herut un lustert an de Döre, un hört alles; da lät he de beiden an en Galgen hängen un den einen givt he de jungeste Dochter; un da trok ik en paar gläserne Schohe an, und da stott ik an en Stein, da segd et; klink! da wären se caput.
6. Der König vom goldenen Berg.
Ein Kaufmann, der hatte zwei Kinder, einen Buben und ein Mädchen, die waren beide noch klein und konnten noch nicht laufen. Es gingen aber zwei reichbeladene Schiffe von ihm auf dem Meer, und sein ganzes Vermögen war darin, und wie er meinte, dadurch viel Geld zu gewinnen, kam die Nachricht, sie wären versun- ken. Da war er nun statt eines reichen Mannes ein armer Mann und hatte nichts mehr übrig, als einen Acker vor der Stadt; um sich nun sein Unglück ein bischen aus den Gedanken zu schla- gen, ging er dahinaus. Und wie er da so auf und abging, stand auf einmal ein kleines schwar- zes Männchen neben ihm und fragte, warum er so traurig wäre und was er sich so sehr zu Herzen nähme. Da sprach der Kaufmann: "wenn du mir helfen könntest, wollt' ich dir es wohl sagen." -- Wer weiß, sagte das schwarze Männchen, sag' mir's nur, vielleicht helf' ich dir." Da erzählte
herut un luſtert an de Doͤre, un hoͤrt alles; da laͤt he de beiden an en Galgen haͤngen un den einen givt he de jungeſte Dochter; un da trok ik en paar glaͤſerne Schohe an, und da ſtott ik an en Stein, da ſegd et; klink! da waͤren ſe caput.
6. Der Koͤnig vom goldenen Berg.
Ein Kaufmann, der hatte zwei Kinder, einen Buben und ein Maͤdchen, die waren beide noch klein und konnten noch nicht laufen. Es gingen aber zwei reichbeladene Schiffe von ihm auf dem Meer, und ſein ganzes Vermoͤgen war darin, und wie er meinte, dadurch viel Geld zu gewinnen, kam die Nachricht, ſie waͤren verſun- ken. Da war er nun ſtatt eines reichen Mannes ein armer Mann und hatte nichts mehr uͤbrig, als einen Acker vor der Stadt; um ſich nun ſein Ungluͤck ein bischen aus den Gedanken zu ſchla- gen, ging er dahinaus. Und wie er da ſo auf und abging, ſtand auf einmal ein kleines ſchwar- zes Maͤnnchen neben ihm und fragte, warum er ſo traurig waͤre und was er ſich ſo ſehr zu Herzen naͤhme. Da ſprach der Kaufmann: „wenn du mir helfen koͤnnteſt, wollt’ ich dir es wohl ſagen.“ — Wer weiß, ſagte das ſchwarze Maͤnnchen, ſag’ mir’s nur, vielleicht helf’ ich dir.“ Da erzaͤhlte
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herut un luſtert an de Doͤre, un hoͤrt alles; da
laͤt he de beiden an en Galgen haͤngen un den
einen givt he de jungeſte Dochter; un da trok ik
en paar glaͤſerne Schohe an, und da ſtott ik an
en Stein, da ſegd et; klink! da waͤren ſe caput.
6.
Der Koͤnig vom goldenen Berg.
Ein Kaufmann, der hatte zwei Kinder,
einen Buben und ein Maͤdchen, die waren beide
noch klein und konnten noch nicht laufen. Es
gingen aber zwei reichbeladene Schiffe von ihm
auf dem Meer, und ſein ganzes Vermoͤgen war
darin, und wie er meinte, dadurch viel Geld zu
gewinnen, kam die Nachricht, ſie waͤren verſun-
ken. Da war er nun ſtatt eines reichen Mannes
ein armer Mann und hatte nichts mehr uͤbrig,
als einen Acker vor der Stadt; um ſich nun ſein
Ungluͤck ein bischen aus den Gedanken zu ſchla-
gen, ging er dahinaus. Und wie er da ſo auf
und abging, ſtand auf einmal ein kleines ſchwar-
zes Maͤnnchen neben ihm und fragte, warum er
ſo traurig waͤre und was er ſich ſo ſehr zu Herzen
naͤhme. Da ſprach der Kaufmann: „wenn du
mir helfen koͤnnteſt, wollt’ ich dir es wohl ſagen.“
— Wer weiß, ſagte das ſchwarze Maͤnnchen, ſag’
mir’s nur, vielleicht helf’ ich dir.“ Da erzaͤhlte
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/65>, abgerufen am 18.11.2024.
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