und unter d. zeigen sich noch andere berührungen mit dem superlativ.
d) das latein ist reich an ableitenden -ast, -est, -ist, -ust. Die mit -aster verringern den begriff: fili-aster (stiefsohn, vgl. das altn. ver- vorhin s. 363.) poet-aster (dichterling) ole-aster, pin-aster (wilder, schlechter ölbaum, fichten- baum) pull-aster (altn. kykleingr) calv-aster (ein wenig kahl) surd-aster (ein wenig taub) recalv-aster (vornen kahl) und es muß ihrer in der gemeinen sprache noch viel mehrere gegeben haben, wie das romanische beweist. Franz. -atre (f. -astre) mar-atre (noverca) par-atre (no- vercus) roug-atre, bleu-atre, jaun-atre (röthlich, bläu- lich, gelblich) gentil-atre u. a. m. Ich weiß nur die be- deutung des ahd. agal-astra zu vergleichen: schlecht, ge- ring singender vogel. Die lat. adj. -estis, -estris haben nichts verringerndes: agr-estis, silv-estris, camp-estris, ped-estris, equ-estris, alp-estris, vall-estris, terr-estris. Seltner -ister: mag-ister, min-ister, sin-ister; hier schei- nen alte superlative im spiel (vgl. gr. megistos, goth. maists, minnists; aber wie berührt sich sinists, ältester mit sinister link?) nicht in cap-istrum, can-istrum etc. Auf superlative führen ferner die mit -ustus: ven-ustus (altn. vaenstr) ang-ustus, aug-ustus (vgl. auctumnus und ogst), doch nicht -ustris: pal-ustris, lig-ustris, auch nicht -usta: loc-usta. -- Die slav. sprache leitet viele abstracte fem. auf -ost von adj. her (Dobr. institt. p. 302. Vuk p. 23.); adj. auf -st scheinen selten, vgl. russ. rog-ast (magnis cor- nibus) njedr-ist (sinum latum habens) serb. kril-ast (no- tam albam habens) institt. p. 329. --
e) verba der ableitung -st sind selten und setzen subst. gleicher form voraus: ahd. ang-usten O. III. 20, 206. 24, 221; ags. ef-estan, ef-stan (festinare); nnl. og-sten (mes- sem colligere) *) neben herf-ten (f. herfsten) schwed. hoesta; altn. lem-stra (vulnerare); dän. blom-stre (florere).
ableitungen mit SK.
begleitende vocale sind a, i, u; doch i der häufigste.
[ASK] im goth. keine spur; Tacitus hat aber den deutschen eigennamen gann-ascus (ann. XI, 18, 19.). Ahd.
*) altfranz. aouster, aoster (Trist. 1775).
III. conſonantiſche ableitungen. ST.
und unter δ. zeigen ſich noch andere berührungen mit dem ſuperlativ.
δ) das latein iſt reich an ableitenden -aſt, -eſt, -iſt, -uſt. Die mit -aſter verringern den begriff: fili-aſter (ſtiefſohn, vgl. das altn. vër- vorhin ſ. 363.) poët-aſter (dichterling) ole-aſter, pin-aſter (wilder, ſchlechter ölbaum, fichten- baum) pull-aſter (altn. kyklîngr) calv-aſter (ein wenig kahl) ſurd-aſter (ein wenig taub) recalv-aſter (vornen kahl) und es muß ihrer in der gemeinen ſprache noch viel mehrere gegeben haben, wie das romaniſche beweiſt. Franz. -âtre (f. -aſtre) mar-âtre (noverca) par-âtre (no- vercus) roug-âtre, bleu-âtre, jaun-âtre (röthlich, bläu- lich, gelblich) gentil-âtre u. a. m. Ich weiß nur die be- deutung des ahd. âgal-aſtra zu vergleichen: ſchlecht, ge- ring ſingender vogel. Die lat. adj. -eſtis, -eſtris haben nichts verringerndes: agr-eſtis, ſilv-eſtris, camp-eſtris, ped-eſtris, equ-eſtris, alp-eſtris, vall-eſtris, terr-eſtris. Seltner -iſter: mag-iſter, min-iſter, ſin-iſter; hier ſchei- nen alte ſuperlative im ſpiel (vgl. gr. μέγιστος, goth. máiſts, minniſts; aber wie berührt ſich ſiniſts, älteſter mit ſiniſter link?) nicht in cap-iſtrum, can-iſtrum etc. Auf ſuperlative führen ferner die mit -uſtus: ven-uſtus (altn. vænſtr) ang-uſtus, aug-uſtus (vgl. auctumnus und ôgſt), doch nicht -uſtris: pal-uſtris, lig-uſtris, auch nicht -uſta: loc-uſta. — Die ſlav. ſprache leitet viele abſtracte fem. auf -oſt von adj. her (Dobr. inſtitt. p. 302. Vuk p. 23.); adj. auf -ſt ſcheinen ſelten, vgl. ruſſ. rog-aſt (magnis cor- nibus) njedr-iſt (ſinum latum habens) ſerb. kril-aſt (no- tam albam habens) inſtitt. p. 329. —
ε) verba der ableitung -ſt ſind ſelten und ſetzen ſubſt. gleicher form voraus: ahd. ang-uſten O. III. 20, 206. 24, 221; agſ. êf-eſtan, êf-ſtan (feſtinare); nnl. ôg-ſten (meſ- ſem colligere) *) neben herf-ten (f. herfſten) ſchwed. hœſta; altn. lem-ſtra (vulnerare); dän. blom-ſtre (florere).
ableitungen mit SK.
begleitende vocale ſind a, i, u; doch i der häufigſte.
[ASK] im goth. keine ſpur; Tacitus hat aber den deutſchen eigennamen gann-aſcus (ann. XI, 18, 19.). Ahd.
*) altfranz. aouſter, aoſter (Triſt. 1775).
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III. conſonantiſche ableitungen. ST.
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vgl. das altn. vër- vorhin ſ. 363.) poët-aſter (dichterling)
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baum) pull-aſter (altn. kyklîngr) calv-aſter (ein wenig
kahl) ſurd-aſter (ein wenig taub) recalv-aſter (vornen
kahl) und es muß ihrer in der gemeinen ſprache noch
viel mehrere gegeben haben, wie das romaniſche beweiſt.
Franz. -âtre (f. -aſtre) mar-âtre (noverca) par-âtre (no-
vercus) roug-âtre, bleu-âtre, jaun-âtre (röthlich, bläu-
lich, gelblich) gentil-âtre u. a. m. Ich weiß nur die be-
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ring ſingender vogel. Die lat. adj. -eſtis, -eſtris haben
nichts verringerndes: agr-eſtis, ſilv-eſtris, camp-eſtris,
ped-eſtris, equ-eſtris, alp-eſtris, vall-eſtris, terr-eſtris.
Seltner -iſter: mag-iſter, min-iſter, ſin-iſter; hier ſchei-
nen alte ſuperlative im ſpiel (vgl. gr. μέγιστος, goth.
máiſts, minniſts; aber wie berührt ſich ſiniſts, älteſter mit
ſiniſter link?) nicht in cap-iſtrum, can-iſtrum etc. Auf
ſuperlative führen ferner die mit -uſtus: ven-uſtus (altn.
vænſtr) ang-uſtus, aug-uſtus (vgl. auctumnus und ôgſt),
doch nicht -uſtris: pal-uſtris, lig-uſtris, auch nicht -uſta:
loc-uſta. — Die ſlav. ſprache leitet viele abſtracte fem.
auf -oſt von adj. her (Dobr. inſtitt. p. 302. Vuk p. 23.);
adj. auf -ſt ſcheinen ſelten, vgl. ruſſ. rog-aſt (magnis cor-
nibus) njedr-iſt (ſinum latum habens) ſerb. kril-aſt (no-
tam albam habens) inſtitt. p. 329. —
ε) verba der ableitung -ſt ſind ſelten und ſetzen ſubſt.
gleicher form voraus: ahd. ang-uſten O. III. 20, 206. 24,
221; agſ. êf-eſtan, êf-ſtan (feſtinare); nnl. ôg-ſten (meſ-
ſem colligere) *) neben herf-ten (f. herfſten) ſchwed.
hœſta; altn. lem-ſtra (vulnerare); dän. blom-ſtre (florere).
ableitungen mit SK.
begleitende vocale ſind a, i, u; doch i der häufigſte.
[ASK] im goth. keine ſpur; Tacitus hat aber den
deutſchen eigennamen gann-aſcus (ann. XI, 18, 19.). Ahd.
*) altfranz. aouſter, aoſter (Triſt. 1775).
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/390>, abgerufen am 21.12.2024.
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