Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826.

Bild:
<< vorherige Seite
III. laut u. ablaut. verbliebene starke verba.

Wurzeln zweiter classe (mit doppelter consonanz)
dulden nur kurzen vocal (a, i, u) vor sich; die verbin-
dung der consonanten selbst wäre auf mannigfalte weise
möglich, allein die sprache erkennt bloß folgende wur-
zelhafte fälle an: 1) die geminationen Il, mm, nn, rr;
pp, tt, kk. 2) die liquiden verbindungen lm, lp, lb, lf, lv,
lt, ld, lth, ls, lk, lg, lh; mp, mb, mf, ms; nt, nd, nth,
ns, nk, ng; rm, rn, rp, rb, rf, rt, rd, rth, rs, rk, rg,
rh. 3) außerdem noch: ft, fs, zd, zg, sp, st, sk, ht,
hs. -- Dieselben consonanzen treten nun in der zwölf-
ten conjugation vor, mit ausnahme von lm, rm, mb,
mf, ms, ls, zd, zg, welche sich auf doppelte art besei-
tigen laßen, theils können starke verba ausgestorben,
theils mögen einzelne solcher verbindungen deutlich aus
ableitungsbuchstaben nachzuweisen sein. Außer der
zwölften stehet doppelte consonanz nur sehr selten in
andern conjugationen, nämlich in VII. ask und abs in
X. esk, est, eht, ehs, welche darum auch allmählig aus
X. in XII. entweichen; die formel ask und ahs kann
sich folglich in VII. und X. (XII.) begegnen. --

Ist es durch die bisherige allgemeine untersuchung
wahrscheinlich geworden, daß die wurzeln mit dem
grundsatze des ablauts, dieser mit der natur der wurzeln
wesentlich in gemeinschaft stehe; so muß das ganze ver-
hältnis nunmehr im einzelnen bewiesen werden. Die
erörterung zerfällt in drei abtheilungen, insofern das ab-
lautende verbum wirklich (sei es in einer einzelnen deut-
schen sprache, sei es in allen) vorhanden, oder das ver-
lorne nur aus der wortbildung zu folgern ist, oder end-
lich die verwaiste wurzel keinen sichern schluß auf das
verlorne verbum mehr gestattet.

A. verbliebene starke verba.

die nummern beziehen sich auf das register theil 1, 1023-
1030; zugetrelene ableitungsbuchstaben bleiben hier un-
berücksichtigt. Umlaute und andere der ablautslehre
gleichgültige vocalveränderungen werden für jede mund-
art aus dem ersten buche vorausgesetzt; die einzelnen ab-
laute in jeder wortreihe scheide ich durch ein semicolon.
Warum die 65 ersten nummern übergangen sind, weist
sich in der sechsten schlußanmerkung aus.

[al, ol] nr. 66. altn. ala (nutrire, generare) goth.
aljan (saginare) aljan (vigor) alth. ellan, altn. eljan (la-
bor) alth. alt (vetus, d. i. adultus, vegetus). -- nr. 67.

III. laut u. ablaut. verbliebene ſtarke verba.

Wurzeln zweiter claſſe (mit doppelter conſonanz)
dulden nur kurzen vocal (a, i, u) vor ſich; die verbin-
dung der conſonanten ſelbſt wäre auf mannigfalte weiſe
möglich, allein die ſprache erkennt bloß folgende wur-
zelhafte fälle an: 1) die geminationen Il, mm, nn, rr;
pp, tt, kk. 2) die liquiden verbindungen lm, lp, lb, lf, lv,
lt, ld, lþ, ls, lk, lg, lh; mp, mb, mf, mſ; nt, nd, nþ,
nſ, nk, ng; rm, rn, rp, rb, rf, rt, rd, rþ, rſ, rk, rg,
rh. 3) außerdem noch: ft, fſ, zd, zg, ſp, ſt, ſk, ht,
hſ. — Dieſelben conſonanzen treten nun in der zwölf-
ten conjugation vor, mit ausnahme von lm, rm, mb,
mf, mſ, lſ, zd, zg, welche ſich auf doppelte art beſei-
tigen laßen, theils können ſtarke verba ausgeſtorben,
theils mögen einzelne ſolcher verbindungen deutlich aus
ableitungsbuchſtaben nachzuweiſen ſein. Außer der
zwölften ſtehet doppelte conſonanz nur ſehr ſelten in
andern conjugationen, nämlich in VII. aſk und abſ in
X. ëſk, ëſt, eht, ëhſ, welche darum auch allmählig aus
X. in XII. entweichen; die formel aſk und ahſ kann
ſich folglich in VII. und X. (XII.) begegnen. —

Iſt es durch die bisherige allgemeine unterſuchung
wahrſcheinlich geworden, daß die wurzeln mit dem
grundſatze des ablauts, dieſer mit der natur der wurzeln
weſentlich in gemeinſchaft ſtehe; ſo muß das ganze ver-
hältnis nunmehr im einzelnen bewieſen werden. Die
erörterung zerfällt in drei abtheilungen, inſofern das ab-
lautende verbum wirklich (ſei es in einer einzelnen deut-
ſchen ſprache, ſei es in allen) vorhanden, oder das ver-
lorne nur aus der wortbildung zu folgern iſt, oder end-
lich die verwaiſte wurzel keinen ſichern ſchluß auf das
verlorne verbum mehr geſtattet.

A. verbliebene ſtarke verba.

die nummern beziehen ſich auf das regiſter theil 1, 1023-
1030; zugetrelene ableitungsbuchſtaben bleiben hier un-
berückſichtigt. Umlaute und andere der ablautslehre
gleichgültige vocalveränderungen werden für jede mund-
art aus dem erſten buche vorausgeſetzt; die einzelnen ab-
laute in jeder wortreihe ſcheide ich durch ein ſemicolon.
Warum die 65 erſten nummern übergangen ſind, weiſt
ſich in der ſechſten ſchlußanmerkung aus.

[al, ôl] nr. 66. altn. ala (nutrire, generare) goth.
aljan (ſaginare) aljan (vigor) alth. ellan, altn. eljan (la-
bor) alth. alt (vetus, d. i. adultus, vegetus). — nr. 67.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0026" n="8"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">III. <hi rendition="#i">laut u. ablaut. verbliebene &#x017F;tarke verba.</hi></hi> </fw><lb/>
          <p>Wurzeln zweiter cla&#x017F;&#x017F;e (mit doppelter con&#x017F;onanz)<lb/>
dulden nur kurzen vocal (a, i, u) vor &#x017F;ich; die verbin-<lb/>
dung der con&#x017F;onanten &#x017F;elb&#x017F;t wäre auf mannigfalte wei&#x017F;e<lb/>
möglich, allein die &#x017F;prache erkennt bloß folgende wur-<lb/>
zelhafte fälle an: 1) die geminationen Il, mm, nn, rr;<lb/>
pp, tt, kk. 2) die liquiden verbindungen lm, lp, lb, lf, lv,<lb/>
lt, ld, lþ, ls, lk, lg, lh; mp, mb, mf, m&#x017F;; nt, nd, nþ,<lb/>
n&#x017F;, nk, ng; rm, rn, rp, rb, rf, rt, rd, rþ, r&#x017F;, rk, rg,<lb/>
rh. 3) außerdem noch: ft, f&#x017F;, zd, zg, &#x017F;p, &#x017F;t, &#x017F;k, ht,<lb/>
h&#x017F;. &#x2014; Die&#x017F;elben con&#x017F;onanzen treten nun in der zwölf-<lb/>
ten conjugation vor, mit ausnahme von lm, rm, mb,<lb/>
mf, m&#x017F;, l&#x017F;, zd, zg, welche &#x017F;ich auf doppelte art be&#x017F;ei-<lb/>
tigen laßen, theils können &#x017F;tarke verba ausge&#x017F;torben,<lb/>
theils mögen einzelne &#x017F;olcher verbindungen deutlich aus<lb/>
ableitungsbuch&#x017F;taben nachzuwei&#x017F;en &#x017F;ein. Außer der<lb/>
zwölften &#x017F;tehet doppelte con&#x017F;onanz nur &#x017F;ehr &#x017F;elten in<lb/>
andern conjugationen, nämlich in VII. a&#x017F;k und ab&#x017F; in<lb/>
X. ë&#x017F;k, ë&#x017F;t, eht, ëh&#x017F;, welche darum auch allmählig aus<lb/>
X. in XII. entweichen; die formel a&#x017F;k und ah&#x017F; kann<lb/>
&#x017F;ich folglich in VII. und X. (XII.) begegnen. &#x2014;</p><lb/>
          <p>I&#x017F;t es durch die bisherige allgemeine unter&#x017F;uchung<lb/>
wahr&#x017F;cheinlich geworden, daß die wurzeln mit dem<lb/>
grund&#x017F;atze des ablauts, die&#x017F;er mit der natur der wurzeln<lb/><hi rendition="#i">we&#x017F;entlich</hi> in gemein&#x017F;chaft &#x017F;tehe; &#x017F;o muß das ganze ver-<lb/>
hältnis nunmehr im einzelnen bewie&#x017F;en werden. Die<lb/>
erörterung zerfällt in drei abtheilungen, in&#x017F;ofern das ab-<lb/>
lautende verbum wirklich (&#x017F;ei es in einer einzelnen deut-<lb/>
&#x017F;chen &#x017F;prache, &#x017F;ei es in allen) vorhanden, oder das ver-<lb/>
lorne nur aus der wortbildung zu folgern i&#x017F;t, oder end-<lb/>
lich die verwai&#x017F;te wurzel keinen &#x017F;ichern &#x017F;chluß auf das<lb/>
verlorne verbum mehr ge&#x017F;tattet.</p><lb/>
          <div n="3">
            <head>A. <hi rendition="#i">verbliebene &#x017F;tarke verba.</hi></head><lb/>
            <p>die nummern beziehen &#x017F;ich auf das regi&#x017F;ter theil 1, 1023-<lb/>
1030; zugetrelene ableitungsbuch&#x017F;taben bleiben hier un-<lb/>
berück&#x017F;ichtigt. Umlaute und andere der ablautslehre<lb/>
gleichgültige vocalveränderungen werden für jede mund-<lb/>
art aus dem er&#x017F;ten buche vorausge&#x017F;etzt; die einzelnen ab-<lb/>
laute in jeder wortreihe &#x017F;cheide ich durch ein &#x017F;emicolon.<lb/>
Warum die 65 er&#x017F;ten nummern übergangen &#x017F;ind, wei&#x017F;t<lb/>
&#x017F;ich in der &#x017F;ech&#x017F;ten &#x017F;chlußanmerkung aus.</p><lb/>
            <p>[<hi rendition="#i">al</hi>, <hi rendition="#i">ôl</hi>] nr. 66. altn. ala (nutrire, generare) goth.<lb/>
aljan (&#x017F;aginare) aljan (vigor) alth. ellan, altn. eljan (la-<lb/>
bor) alth. alt (vetus, d. i. adultus, vegetus). &#x2014; nr. 67.<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[8/0026] III. laut u. ablaut. verbliebene ſtarke verba. Wurzeln zweiter claſſe (mit doppelter conſonanz) dulden nur kurzen vocal (a, i, u) vor ſich; die verbin- dung der conſonanten ſelbſt wäre auf mannigfalte weiſe möglich, allein die ſprache erkennt bloß folgende wur- zelhafte fälle an: 1) die geminationen Il, mm, nn, rr; pp, tt, kk. 2) die liquiden verbindungen lm, lp, lb, lf, lv, lt, ld, lþ, ls, lk, lg, lh; mp, mb, mf, mſ; nt, nd, nþ, nſ, nk, ng; rm, rn, rp, rb, rf, rt, rd, rþ, rſ, rk, rg, rh. 3) außerdem noch: ft, fſ, zd, zg, ſp, ſt, ſk, ht, hſ. — Dieſelben conſonanzen treten nun in der zwölf- ten conjugation vor, mit ausnahme von lm, rm, mb, mf, mſ, lſ, zd, zg, welche ſich auf doppelte art beſei- tigen laßen, theils können ſtarke verba ausgeſtorben, theils mögen einzelne ſolcher verbindungen deutlich aus ableitungsbuchſtaben nachzuweiſen ſein. Außer der zwölften ſtehet doppelte conſonanz nur ſehr ſelten in andern conjugationen, nämlich in VII. aſk und abſ in X. ëſk, ëſt, eht, ëhſ, welche darum auch allmählig aus X. in XII. entweichen; die formel aſk und ahſ kann ſich folglich in VII. und X. (XII.) begegnen. — Iſt es durch die bisherige allgemeine unterſuchung wahrſcheinlich geworden, daß die wurzeln mit dem grundſatze des ablauts, dieſer mit der natur der wurzeln weſentlich in gemeinſchaft ſtehe; ſo muß das ganze ver- hältnis nunmehr im einzelnen bewieſen werden. Die erörterung zerfällt in drei abtheilungen, inſofern das ab- lautende verbum wirklich (ſei es in einer einzelnen deut- ſchen ſprache, ſei es in allen) vorhanden, oder das ver- lorne nur aus der wortbildung zu folgern iſt, oder end- lich die verwaiſte wurzel keinen ſichern ſchluß auf das verlorne verbum mehr geſtattet. A. verbliebene ſtarke verba. die nummern beziehen ſich auf das regiſter theil 1, 1023- 1030; zugetrelene ableitungsbuchſtaben bleiben hier un- berückſichtigt. Umlaute und andere der ablautslehre gleichgültige vocalveränderungen werden für jede mund- art aus dem erſten buche vorausgeſetzt; die einzelnen ab- laute in jeder wortreihe ſcheide ich durch ein ſemicolon. Warum die 65 erſten nummern übergangen ſind, weiſt ſich in der ſechſten ſchlußanmerkung aus. [al, ôl] nr. 66. altn. ala (nutrire, generare) goth. aljan (ſaginare) aljan (vigor) alth. ellan, altn. eljan (la- bor) alth. alt (vetus, d. i. adultus, vegetus). — nr. 67.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/26
Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/26>, abgerufen am 21.12.2024.