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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826.

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III. consonantische ableitungen. th.

2) adjectiva,
goth. baj-oths (ambo) Luc. 5, 38., das ahd. pe-de scheint
entsprungen aus pe-ode, vgl. 1, 765; wek-od, weg-od
(intercedens) O. IV. 9, 63? scheint mir der construction
nach sehr wohl für das vorhin angegebene subst. inter-
cessio genommen werden zu dürsen. --

3) verba
dieser ableitung bietet bloß die zweite schw. conj. und
zwar aus masc. der oth-sorm, belege weiß ich nur ahd.
für mittil-odon (mediare) K. 48b und spil-odon (exultare)
ludw. lied. Sofern nun jenen masc. selbst schon schwache
verba unterliegen, müßen die verba zweiter stufe eine
kenntliche modification des begriffs ergeben, vgl. spil-on
(ludere) spil-odon (exultare), aber wie wäre mittil-on,
das ich ahd. nicht nachweisen kann, unterschieden von
mittil-odon? oder wie scutis-on (tremere) von scutis-
odon? Es gebricht an hinreichenden beispielen dieser
bald aussterbenden form, um schranken und lebendige
bedeutung des sprachgebrauchs zu erfaßen.


anmerkungen zu den th-ableitungen überhaupt.

a) viele ableitende th lagen versteckt, d. h. die unter-
suchung muste ihr unwurzelhaftes wesen offenbaren, so
sind nat, sat, vluot, not, nadala, madari, ruodar und ähn-
liche mehr verständigt worden aus nah-ad, sah-ad, vluoh-
ad, noh-ad, nah-adala, mah-adari, ruoh-adar. Meist
habe ich h als die weggefallene spirans aufgestellt; es
kann aber nach verschiedenheit der mundart auch v und
j ausgeworfen sein, vgl. die ags. blov-an, rov-an, mhd.
bluej-en, ruej-en; seltner scheint hier s, doch vgl. hveo-
da mit hveos-an, d. h. es entspringt aus hveos-da,
hveos-ada. Die ableitung th hat es mit der ableitung m
(oben s. 145.) gemein, daß sich hauptsächlich vor ihnen
die unterdrückung der wurzelhaften spirans ereignet,
bisweilen an derselben wurzel bei beiden, wodurch sie
licht aufeinander werfen. Aus der wurzel liuh-an
entspringen die gleichbedeutigen liuh-ama (leo-ma, lio-
mi) und liuh-ath; aus teih-an die gleichbedeutigen teih-
ama (tei-ma, tei-mi) und teih-ath (tei-d, zei-t); aus kei-an
(germinare) kei-ma (cheim-o) und kei-aths (chei-d) oder
war die wurzel keis-an, keis-ama, keis-aths?; aus heiv-
an, heih-an hai-ms und hai-thi (praedium); aus sai-an

III. conſonantiſche ableitungen. þ.

2) adjectiva,
goth. baj-ôþs (ambo) Luc. 5, 38., das ahd. pê-dê ſcheint
entſprungen aus pê-ôdê, vgl. 1, 765; wëk-ôd, wëg-ôd
(intercedens) O. IV. 9, 63? ſcheint mir der conſtruction
nach ſehr wohl für das vorhin angegebene ſubſt. inter-
ceſſio genommen werden zu dürſen. —

3) verba
dieſer ableitung bietet bloß die zweite ſchw. conj. und
zwar aus maſc. der ôþ-ſorm, belege weiß ich nur ahd.
für mittil-ôdôn (mediare) K. 48b und ſpil-ôdôn (exultare)
ludw. lied. Sofern nun jenen maſc. ſelbſt ſchon ſchwache
verba unterliegen, müßen die verba zweiter ſtufe eine
kenntliche modification des begriffs ergeben, vgl. ſpil-ôn
(ludere) ſpil-ôdôn (exultare), aber wie wäre mittil-ôn,
das ich ahd. nicht nachweiſen kann, unterſchieden von
mittil-ôdôn? oder wie ſcutiſ-ôn (tremere) von ſcutiſ-
ôdôn? Es gebricht an hinreichenden beiſpielen dieſer
bald ausſterbenden form, um ſchranken und lebendige
bedeutung des ſprachgebrauchs zu erfaßen.


anmerkungen zu den þ-ableitungen überhaupt.

a) viele ableitende þ lagen verſteckt, d. h. die unter-
ſuchung muſte ihr unwurzelhaftes weſen offenbaren, ſo
ſind nât, ſât, vluot, nôt, nâdala, mâdâri, ruodar und ähn-
liche mehr verſtändigt worden aus nâh-ad, ſâh-ad, vluoh-
ad, nôh-ad, nâh-adala, mâh-adâri, ruoh-adar. Meiſt
habe ich h als die weggefallene ſpirans aufgeſtellt; es
kann aber nach verſchiedenheit der mundart auch v und
j ausgeworfen ſein, vgl. die agſ. blôv-an, rôv-an, mhd.
bluej-en, ruej-en; ſeltner ſcheint hier ſ, doch vgl. hvëó-
ða mit hvëóſ-an, d. h. es entſpringt aus hvëóſ-ða,
hvëóſ-aða. Die ableitung þ hat es mit der ableitung m
(oben ſ. 145.) gemein, daß ſich hauptſächlich vor ihnen
die unterdrückung der wurzelhaften ſpirans ereignet,
bisweilen an derſelben wurzel bei beiden, wodurch ſie
licht aufeinander werfen. Aus der wurzel liuh-an
entſpringen die gleichbedeutigen liuh-ama (lëó-ma, lió-
mi) und liuh-aþ; aus teih-an die gleichbedeutigen teih-
ama (tî-ma, tî-mi) und teih-aþ (tî-ð, zî-t); aus kei-an
(germinare) kei-ma (chîm-o) und kei-aþs (chî-d) oder
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an, heih-an hái-ms und hái-þi (praedium); aus ſái-an

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[258/0276] III. conſonantiſche ableitungen. þ. 2) adjectiva, goth. baj-ôþs (ambo) Luc. 5, 38., das ahd. pê-dê ſcheint entſprungen aus pê-ôdê, vgl. 1, 765; wëk-ôd, wëg-ôd (intercedens) O. IV. 9, 63? ſcheint mir der conſtruction nach ſehr wohl für das vorhin angegebene ſubſt. inter- ceſſio genommen werden zu dürſen. — 3) verba dieſer ableitung bietet bloß die zweite ſchw. conj. und zwar aus maſc. der ôþ-ſorm, belege weiß ich nur ahd. für mittil-ôdôn (mediare) K. 48b und ſpil-ôdôn (exultare) ludw. lied. Sofern nun jenen maſc. ſelbſt ſchon ſchwache verba unterliegen, müßen die verba zweiter ſtufe eine kenntliche modification des begriffs ergeben, vgl. ſpil-ôn (ludere) ſpil-ôdôn (exultare), aber wie wäre mittil-ôn, das ich ahd. nicht nachweiſen kann, unterſchieden von mittil-ôdôn? oder wie ſcutiſ-ôn (tremere) von ſcutiſ- ôdôn? Es gebricht an hinreichenden beiſpielen dieſer bald ausſterbenden form, um ſchranken und lebendige bedeutung des ſprachgebrauchs zu erfaßen. anmerkungen zu den þ-ableitungen überhaupt. a) viele ableitende þ lagen verſteckt, d. h. die unter- ſuchung muſte ihr unwurzelhaftes weſen offenbaren, ſo ſind nât, ſât, vluot, nôt, nâdala, mâdâri, ruodar und ähn- liche mehr verſtändigt worden aus nâh-ad, ſâh-ad, vluoh- ad, nôh-ad, nâh-adala, mâh-adâri, ruoh-adar. Meiſt habe ich h als die weggefallene ſpirans aufgeſtellt; es kann aber nach verſchiedenheit der mundart auch v und j ausgeworfen ſein, vgl. die agſ. blôv-an, rôv-an, mhd. bluej-en, ruej-en; ſeltner ſcheint hier ſ, doch vgl. hvëó- ða mit hvëóſ-an, d. h. es entſpringt aus hvëóſ-ða, hvëóſ-aða. Die ableitung þ hat es mit der ableitung m (oben ſ. 145.) gemein, daß ſich hauptſächlich vor ihnen die unterdrückung der wurzelhaften ſpirans ereignet, bisweilen an derſelben wurzel bei beiden, wodurch ſie licht aufeinander werfen. Aus der wurzel liuh-an entſpringen die gleichbedeutigen liuh-ama (lëó-ma, lió- mi) und liuh-aþ; aus teih-an die gleichbedeutigen teih- ama (tî-ma, tî-mi) und teih-aþ (tî-ð, zî-t); aus kei-an (germinare) kei-ma (chîm-o) und kei-aþs (chî-d) oder war die wurzel keiſ-an, keiſ-ama, keiſ-aþs?; aus heiv- an, heih-an hái-ms und hái-þi (praedium); aus ſái-an

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/276>, abgerufen am 21.12.2024.