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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826.

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III. laut u. ablaut. verlorne starke verba.
prust (pectus) alts. brustjan (erumpere) zu fallen scheinen,
(das knospende, vorbrechende?), wenn nicht das altn.
briost (pectus) brysti (pectusculum) auf die formel iust,
aust, ust (conj. IX.) wiese. -- nr. 453. altn. gnesta (stre-
pere) gnist (stridor) allein Biörn hat gueist, was zur conj.
VIII führt und dann auch gneisti (scintilla) alth. kneisto
erzeugen kann, vgl. nhd. gnistern (von sprühenden
funken). --

[isk, ask, usk] nr. 454. alth. dreskan (triturare);
goth. githrask (tritura); nnl. dorschen (triturare) -- nr.
455. alth. leskan (extingui); leskjan (extinguere).

[aiht, aht, auht] nr. 460. alth. vehtan (pugnare)
kaveht und vehta (pugna) ags. gefeoht (bellum); nhd.
fuchtel (ensis) -- nr. 461. alth. vlehtan (scirpare) nhd.
geflecht, flechtwerk, flechte. --

[aihs, ahs, auhs] nr. 462. mhd. dehsen (linum fran-
gere, vertere?) was aber sicher abgeleitete bedeutung ist,
auf die verlorene ursprüngliche leiten andere, selbst ver-
dunkelte wörter, zunächst der name des grabenden, wüh-
lenden thiers melis, alth. dahs (woher und nicht umge-
kehrt mlat. taxus, ital. tasso, franz. taisson) welches altn.
greifeingi (? grefingi) schwed. gräf-svein, dän. grävling,
nnl. und plattd. grevinc heißt und wohl vom graben.
Ferner ist das alth. wort egidehsa (lacerta) nhd. eidechse
ags. a-thexe, nnl. age-disse, das von irgend einer eigen-
schaft dieses thiers rühren mag (vielleicht von seinem
hüpfenden gang, da es auch sonst ags. e-fete, schwed.
fyr-fot, dän. fir-ben, hochd. springer heißt) und end-
lich das alth. dihsil (deihsil nach dem nhd. deichsel?) ags.
thixl, thisl (temo) zu erwägen *).


B. verlorne starke verba.

Untergegangene starke verba, d. h. in keiner einzel-
nen mundart wirklich nachweisliche, dürfen vermuthet
werden; das folgt im allgemeinen schon aus der erfah-
rung, daß die früheren mundarten mehr, die späteren

*) Adelung meint, eidechse verleugne nicht das gr. a'ithax, das
aber ein unwort ist, von Erasm. Alberus zur deutung des deut-
schen namens erdichtet. Auffallend sieht im litth. drezas (eidechse)
drezle (deichsel) nebeneinander, so wie grezule (deichsel) gryßte
(flach[s]knoten) von greßti bohren, wenden, winden.

III. laut u. ablaut. verlorne ſtarke verba.
pruſt (pectus) altſ. bruſtjan (erumpere) zu fallen ſcheinen,
(das knoſpende, vorbrechende?), wenn nicht das altn.
brióſt (pectus) bryſti (pectuſculum) auf die formel iuſt,
auſt, uſt (conj. IX.) wieſe. — nr. 453. altn. gnësta (ſtre-
pere) gniſt (ſtridor) allein Biörn hat guîſt, was zur conj.
VIII führt und dann auch gneiſti (ſcintilla) alth. kneiſto
erzeugen kann, vgl. nhd. gniſtern (von ſprühenden
funken). —

[ïſk, aſk, uſk] nr. 454. alth. drëſkan (triturare);
goth. giþraſk (tritura); nnl. dorſchen (triturare) — nr.
455. alth. lëſkan (extingui); leſkjan (extinguere).

[aíht, aht, aúht] nr. 460. alth. vëhtan (pugnare)
kavëht und vëhta (pugna) agſ. gefëoht (bellum); nhd.
fuchtel (enſis) — nr. 461. alth. vlëhtan (ſcirpare) nhd.
geflecht, flechtwerk, flechte. —

[aíhſ, ahſ, aúhſ] nr. 462. mhd. dëhſen (linum fran-
gere, vertere?) was aber ſicher abgeleitete bedeutung iſt,
auf die verlorene urſprüngliche leiten andere, ſelbst ver-
dunkelte wörter, zunächſt der name des grabenden, wüh-
lenden thiers melis, alth. dahs (woher und nicht umge-
kehrt mlat. taxus, ital. taſſo, franz. taiſſon) welches altn.
greifîngi (? grefingi) ſchwed. gräf-ſvîn, dän. grävling,
nnl. und plattd. grevinc heißt und wohl vom graben.
Ferner iſt das alth. wort egidëhſa (lacerta) nhd. eidechſe
agſ. â-þexe, nnl. age-diſſe, das von irgend einer eigen-
ſchaft dieſes thiers rühren mag (vielleicht von ſeinem
hüpfenden gang, da es auch ſonſt agſ. e-fête, ſchwed.
fŷr-fôt, dän. fir-bên, hochd. ſpringer heißt) und end-
lich das alth. dihſil (dîhſil nach dem nhd. deichſel?) agſ.
þixl, þiſl (temo) zu erwägen *).


B. verlorne ſtarke verba.

Untergegangene ſtarke verba, d. h. in keiner einzel-
nen mundart wirklich nachweiſliche, dürfen vermuthet
werden; das folgt im allgemeinen ſchon aus der erfah-
rung, daß die früheren mundarten mehr, die ſpäteren

*) Adelung meint, eidechſe verleugne nicht das gr. α᾽ίθαξ, das
aber ein unwort iſt, von Eraſm. Alberus zur deutung des deut-
ſchen namens erdichtet. Auffallend ſieht im litth. drezas (eidechſe)
drezle (deichſel) nebeneinander, ſo wie grezule (deichſel) gryſzte
(flach[ſ]knoten) von greſzti bohren, wenden, winden.
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[40/0058] III. laut u. ablaut. verlorne ſtarke verba. pruſt (pectus) altſ. bruſtjan (erumpere) zu fallen ſcheinen, (das knoſpende, vorbrechende?), wenn nicht das altn. brióſt (pectus) bryſti (pectuſculum) auf die formel iuſt, auſt, uſt (conj. IX.) wieſe. — nr. 453. altn. gnësta (ſtre- pere) gniſt (ſtridor) allein Biörn hat guîſt, was zur conj. VIII führt und dann auch gneiſti (ſcintilla) alth. kneiſto erzeugen kann, vgl. nhd. gniſtern (von ſprühenden funken). — [ïſk, aſk, uſk] nr. 454. alth. drëſkan (triturare); goth. giþraſk (tritura); nnl. dorſchen (triturare) — nr. 455. alth. lëſkan (extingui); leſkjan (extinguere). [aíht, aht, aúht] nr. 460. alth. vëhtan (pugnare) kavëht und vëhta (pugna) agſ. gefëoht (bellum); nhd. fuchtel (enſis) — nr. 461. alth. vlëhtan (ſcirpare) nhd. geflecht, flechtwerk, flechte. — [aíhſ, ahſ, aúhſ] nr. 462. mhd. dëhſen (linum fran- gere, vertere?) was aber ſicher abgeleitete bedeutung iſt, auf die verlorene urſprüngliche leiten andere, ſelbst ver- dunkelte wörter, zunächſt der name des grabenden, wüh- lenden thiers melis, alth. dahs (woher und nicht umge- kehrt mlat. taxus, ital. taſſo, franz. taiſſon) welches altn. greifîngi (? grefingi) ſchwed. gräf-ſvîn, dän. grävling, nnl. und plattd. grevinc heißt und wohl vom graben. Ferner iſt das alth. wort egidëhſa (lacerta) nhd. eidechſe agſ. â-þexe, nnl. age-diſſe, das von irgend einer eigen- ſchaft dieſes thiers rühren mag (vielleicht von ſeinem hüpfenden gang, da es auch ſonſt agſ. e-fête, ſchwed. fŷr-fôt, dän. fir-bên, hochd. ſpringer heißt) und end- lich das alth. dihſil (dîhſil nach dem nhd. deichſel?) agſ. þixl, þiſl (temo) zu erwägen *). B. verlorne ſtarke verba. Untergegangene ſtarke verba, d. h. in keiner einzel- nen mundart wirklich nachweiſliche, dürfen vermuthet werden; das folgt im allgemeinen ſchon aus der erfah- rung, daß die früheren mundarten mehr, die ſpäteren *) Adelung meint, eidechſe verleugne nicht das gr. α᾽ίθαξ, das aber ein unwort iſt, von Eraſm. Alberus zur deutung des deut- ſchen namens erdichtet. Auffallend ſieht im litth. drezas (eidechſe) drezle (deichſel) nebeneinander, ſo wie grezule (deichſel) gryſzte (flachſknoten) von greſzti bohren, wenden, winden.

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/58>, abgerufen am 21.11.2024.