Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite
Von den persönl. Verhältnissen d. Regenten etc.
§. 7.
Uebrige persönliche Verhältnisse.

Ausserdem können die Souverains noch in verschie-
dene andere persönliche Verhältnisse gegen einander
kommen, die aber blos von verschiedenen Zufällen ab-
hangen und gröstenteils nicht in das Völkerrecht gehö-
ren. So wurde z. B. König Heinrich IV. in Frank-
reich für sich und seine Nachkommen von der Republik
Venedig naturalisirt a]. Ein nicht unwichtiger Punct
ist noch die Erbrechung ihrer Briefe und Nachstechung
der Sigille, wodurch der eine zuweilen hinter die Ge-
heimnisse des andern zu kommen sucht. Nach Mo-
sers
b] Meinung wird dieses Unternehmen zwar öffent-
lich gemisbilligt, pflegt aber doch häufig zu geschehen.

a] Lettres du Cardinal d'Ossat Tom. IV. p. 206. edit.
d'Amst.
1732.
b] Erste Grundlehren S. 50.
§. 8.
Befreiungen der Privatgüter.

Die persönlichen Freiheiten der Souverains in
einem fremden Territorium erstrecken sich nicht auf die
unbeweglichen Güter, welche er daselbst als Privat-
person besitzt a]. In Ansehung dieser muß er sich den
Landesgesetzen unterwerfen b]. Die beweglichen Güter
aber, welche ein Souverain durch des andern Terri-
torium schaffen läßt, sind dem Herkommen nach, auf
vorherige Anzeige, aller Abgaben frey. Die Schul-
den der Regenten werden wie andere Ansprüche behan-
delt, und es ist etwas seltenes, daß einer für des an-

dern
Von den perſoͤnl. Verhaͤltniſſen d. Regenten ꝛc.
§. 7.
Uebrige perſoͤnliche Verhaͤltniſſe.

Auſſerdem koͤnnen die Souverains noch in verſchie-
dene andere perſoͤnliche Verhaͤltniſſe gegen einander
kommen, die aber blos von verſchiedenen Zufaͤllen ab-
hangen und groͤſtenteils nicht in das Voͤlkerrecht gehoͤ-
ren. So wurde z. B. Koͤnig Heinrich IV. in Frank-
reich fuͤr ſich und ſeine Nachkommen von der Republik
Venedig naturaliſirt a]. Ein nicht unwichtiger Punct
iſt noch die Erbrechung ihrer Briefe und Nachſtechung
der Sigille, wodurch der eine zuweilen hinter die Ge-
heimniſſe des andern zu kommen ſucht. Nach Mo-
ſers
b] Meinung wird dieſes Unternehmen zwar oͤffent-
lich gemisbilligt, pflegt aber doch haͤufig zu geſchehen.

a] Lettres du Cardinal d’Oſſat Tom. IV. p. 206. edit.
d’Amſt.
1732.
b] Erſte Grundlehren S. 50.
§. 8.
Befreiungen der Privatguͤter.

Die perſoͤnlichen Freiheiten der Souverains in
einem fremden Territorium erſtrecken ſich nicht auf die
unbeweglichen Guͤter, welche er daſelbſt als Privat-
perſon beſitzt a]. In Anſehung dieſer muß er ſich den
Landesgeſetzen unterwerfen b]. Die beweglichen Guͤter
aber, welche ein Souverain durch des andern Terri-
torium ſchaffen laͤßt, ſind dem Herkommen nach, auf
vorherige Anzeige, aller Abgaben frey. Die Schul-
den der Regenten werden wie andere Anſpruͤche behan-
delt, und es iſt etwas ſeltenes, daß einer fuͤr des an-

dern
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0496" n="482"/>
          <fw place="top" type="header">Von den per&#x017F;o&#x0364;nl. Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;en d. Regenten &#xA75B;c.</fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 7.<lb/><hi rendition="#g">Uebrige per&#x017F;o&#x0364;nliche Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e</hi>.</head><lb/>
            <p>Au&#x017F;&#x017F;erdem ko&#x0364;nnen die Souverains noch in ver&#x017F;chie-<lb/>
dene andere per&#x017F;o&#x0364;nliche Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e gegen einander<lb/>
kommen, die aber blos von ver&#x017F;chiedenen Zufa&#x0364;llen ab-<lb/>
hangen und gro&#x0364;&#x017F;tenteils nicht in das Vo&#x0364;lkerrecht geho&#x0364;-<lb/>
ren. So wurde z. B. Ko&#x0364;nig Heinrich <hi rendition="#aq">IV.</hi> in Frank-<lb/>
reich fu&#x0364;r &#x017F;ich und &#x017F;eine Nachkommen von der Republik<lb/>
Venedig naturali&#x017F;irt <hi rendition="#aq"><hi rendition="#sup">a</hi></hi>]. Ein nicht unwichtiger Punct<lb/>
i&#x017F;t noch die Erbrechung ihrer Briefe und Nach&#x017F;techung<lb/>
der Sigille, wodurch der eine zuweilen hinter die Ge-<lb/>
heimni&#x017F;&#x017F;e des andern zu kommen &#x017F;ucht. Nach <hi rendition="#fr">Mo-<lb/>
&#x017F;ers</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#sup">b</hi></hi>] Meinung wird die&#x017F;es Unternehmen zwar o&#x0364;ffent-<lb/>
lich gemisbilligt, pflegt aber doch ha&#x0364;ufig zu ge&#x017F;chehen.</p><lb/>
            <note place="end" n="a]"><hi rendition="#aq">Lettres du Cardinal <hi rendition="#i">d&#x2019;O&#x017F;&#x017F;at</hi> Tom. IV. p. 206. edit.<lb/>
d&#x2019;Am&#x017F;t.</hi> 1732.</note><lb/>
            <note place="end" n="b]">Er&#x017F;te Grundlehren S. 50.</note>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 8.<lb/><hi rendition="#g">Befreiungen der Privatgu&#x0364;ter</hi>.</head><lb/>
            <p>Die per&#x017F;o&#x0364;nlichen Freiheiten der Souverains in<lb/>
einem fremden Territorium er&#x017F;trecken &#x017F;ich nicht auf die<lb/>
unbeweglichen Gu&#x0364;ter, welche er da&#x017F;elb&#x017F;t als Privat-<lb/>
per&#x017F;on be&#x017F;itzt <hi rendition="#aq"><hi rendition="#sup">a</hi></hi>]. In An&#x017F;ehung die&#x017F;er muß er &#x017F;ich den<lb/>
Landesge&#x017F;etzen unterwerfen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#sup">b</hi></hi>]. Die beweglichen Gu&#x0364;ter<lb/>
aber, welche ein Souverain durch des andern Terri-<lb/>
torium &#x017F;chaffen la&#x0364;ßt, &#x017F;ind dem Herkommen nach, auf<lb/>
vorherige Anzeige, aller Abgaben frey. Die Schul-<lb/>
den der Regenten werden wie andere An&#x017F;pru&#x0364;che behan-<lb/>
delt, und es i&#x017F;t etwas &#x017F;eltenes, daß einer fu&#x0364;r des an-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">dern</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[482/0496] Von den perſoͤnl. Verhaͤltniſſen d. Regenten ꝛc. §. 7. Uebrige perſoͤnliche Verhaͤltniſſe. Auſſerdem koͤnnen die Souverains noch in verſchie- dene andere perſoͤnliche Verhaͤltniſſe gegen einander kommen, die aber blos von verſchiedenen Zufaͤllen ab- hangen und groͤſtenteils nicht in das Voͤlkerrecht gehoͤ- ren. So wurde z. B. Koͤnig Heinrich IV. in Frank- reich fuͤr ſich und ſeine Nachkommen von der Republik Venedig naturaliſirt a]. Ein nicht unwichtiger Punct iſt noch die Erbrechung ihrer Briefe und Nachſtechung der Sigille, wodurch der eine zuweilen hinter die Ge- heimniſſe des andern zu kommen ſucht. Nach Mo- ſers b] Meinung wird dieſes Unternehmen zwar oͤffent- lich gemisbilligt, pflegt aber doch haͤufig zu geſchehen. a] Lettres du Cardinal d’Oſſat Tom. IV. p. 206. edit. d’Amſt. 1732. b] Erſte Grundlehren S. 50. §. 8. Befreiungen der Privatguͤter. Die perſoͤnlichen Freiheiten der Souverains in einem fremden Territorium erſtrecken ſich nicht auf die unbeweglichen Guͤter, welche er daſelbſt als Privat- perſon beſitzt a]. In Anſehung dieſer muß er ſich den Landesgeſetzen unterwerfen b]. Die beweglichen Guͤter aber, welche ein Souverain durch des andern Terri- torium ſchaffen laͤßt, ſind dem Herkommen nach, auf vorherige Anzeige, aller Abgaben frey. Die Schul- den der Regenten werden wie andere Anſpruͤche behan- delt, und es iſt etwas ſeltenes, daß einer fuͤr des an- dern

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792/496
Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792, S. 482. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792/496>, abgerufen am 21.12.2024.