Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.

Bild:
<< vorherige Seite

immer nur kurz. Es kam Alarm - wir mußten auf Posten.

Graf Udo, im schwarzen Trauerkleide vom Kopf bis zu den Füßen, ernst und sinnend, schlank wie Ottomar, aber hochblond und mit gelocktem Haar, machte eine düstere Miene.

Ottomar lächelte gezwungen und meinte: Die Germanen sind leider so! Für manche unserer Mitcombattanten hatte sich der Feldzug in eine großartige Verpflegungsfrage verwandelt! Die Lebensmittelanschaffung trat durch die allgemeine menschliche Natur immer in den Vordergrund!

Graf Udo sagte ernst: Wie schwungvoll muß der Geist der Mehrheit und der Führer in diesem Kriege gewesen sein, wenn die heilige Sache unter diesem Rückfall in unser altes germanisches Landsknechtwesen nicht gelitten hat -!

Na natürlich! war die platteste Zustimmung, wie man sie von Baron von Forbeck nur erwarten konnte.

Jetzt erst entdeckte Ottomar, daß auf einem Tische in einer Ecke eine Flasche Wein mit zwei Gläsern stand. Das eine Glas war voll und schien nicht angerührt. Das andere hatte dagegen unfehlbar die Absicht, den ganzen Inhalt der Flasche aufzunehmen. Doch der Franzose brachte schnell ein drittes Glas und wollte dies

immer nur kurz. Es kam Alarm – wir mußten auf Posten.

Graf Udo, im schwarzen Trauerkleide vom Kopf bis zu den Füßen, ernst und sinnend, schlank wie Ottomar, aber hochblond und mit gelocktem Haar, machte eine düstere Miene.

Ottomar lächelte gezwungen und meinte: Die Germanen sind leider so! Für manche unserer Mitcombattanten hatte sich der Feldzug in eine großartige Verpflegungsfrage verwandelt! Die Lebensmittelanschaffung trat durch die allgemeine menschliche Natur immer in den Vordergrund!

Graf Udo sagte ernst: Wie schwungvoll muß der Geist der Mehrheit und der Führer in diesem Kriege gewesen sein, wenn die heilige Sache unter diesem Rückfall in unser altes germanisches Landsknechtwesen nicht gelitten hat –!

Na natürlich! war die platteste Zustimmung, wie man sie von Baron von Forbeck nur erwarten konnte.

Jetzt erst entdeckte Ottomar, daß auf einem Tische in einer Ecke eine Flasche Wein mit zwei Gläsern stand. Das eine Glas war voll und schien nicht angerührt. Das andere hatte dagegen unfehlbar die Absicht, den ganzen Inhalt der Flasche aufzunehmen. Doch der Franzose brachte schnell ein drittes Glas und wollte dies

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0032" n="26"/>
immer nur kurz. Es kam Alarm &#x2013; wir mußten auf Posten. </p>
        <p>Graf Udo, im schwarzen Trauerkleide vom Kopf bis zu den Füßen, ernst und sinnend, schlank wie Ottomar, aber hochblond und mit gelocktem Haar, machte eine düstere Miene. </p>
        <p>Ottomar lächelte gezwungen und meinte: Die Germanen sind leider so! Für manche unserer Mitcombattanten hatte sich der Feldzug in eine großartige Verpflegungsfrage verwandelt! Die Lebensmittelanschaffung trat durch die allgemeine menschliche Natur immer in den Vordergrund! </p>
        <p>Graf Udo sagte ernst: Wie schwungvoll muß der Geist der Mehrheit und der Führer in diesem Kriege gewesen sein, wenn die heilige Sache unter diesem Rückfall in unser altes germanisches Landsknechtwesen nicht gelitten hat &#x2013;! </p>
        <p>Na natürlich! war die platteste Zustimmung, wie man sie von Baron von Forbeck nur erwarten konnte. </p>
        <p>Jetzt erst entdeckte Ottomar, daß auf einem Tische in einer Ecke eine Flasche Wein mit zwei Gläsern stand. Das eine Glas war voll und schien nicht angerührt. Das andere hatte dagegen unfehlbar die Absicht, den ganzen Inhalt der Flasche aufzunehmen. Doch der Franzose brachte schnell ein drittes Glas und wollte dies
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[26/0032] immer nur kurz. Es kam Alarm – wir mußten auf Posten. Graf Udo, im schwarzen Trauerkleide vom Kopf bis zu den Füßen, ernst und sinnend, schlank wie Ottomar, aber hochblond und mit gelocktem Haar, machte eine düstere Miene. Ottomar lächelte gezwungen und meinte: Die Germanen sind leider so! Für manche unserer Mitcombattanten hatte sich der Feldzug in eine großartige Verpflegungsfrage verwandelt! Die Lebensmittelanschaffung trat durch die allgemeine menschliche Natur immer in den Vordergrund! Graf Udo sagte ernst: Wie schwungvoll muß der Geist der Mehrheit und der Führer in diesem Kriege gewesen sein, wenn die heilige Sache unter diesem Rückfall in unser altes germanisches Landsknechtwesen nicht gelitten hat –! Na natürlich! war die platteste Zustimmung, wie man sie von Baron von Forbeck nur erwarten konnte. Jetzt erst entdeckte Ottomar, daß auf einem Tische in einer Ecke eine Flasche Wein mit zwei Gläsern stand. Das eine Glas war voll und schien nicht angerührt. Das andere hatte dagegen unfehlbar die Absicht, den ganzen Inhalt der Flasche aufzunehmen. Doch der Franzose brachte schnell ein drittes Glas und wollte dies

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-02-19T12:27:44Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2014-02-19T12:27:44Z)
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. Yx 17781-1<a>) (2013-07-01T14:33:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet
  • Druckfehler: dokumentiert
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet
  • Kustoden: nicht gekennzeichnet
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877/32
Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877/32>, abgerufen am 23.11.2024.