiren! Um 8 Uhr früh versammeln wir uns hier! Wir nehmen drüben die nöthigen Droschken und überfallen den Alten, wenn er eben gefrühstückt hat!
Nichts störte das Project. Sieben angesehene Männer, Gerichtsräthe und Bauräthe, im schwarzen Frack bei fünf Grad Kälte –!
Aber nur vier Stühle sind im Atelier! sagte Omma lachend.
Schon hörte man im Geist die feierliche Ansprache des redegewandten kleinen Monarchen der hierortigen Künstlerwelt, der bereits etwas hervorquellen ließ von seiner Ueberfülle an Gedankenstoff und ausrief: Menschen, es liegt ja so viel Saat des Göttlichen in uns! Man wecke es doch nur! Warum legen wir nur so viel Mist darauf, als könnte das Schöne nur durch Ueberwinterung
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877/308>, abgerufen am 16.02.2025. |