Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787.Von dem Völkerrecht überhaupt, Man erwäge z. B. das marokkauische Verbot von 1780.gegen England und andere christliche Nazionen Europens, Spanien und Frankreich ausgenommen, wegen des Einlau- fens ihrer Schiffe in die Häfen, und dessen Abänderung zum Nachtheil Spaniens im folgenden Jahre; Hyder-Ali's Kriegsmanifest gegen England von 1780; die Behandlung des Deys zu Algier gegen den türkischen Gesandten 1782. u. s. w. Das natürliche nothwendige Völkerrecht bleibt indes auch auf diese anwendbar, und das freiwillige eben- fals, wenn sie mit andern in geselschaftlichen Verbindun- gen stehen. §. 17. Quellen desselben a] Verträge. Die erste und zuverlässigste Quelle des besondern *] Io. Aug. Hellfeld de fontibus iuris, quo illustres vtun- tur vor Struvii Jurisprudentia heroica. §. 18. b] Herkommen. Die algemeinen Begriffe des Herkommens sind schon tet
Von dem Voͤlkerrecht uͤberhaupt, Man erwaͤge z. B. das marokkauiſche Verbot von 1780.gegen England und andere chriſtliche Nazionen Europens, Spanien und Frankreich ausgenommen, wegen des Einlau- fens ihrer Schiffe in die Haͤfen, und deſſen Abaͤnderung zum Nachtheil Spaniens im folgenden Jahre; Hyder-Ali’s Kriegsmanifeſt gegen England von 1780; die Behandlung des Deys zu Algier gegen den tuͤrkiſchen Geſandten 1782. u. ſ. w. Das natuͤrliche nothwendige Voͤlkerrecht bleibt indes auch auf dieſe anwendbar, und das freiwillige eben- fals, wenn ſie mit andern in geſelſchaftlichen Verbindun- gen ſtehen. §. 17. Quellen deſſelben a] Vertraͤge. Die erſte und zuverlaͤſſigſte Quelle des beſondern *] Io. Aug. Hellfeld de fontibus iuris, quo illuſtres vtun- tur vor Struvii Jurisprudentia heroica. §. 18. b] Herkommen. Die algemeinen Begriffe des Herkommens ſind ſchon tet
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Von dem Voͤlkerrecht uͤberhaupt,
*]
Man erwaͤge z. B. das marokkauiſche Verbot von 1780.
gegen England und andere chriſtliche Nazionen Europens,
Spanien und Frankreich ausgenommen, wegen des Einlau-
fens ihrer Schiffe in die Haͤfen, und deſſen Abaͤnderung
zum Nachtheil Spaniens im folgenden Jahre; Hyder-Ali’s
Kriegsmanifeſt gegen England von 1780; die Behandlung
des Deys zu Algier gegen den tuͤrkiſchen Geſandten 1782.
u. ſ. w. Das natuͤrliche nothwendige Voͤlkerrecht bleibt
indes auch auf dieſe anwendbar, und das freiwillige eben-
fals, wenn ſie mit andern in geſelſchaftlichen Verbindun-
gen ſtehen.
§. 17.
Quellen deſſelben
a] Vertraͤge.
Die erſte und zuverlaͤſſigſte Quelle des beſondern
europaͤiſchen Voͤlkerrechts machen die unter den europaͤi-
ſchen Staaten errichteten ausdruͤcklichen Vertraͤge aus
[deren Erforderniſſe weiter unten vorkommen werden].
Da es aber keine algemeinen Vertraͤge giebt, die von
allen, oder auch nur den mehreſten europaͤiſchen Nazio-
nen geſchloſſen waͤren, ſo iſt dieſes Vertragsrecht keines-
weges algemein, ſondern nur fuͤr dieienigen Voͤlker ver-
bindlich, welche dergleichen Vertraͤge errichtet, oder
durch ihren Beitritt anerkant haben.
*] Io. Aug. Hellfeld de fontibus iuris, quo illuſtres vtun-
tur vor Struvii Jurisprudentia heroica.
§. 18.
b] Herkommen.
Die algemeinen Begriffe des Herkommens ſind ſchon
§. 9. feſtgeſezt worden. Die europaͤiſchen Staaten ha-
ben, wie nicht zu laͤugnen iſt, unter ſich gewiſſe Gewon-
heiten eingefuͤhrt, die ſie als Geſetze von allen beobach-
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Zitationshilfe: | Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht01_1787/54>, abgerufen am 22.02.2025. |