mouldi-neß; new-neß; righteous-neß; sound-neß; wil- der-neß (aus dem ags. vildeornis, doch vgl. das nnl. wil- der-nis); wit-neß; (wo dem neß i vorausgeht, ist ein adj. auf -y = -ig zu verstehen, z. b. bußi-neß, modi- neß, ags. bys-ig-nes, mod-ig-nes). Die ableitung ist der sprache so gefüge, daß sie auch zu romanischen wörtern tritt, z. b. perfective-neß; perfidious-neß etc. Ja, was bei dieser ableitung sonst und selbst im ags. unerhört scheint, es ist sogar das verbum wit-neß (testificare) ge- wagt worden. --
bemerkungen zu der ableitung SS.
1) daß -nass, -niss, -nuss keine wurzel sei, sich aus -ass, -iss, -uss hervorgethan habe, wurde gleich eingangs gewiesen. In letzteren könnte aber das ss entw. gemina- tion für älteres einfaches s sein, oder assimilation aus hs, sk? Niederdeutsche dialecte wandeln hs in ss (1, 498 vgl. egidehsa, egedesse), nie aber hochdeutsche, welche gleichwohl jenes iss leiden. Für sk stritte, daß sich wirk- lich neben ratissa (aenigma) ratiski doc. 231a ratisca N. 41, 5. vorfindet. Inzwischen ändern selbst niederdeutsche mundarten organ. sk nicht gern in ss, umgekehrt ss in sk sch (hernach unter 3.). Wahrscheinlicher ist mir da- her gemination.
2) im griech. gibt es fem. auf -assa, -issa, z. b. an- assa, thal-assa; basil-issa, kil-issa, mel-issa; meist persönlich, kaum abstract. Hält man dazu die weibl. adj. auf -essa: khari-essa, melito-essa (melitoussa) und die epischen ss in der plur. dativflexion: depassi, belessi, paidessi, nekussi; so unterliegt keinem zweifel, daß auch diese ss erst aus gemination oder assim. entspringen.
3) das latein hat wenige ableitungen -issa: mant-issa, fav-issae, vibr-issae, in denen früher einfaches s gewaltet zu haben scheint; wie in den flexionen -sse (Schn. 443). Romanische sprachen movieren feminina auf -essa, -esse; ital. duch-essa, princip-essa; franz. duch-esse, princ-esse, pretr-esse, pecher-esse; daher das mittellat. duc-issa, co- mit-issa; im span. ungeminiert: duqu-esa, princ-esa. Quelle der form war das lat. -ix, netr-ix, piscatr-ix etc. das nur weiter ausgedehnt wurde. Aus dem roman. ent- lehnte solche fem. das mhd., z. b. prophet-isse Parc. 113a En. 24c 26b dosch-esse Parc. 105b; nach r stehet bloßes -se: suldier-se (altfranz. soudoieresse, soldatenweib); trip- panierse (? meretrix) Parc. 82c und schon in älteren, halb- niederd. glossen: clausener-se, meier-se, tolner-se, mun-
III. conſonantiſche ableitungen. SS.
mouldi-neß; new-neß; righteous-neß; ſound-neß; wil- der-neß (aus dem agſ. vildëornis, doch vgl. das nnl. wil- der-nis); wit-neß; (wo dem neß i vorausgeht, iſt ein adj. auf -y = -ig zu verſtehen, z. b. bußi-neß, môdi- neß, agſ. byſ-ig-nes, môd-ig-nes). Die ableitung iſt der ſprache ſo gefüge, daß ſie auch zu romaniſchen wörtern tritt, z. b. perfective-neß; perfidious-neß etc. Ja, was bei dieſer ableitung ſonſt und ſelbſt im agſ. unerhört ſcheint, es iſt ſogar das verbum wit-neß (teſtificare) ge- wagt worden. —
bemerkungen zu der ableitung SS.
1) daß -naſſ, -niſſ, -nuſſ keine wurzel ſei, ſich aus -aſſ, -iſſ, -uſſ hervorgethan habe, wurde gleich eingangs gewieſen. In letzteren könnte aber das ſſ entw. gemina- tion für älteres einfaches ſ ſein, oder aſſimilation aus hs, ſk? Niederdeutſche dialecte wandeln hs in ſſ (1, 498 vgl. egidëhſa, egedëſſe), nie aber hochdeutſche, welche gleichwohl jenes iſſ leiden. Für ſk ſtritte, daß ſich wirk- lich neben râtiſſa (aenigma) râtiſki doc. 231a râtiſcâ N. 41, 5. vorfindet. Inzwiſchen ändern ſelbſt niederdeutſche mundarten organ. ſk nicht gern in ſſ, umgekehrt ſſ in ſk ſch (hernach unter 3.). Wahrſcheinlicher iſt mir da- her gemination.
2) im griech. gibt es fem. auf -ασσα, -ισσα, z. b. ἄν- ασσα, θάλ-ασσα; βασίλ-ισσα, κίλ-ισσα, μέλ-ισσα; meiſt perſönlich, kaum abſtract. Hält man dazu die weibl. adj. auf -εσσα: χαρί-εσσα, μελιτό-εσσα (μελιτοῦσσα) und die epiſchen σσ in der plur. dativflexion: δέπασσι, βέλεσσι, παίδεσσι, νέκυσσι; ſo unterliegt keinem zweifel, daß auch dieſe ſſ erſt aus gemination oder aſſim. entſpringen.
3) das latein hat wenige ableitungen -iſſa: mant-iſſa, fav-iſſae, vibr-iſſae, in denen früher einfaches ſ gewaltet zu haben ſcheint; wie in den flexionen -ſſe (Schn. 443). Romaniſche ſprachen movieren feminina auf -eſſa, -eſſe; ital. duch-eſſa, princip-eſſa; franz. duch-eſſe, princ-eſſe, prêtr-eſſe, pêcher-eſſe; daher das mittellat. duc-iſſa, co- mit-iſſa; im ſpan. ungeminiert: duqu-eſa, princ-eſa. Quelle der form war das lat. -ix, netr-ix, piſcatr-ix etc. das nur weiter ausgedehnt wurde. Aus dem roman. ent- lehnte ſolche fem. das mhd., z. b. prophet-iſſe Parc. 113a En. 24c 26b doſch-ëſſe Parc. 105b; nach r ſtehet bloßes -ſe: ſuldier-ſe (altfranz. ſoudoiereſſe, ſoldatenweib); trip- panierſe (? meretrix) Parc. 82c und ſchon in älteren, halb- niederd. gloſſen: clûſener-ſe, meier-ſe, tolner-ſe, mun-
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III. conſonantiſche ableitungen. SS.
mouldi-neß; new-neß; righteous-neß; ſound-neß; wil-
der-neß (aus dem agſ. vildëornis, doch vgl. das nnl. wil-
der-nis); wit-neß; (wo dem neß i vorausgeht, iſt ein
adj. auf -y = -ig zu verſtehen, z. b. bußi-neß, môdi-
neß, agſ. byſ-ig-nes, môd-ig-nes). Die ableitung iſt der
ſprache ſo gefüge, daß ſie auch zu romaniſchen wörtern
tritt, z. b. perfective-neß; perfidious-neß etc. Ja, was
bei dieſer ableitung ſonſt und ſelbſt im agſ. unerhört
ſcheint, es iſt ſogar das verbum wit-neß (teſtificare) ge-
wagt worden. —
bemerkungen zu der ableitung SS.
1) daß -naſſ, -niſſ, -nuſſ keine wurzel ſei, ſich aus
-aſſ, -iſſ, -uſſ hervorgethan habe, wurde gleich eingangs
gewieſen. In letzteren könnte aber das ſſ entw. gemina-
tion für älteres einfaches ſ ſein, oder aſſimilation aus
hs, ſk? Niederdeutſche dialecte wandeln hs in ſſ (1, 498
vgl. egidëhſa, egedëſſe), nie aber hochdeutſche, welche
gleichwohl jenes iſſ leiden. Für ſk ſtritte, daß ſich wirk-
lich neben râtiſſa (aenigma) râtiſki doc. 231a râtiſcâ N. 41,
5. vorfindet. Inzwiſchen ändern ſelbſt niederdeutſche
mundarten organ. ſk nicht gern in ſſ, umgekehrt ſſ in ſk
ſch (hernach unter 3.). Wahrſcheinlicher iſt mir da-
her gemination.
2) im griech. gibt es fem. auf -ασσα, -ισσα, z. b. ἄν-
ασσα, θάλ-ασσα; βασίλ-ισσα, κίλ-ισσα, μέλ-ισσα; meiſt
perſönlich, kaum abſtract. Hält man dazu die weibl. adj.
auf -εσσα: χαρί-εσσα, μελιτό-εσσα (μελιτοῦσσα) und die
epiſchen σσ in der plur. dativflexion: δέπασσι, βέλεσσι,
παίδεσσι, νέκυσσι; ſo unterliegt keinem zweifel, daß auch
dieſe ſſ erſt aus gemination oder aſſim. entſpringen.
3) das latein hat wenige ableitungen -iſſa: mant-iſſa,
fav-iſſae, vibr-iſſae, in denen früher einfaches ſ gewaltet
zu haben ſcheint; wie in den flexionen -ſſe (Schn. 443).
Romaniſche ſprachen movieren feminina auf -eſſa, -eſſe;
ital. duch-eſſa, princip-eſſa; franz. duch-eſſe, princ-eſſe,
prêtr-eſſe, pêcher-eſſe; daher das mittellat. duc-iſſa, co-
mit-iſſa; im ſpan. ungeminiert: duqu-eſa, princ-eſa.
Quelle der form war das lat. -ix, netr-ix, piſcatr-ix etc.
das nur weiter ausgedehnt wurde. Aus dem roman. ent-
lehnte ſolche fem. das mhd., z. b. prophet-iſſe Parc. 113a
En. 24c 26b doſch-ëſſe Parc. 105b; nach r ſtehet bloßes
-ſe: ſuldier-ſe (altfranz. ſoudoiereſſe, ſoldatenweib); trip-
panierſe (? meretrix) Parc. 82c und ſchon in älteren, halb-
niederd. gloſſen: clûſener-ſe, meier-ſe, tolner-ſe, mun-
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/346>, abgerufen am 21.11.2024.
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