Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.

Bild:
<< vorherige Seite

für Monsieur Althing füllen, woran ihn jedoch dieser verhinderte.

Graf Udo schien in trüber Stimmung. Er runzelte die Stirn und sagte: Sie erinnern mich an mein Unglück, daß ich an dem herrlichen Kriege nicht habe theilnehmen können. Ich war gerade in der Südsee und wurde zum zweiten Male krank -! Meine Krankheit brachte mich immer tiefer in die Diplomatie. Wo ich Reconvaleszent sein mußte, sorgte mein guter Oheim dafür, daß ich es als Generalconsul war! Schade, die Erbschaft bringt mich wieder aus der Carriere heraus. Auch hält Ada alle Diplomaten für geborene Heuchler. Da werde ich diesen Weg aufgeben müssen und meinen Dank dem Staate leider nicht abtragen können.

Ada war des Grafen durch besondere Umstände testamentarisch verfügte Braut.

Graf Udo ging hin und her. Sein Aeußeres stellte eine von der Natur bevorzugte Persönlichkeit dar. Er glich dem zürnenden Sonnengott in jener Nische des römischen Belvedere, vor dem wir Alle mit der Frage gestanden haben: Was will der ernste Blick des so mächtig ausschreitenden Gottes sagen? Der röthlichblonde üppige Bart und das kurze helllockige Haar (Farbe des Bartes und des Haupthaares widersprachen sich) paßte freilich nicht zu dem antiken Bilde. Aber ein

für Monsieur Althing füllen, woran ihn jedoch dieser verhinderte.

Graf Udo schien in trüber Stimmung. Er runzelte die Stirn und sagte: Sie erinnern mich an mein Unglück, daß ich an dem herrlichen Kriege nicht habe theilnehmen können. Ich war gerade in der Südsee und wurde zum zweiten Male krank –! Meine Krankheit brachte mich immer tiefer in die Diplomatie. Wo ich Reconvaleszent sein mußte, sorgte mein guter Oheim dafür, daß ich es als Generalconsul war! Schade, die Erbschaft bringt mich wieder aus der Carriere heraus. Auch hält Ada alle Diplomaten für geborene Heuchler. Da werde ich diesen Weg aufgeben müssen und meinen Dank dem Staate leider nicht abtragen können.

Ada war des Grafen durch besondere Umstände testamentarisch verfügte Braut.

Graf Udo ging hin und her. Sein Aeußeres stellte eine von der Natur bevorzugte Persönlichkeit dar. Er glich dem zürnenden Sonnengott in jener Nische des römischen Belvedere, vor dem wir Alle mit der Frage gestanden haben: Was will der ernste Blick des so mächtig ausschreitenden Gottes sagen? Der röthlichblonde üppige Bart und das kurze helllockige Haar (Farbe des Bartes und des Haupthaares widersprachen sich) paßte freilich nicht zu dem antiken Bilde. Aber ein

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0033" n="27"/>
für Monsieur Althing füllen, woran ihn jedoch dieser verhinderte. </p>
        <p>Graf Udo schien in trüber Stimmung. Er runzelte die Stirn und sagte: Sie erinnern mich an mein Unglück, daß ich an dem herrlichen Kriege nicht habe theilnehmen können. Ich war gerade in der Südsee und wurde zum zweiten Male krank &#x2013;! Meine Krankheit brachte mich immer tiefer in die Diplomatie. Wo ich Reconvaleszent sein mußte, sorgte mein guter Oheim dafür, daß ich es als Generalconsul war! Schade, die Erbschaft bringt mich wieder aus der Carriere heraus. Auch hält Ada alle Diplomaten für geborene Heuchler. Da werde ich diesen Weg aufgeben müssen und meinen Dank dem Staate leider nicht abtragen können. </p>
        <p>Ada war des Grafen durch besondere Umstände testamentarisch verfügte Braut. </p>
        <p>Graf Udo ging hin und her. Sein Aeußeres stellte eine von der Natur bevorzugte Persönlichkeit dar. Er glich <ref xml:id="TEXTdemzuernendenBISBelvedere" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLdemzuernendenBISBelvedere">dem zürnenden Sonnengott in jener Nische des römischen Belvedere</ref>, vor dem wir Alle mit der Frage gestanden haben: Was will der ernste Blick des so mächtig ausschreitenden Gottes sagen? Der röthlichblonde üppige Bart und das kurze helllockige Haar (Farbe des Bartes und des Haupthaares widersprachen sich) paßte freilich nicht zu dem antiken Bilde. Aber ein
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[27/0033] für Monsieur Althing füllen, woran ihn jedoch dieser verhinderte. Graf Udo schien in trüber Stimmung. Er runzelte die Stirn und sagte: Sie erinnern mich an mein Unglück, daß ich an dem herrlichen Kriege nicht habe theilnehmen können. Ich war gerade in der Südsee und wurde zum zweiten Male krank –! Meine Krankheit brachte mich immer tiefer in die Diplomatie. Wo ich Reconvaleszent sein mußte, sorgte mein guter Oheim dafür, daß ich es als Generalconsul war! Schade, die Erbschaft bringt mich wieder aus der Carriere heraus. Auch hält Ada alle Diplomaten für geborene Heuchler. Da werde ich diesen Weg aufgeben müssen und meinen Dank dem Staate leider nicht abtragen können. Ada war des Grafen durch besondere Umstände testamentarisch verfügte Braut. Graf Udo ging hin und her. Sein Aeußeres stellte eine von der Natur bevorzugte Persönlichkeit dar. Er glich dem zürnenden Sonnengott in jener Nische des römischen Belvedere, vor dem wir Alle mit der Frage gestanden haben: Was will der ernste Blick des so mächtig ausschreitenden Gottes sagen? Der röthlichblonde üppige Bart und das kurze helllockige Haar (Farbe des Bartes und des Haupthaares widersprachen sich) paßte freilich nicht zu dem antiken Bilde. Aber ein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-02-19T12:27:44Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2014-02-19T12:27:44Z)
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. Yx 17781-1<a>) (2013-07-01T14:33:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet
  • Druckfehler: dokumentiert
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet
  • Kustoden: nicht gekennzeichnet
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877/33
Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877/33>, abgerufen am 26.04.2024.